The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
verbracht,
den Pick-up zu schrubben. Wie gesagt, gab es den Rest der Woche keine Schule.
DONNERSTAG: Wie jede freie Gelegenheit nutzte ich den Donnerstag aus, um am
Pick-up zu arbeiten.
FREITAG fuhren Gilbert und ich (als Fahrer) zu einem See. Die Familie hat dort
ein Trailer, und in diesem müssen wir die Rohre entwässern, damit sie nicht
gefrieren und platzen. Na ja, leider hat wohl jemand vergessen den Wasserhahn
der Badewanne richtig zu schließen: Alles stand unter Wasser, und das wohl
schon seit Wochen! Schade um das schöne mobile Haus. Da erwartet meine
Gasteltern ja noch viel Arbeit. Insgesamt fuhr ich sechs Stunden auf der
Interstate I-40. Die I-40 ist eine der meistgenutzten Autobahnen in den USA.
Sie verbindet Ost- und Westküste, genauer gesagt Los Angeles und den
Bundesstaat South Carolina, und ist
2554 Miles (4137 Kilometer)
lang. Mit 100 Kilometern pro Stunde und manueller Gangschaltung, aber mit
Cruise Control (automatisches Halten der Geschwindigkeit) brachte ich den
gelben Pick-up erfolgreich ans Ziel. An diesem Tag habe ich sehr viele
Fahrmanöver gelernt. Ein bisschen mangelt es noch am Schalten und am
Stadtfahren.
Am Abend ging es noch auf eine kleine Party in einem drei Kilometer entfernten
Dorf.
SAMSTAG besuchte ich meine sechste von insgesamt zwölf Gastgeschwistern, etwa
30 Minuten von Albuquerque entfernt. Ein Familienmitglied kam aus New York
zurück, und auch dies wurde gefeiert. Ich habe auch eine Austauschschülerin aus
Oldenburg getroffen.
SONNTAG habe ich in bitterer Kälte am Pick-up gearbeitet, diesmal am Getriebe
und den Armaturen.
MONTAG gab es das letzte Mal Fahrschule. Nun, nach 62 Theoriestunden, muss ich
meine 50 Fahrstunden zusammenkriegen. 23 habe ich schon.
Die Schule war schon um 9:30 Uhr zu Ende, da es wieder Schneefall gab. Wir
haben hier jetzt minus zehn Grad bei sechs Zentimetern Schnee. Im TV zeigt ein
Laufband des regionalen Fernsehsenders derzeitige Wetterwarnungen und deswegen
geschlossene Schulen an. Schulen schließen schon bei kleinem Schneefall.
Paulina aus Hongkong hat das erste Mal in ihrem Leben echten Schnee gesehen! Da
muss ich an eine tragische Geschichte erinnern, die sich vor ein paar Jahren in
den Bergen hier abgespielt hat: Eine Jugendgruppe, darunter ein
Austauschschüler, der das erste Mal Schnee sah, spielte im Schnee. Plötzlich
zog sich der Schüler die Kleidung vom Leibe und rannte in den Schnee ... man
fand ihn drei Wochen später erfroren. Verhängnisvoller Freudensprung. Das ist
schon wieder so eine gruselige Geschichte meines Geschichtslehrers, ob man es
nun glaubt oder nicht.
Santa
Claus the Fighter
Sonntag, 5. Dezember, 20:48 Uhr
Hallo!
Weihnachtsfieber überall. Das
heißt dicke Prozente in der Werbung. Vor den Kaufhäusern bilden sich an einigen
Tagen kilometerlange Schlangen.
Die Woche über war nicht viel los. Ich habe eine Art Referat in US History und
Spanisch gehalten. Thema war das alte Mayareich Mexikos; ich war ja selbst da.
Mein Notendurchschnitt liegt bei 2,1. Die Estancia High School gilt als eine
normale Schule: wenig Hausaufgaben, manchmal Freistunden etc.
Wenn ich in Albuquerque bin, sieht man einen riesigen Unterschied zur
Lebensweise der Menschen. Fahrzeuge werden hier generell länger genutzt als in
Europa – deshalb also die vielen alten und legendären VW-Busse! Ist New Mexico
nun Amerika oder Mexiko? Komplette Mischung. Gilbert erzählte mir, dass, als er
und Navolena in New York waren, einige Leute dachten, dass New Mexico zu Mexiko
gehört und nicht ein offizieller Bundesstaat der USA ist. Sehr nett!
DONNERSTAG hatte das Militär kostenlos einen „Charaktertest“
angeboten. Auf Papier hieß es drei Stunden Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Mein Ergebnis kommt im Januar. Wehrdienst gibt es nicht, aber viele Leute haben
aus Familientradition beim Militär gearbeitet. Viele, mit denen ich gesprochen
habe, waren auch in Deutschland üben und lernen. Germany wird von vielen als
der schönste Ort ihrer Militärzeit beschrieben.
FREITAG begann die Basketballsaison. Die Estancia Bears verloren trotz „Dirk
Nowitzki“ alias Austauschschüler Lars. Ein paar Schüler hatten mich auf eine
Party eingeladen, aber das Basketballspiel war nicht einmal zu Ende, schon roch
es nach Marihuana. Da ich mein teures Austauschjahr jetzt noch nicht beenden
will, lehnte ich die Einladung dankend ab.
SAMSTAG ging es zum Einkaufen: Ich brachte Schuhe zurück, da diese absolut
nicht wintertauglich waren. Als Gilbert und
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