The Black Club, London - 3
solle sich mit seinen Feinden verbünden, wenn man sie nicht besiegen kann? Genau das war ihr Plan gewesen – der einzig gute, der ihr hatte einfallen wollen.
Sie hatte die U-Bahn zum Oxford Circus genommen und war weiter in die Carnaby Street gelaufen, wo sich der Laden befand.
Die verdreckten Schaufenster machten kaum etwas her, und auch der Eingang war nicht gerade kundenfreundlich gestaltet. An der Tür hing ein Totenkopfschild mit der Aufschrift „Keep out!“. Sie hätte lieber darauf hören und draußen bleiben sollen.
Nun stand sie auf einem Plüschteppich in einem pink-schwarzen Schachbrettmuster. Wie ein niemals endender Läufer zog sich der Teppich zwischen der Vielzahl an Drehständern entlang. Sie waren vollgestopft mit schwarzer Kleidung. Vereinzelt blitzten Rüschen und Spitzen hervor, selten etwas Farbiges.
Der Wandschmuck des Ladens bestand aus T-Shirts mit anstößigen Sprüchen. In den Ecken hingen große Teddybären mit Ledermasken von den Decken. Sie schienen zu grinsen.
Libba schauderte es bei dem Anblick.
Am hinteren Ende des weitläufigen Innenraumes führte eine Treppe hinauf. Auf einem Schild stand in großen roten Lettern „Peepshow“ geschrieben.
Libba hatte genug gesehen. Es musste noch einen anderen Plan geben.
Sie wollte sich abwenden und fluchtartig den Shop verlassen, da stellte sich ihr eine Verkäuferin zur Seite. Sie war sehr groß und von extrem schlanker Gestalt. Ein schwarzes, eng geschnürtes Korsett vermittelte den Eindruck, als würde es der Frau sämtliche Luft abschnüren. Zu Libbas Überraschung sprach sie jedoch in einem ruhigen und angenehmen Tonfall.
„Darf ich Ihnen etwas Passendes heraussuchen?“
„Nein.“ Libba schüttelte den Kopf. Unbeholfen machte sie einen Schritt zurück. „Nein, es ist schon gut. Ich glaube nicht, dass etwas für mich dabei ist.“
„Warum sind Sie sich so sicher?“ Auf dem blassen, schmalen Gesicht der Frau machte sich ein freundliches Lächeln breit. Ihre Augen waren unglaublich groß und leuchteten in einem hellen Blau. Es gelang ihr mühelos, Libba in ihren Bann zu ziehen. „Ich könnte Ihnen auf Anhieb drei Teile heraussuchen, die wunderbar zu Ihnen passen würden.“
„Meinen Sie wirklich?“ Libba hörte ihre Stimme in ihrem Kopf widerhallen. Es war eine unwirklich scheinende Situation, in der sie sich befand. Nun legte die Frau auch noch eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie sanft, als würde sie genau verstehen, was in Libba vorging.
„Ich meine es nicht nur. Ich weiß, dass es so ist.“
Mit geschickten Handgriffen holte sie besagte drei Teile hervor und führte Libba zu einer der Umkleidekabinen.
„Sie werden sich nicht wiedererkennen.“
Diese Hilflosigkeit. Langsam schälte Libba sich aus ihrem Kostüm. Es war ihr unangenehm. Dieser Laden. Diese Kleidung. Vor allem ihr ungeschicktes Verhalten. Sie brauchte eine halbe Ewigkeit, um sich das Korsett umzulegen und die Ösen an der Vorderseite zu schließen. Dazu hatte die Verkäuferin ihr ein spitzenbesetztes Jackett gegeben, das vorne lediglich mit einem Knopf geschlossen wurde, und in einer Art Schleppe über ihren Po bis zu den Kniekehlen fiel. Nachdem Libba ebenfalls in die schwarze Lackhose geschlüpft war, trat sie aus der Kabine und betrachtete sich mit der Verkäuferin im Spiegel.
Tatsächlich erkannte sie sich nicht wieder. Das Outfit verlieh ihren ausgeprägten weiblichen Rundungen einen gewissen Reiz. Vor allem ihr üppiger Busen kam deutlich zur Geltung.
„Was meinen Sie?“, fragte die Verkäuferin.
„Es ist besser, als ich dachte. Viel besser. Es ist unglaublich.“ Sie fühlte sich sexy. Eine bislang unbekannte Erfahrung. „Ich nehme es.“ Libba war stolz auf ihr neues Outfit und hätte es am liebsten gleich anbehalten. Auf der anderen Seite wollte sie es nicht übertreiben. Am helllichten Tag im Gothic-Style durch London laufen. Sicher wäre sie unter den vielen bunten Gestalten der Stadt kaum aufgefallen. Aber der Gedanke war so irrwitzig und passte nicht zu ihr. Sie musste lachen, als sie mit der Einkaufstüte in der Hand den Shop verließ. Eine eigenartige Form von Selbstbewusstsein machte sich in ihr breit. Sie wusste nicht, woher sie kam und ob es tatsächlich an der Kleidung lag. Sie beschloss, dieses Gefühl zu genießen.
„Damian Black“, sagte sie, „zieh dich warm an. Heute bekommst du Besuch von der neuen Libba.“
Den Abend konnte sie kaum erwarten. Wie durch eine gewaltige magnetische Kraft wurde sie von dem
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