The Black Club, London - 3
sich in Rage, glaubte, ihn auf ihrer Seite zu haben, und wurde in ihrer Hoffnung jäh enttäuscht.
„Also, Miss Hope, übertreiben Sie nicht. Wir sind hier in keinem Horrorfilm.“
„Oh.“
„Egal wie scheußlich Damian Black Ihnen erscheinen mag, es ändert nichts daran, dass er vom Verkauf überzeugt werden muss. Highfield ist wichtiger als jeder Ekel, den Sie anscheinend so inbrünstig empfinden. Wir können es uns nicht leisten, deswegen einen Mandanten zu verlieren. Wenn Sie weiterhin bei uns arbeiten möchten, dann sollten Sie sich etwas einfallen lassen.“
„Aber, Mr. Roxburgh, ich weiß nicht …“
„Dann denken Sie nach, Miss Hope“, unterbrach er sie unwirsch. „Sie sind eine Frau – wenn auch nicht gerade die attraktivste, die ich kenne“, er musterte sie mit abschätzendem Blick, „aber selbst Sie werden Ihre Reize haben, die Sie in irgendeiner Weise zum Einsatz bringen können.“
Libba hätte nicht geglaubt, dass ihr Gesicht eine noch tiefere Röte annehmen konnte. Sie schnappte hörbar nach Luft. Gerade wollte sie ihm eine passende Antwort geben, da betrat ein offensichtlich äußerst unzufriedener Russell Roxburgh den Raum.
„Oh, Dad“, sagte Jason mit gespielter Fröhlichkeit, „gut, dass du vorbeischaust. Miss Hope macht sehr interessante Fortschritte in der Highfield Sache.“
Russell hob eine Augenbraue. Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er weder von der Aussage seines Sohnes noch von den Fähigkeiten ihrer neuen Anwältin überzeugt war. Er blieb neben dem Schreibtisch stehen, die Hände, wie üblich, in den Hosentaschen vergraben.
„Ich hatte gerade einen Anruf von Peter Field.“ Der Klang seiner Stimme hätte kaum finsterer sein können. Libba wusste, dass es sich bei Peter Field um den Junior-Chef von Highfield handelte. Sie hatte die Akte studiert.
„Offenbar erhielt Mr. Field heute am frühen Morgen eine Drohung von Mr. Black - diesem verfluchten Nachtclub-Besitzer. Ich möchte, dass Sie sich darum kümmern.“ Er heftete seinen Blick auf Libba. „Schaffen Sie mir diesen Black aus dem Weg. Völlig gleich, wie Sie das anstellen. Aber Sie sollten es schnell erledigen. Peter Field ist kein geduldiger Mensch – und ich bin es auch nicht.“
„Ich … ich soll …?“ Libba schluckte. „Meinen Sie das wörtlich? Mr. Roxburgh …“
Russell legte den Kopf schief.
„Sie stottern, Miss Hope. Daran sollten Sie arbeiten.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und wollte den Raum verlassen. Er hielt inne, als er das dreckige, schadenfrohe Lachen von Jason vernahm.
„Und du, mein Sohn, werd endlich erwachsen!“ Kurz darauf war Libba in ihrem kleinen Büro. Die Highfield-Akte lag aufgeschlagen auf dem Tisch. Es spielte keine Rolle, wie oft sie die Seiten vor- und zurückblätterte. Sie fand beim besten Willen keinen Rat, was sie anstellen sollte, um den Verkauf über die Bühne zu bringen.
Damian Black würde sich nicht so einfach überzeugen lassen, schon gar nicht aufgrund ihrer nicht vorhandenen weiblichen Reize, wie Jason Roxburgh es so unflätig ausgedrückt hatte. Erschwerend kam hinzu, dass Libba sich vor ihm fürchtete. Ja, sie musste sich sogar eingestehen, eine Wahnsinnsangst vor einer neuen Begegnung zu haben. Wer konnte ahnen, wozu ein solches Monstrum von Mensch fähig wäre?
Ihre Finger trommelten auf der Tischoberfläche. Irgendetwas musste sie tun. Andernfalls könnte sie ihre Sachen packen und ihre erste Anstellung nach dem harten Studium verlieren. Sie hatte Monate und Jahre gekämpft, um ihren Eltern zu beweisen, dass sie mehr konnte, als Kuchen backen und Kaffee ausschenken.
Seit Libba denken konnte, besaß ihre Familie dieses Café in einem kleinen, verschlafenen Nest mitten in Englands Nirgendwo. Tag für Tag gab es dort das gleiche Kaffee- und Kuchenangebot. Die gleichen Gäste und die gleichen Geschichten aus früheren Zeiten. Libba hatte das alles zum Hals herausgehangen. Wie eine Besessene war sie losgezogen, um sich eine Karriere in der bunten Metropole London aufzubauen.
Sie erinnerte sich, wie Russell Roxburgh sie während des Vorstellungsgespräches für ihren Ehrgeiz gelobt hatte – und tief in ihrem Inneren musste dieser noch immer stecken. Er würde ihr helfen, mit Damian Black fertig zu werden. Was hatte sie sich dabei gedacht? Hilflos verloren stand Libba in dem angesagten Londoner Gothic-Shop „Darklight Clothes“.
Dabei hatte sie sich zuvor noch so entspannt und ihrer Sache sicher gefühlt. Hieß es nicht, man
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