The Black Game Teil 2
sein.“ Er war von der Hofseite lautlos in die Küche getreten. Ich sprang auf und fiel ihm um den Hals.
„Hi, Anya, schön, dich zu sehen“, sagte er, nachdem er mich wieder losgelassen hatte. Ich musterte ihn kritisch und fand ein paar neue graue Haare zwischen den schwarzen. Er schien mir auch ein wenig schmaler geworden zu sein, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Doch seine braunen Augen leuchteten sanft wie eh und je und ich wusste, dass alles in Ordnung war.
„Du siehst Jahr für Jahr besser aus, Sarah.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Sie wollen doch nur, dass ich das Stadtleben aufgebe“, kicherte Sarah.
„Exakt, wann zieht ihr wieder nach Hause? Du warst lang genug in New York, Anya.“ Er zog sich einen Stuhl hervor und nahm am Küchentisch Platz.
„Bald“, entgegnete ich und ließ mich wieder auf meinen Stuhl sinken. „Noch ein paar Tausend Dollar und ich packe meine Sachen. Sarah kommt übrigens mit.“
„Gute Entscheidung, Mädchen, dann weiß ich, dass die Farm in guten Händen ist. Nur ein paar anständige Männer müsst ihr euch noch zulegen. Solche, die auch mit anpacken können. Einen Traktor zu reparieren, ist kein Kinderspiel.“
„Wir arbeiten daran“, sagte Sarah grinsend.
„Das ist gut. Was gibt es zum Abendessen?“ Er wandte sich meiner Mutter zu.
„Ich habe Hühnersuppe gemacht“, sagte sie fürsorglich. „Du siehst seit ein paar Tagen ziemlich abgekämpft aus. Vielleicht solltest du dich nicht so bei George überarbeiten. Er hat schließlich eine eigene Familie, die sich um ihn kümmern kann.“
„Ich weiß, aber die haben doch keine Ahnung, wie man mit einer Kreissäge umgeht.“
Während meine Eltern ausdiskutierten, ob die Familie von George handwerklich begabt war oder nicht, winkte ich Sarah zu, damit wir die Zeit bis zum Abendessen nutzen konnten, um unser Gepäck zu verstauen.
Das Gästezimmer, in dem Sarah schlafen konnte, lag im ersten Stock direkt neben meinem alten Kinderzimmer, in dem ich übernachten würde.
Schnaufend hievte ich Sarahs Koffer nach oben. Ebenso wie die Küche war der Flur orange gestrichen und selbst bei schlechtem Wetter hatte man das Gefühl, dass die Sonne in die Zimmer schien.
„Was hast du alles mitgenommen?“, fragte ich und stellte den Koffer neben dem Bett ab. „Du brauchst hier nur Jeans, Pullover und Gummistiefel.“
„Man muss immer und auf alles vorbereitet sein, vielleicht treffe ich hier einen netten, bodenständigen Mann, der mich gern ausführen möchte“, sagte Sarah, während sie den Inhalt einer Tasche auf dem Bett verteilte.
Ich musterte die schicken Oberteile und Kleider, die sie eingepackt hatte, und war mir sicher, dass sie damit in der hiesigen Bar für Aufregung sorgen würde, aber ob tatsächlich Sarahs Traummann unter den Einwohnern von Mankato lebte, wagte ich zu bezweifeln.
Andererseits wohnte ich schon seit Jahren nicht mehr hier und hatte eigentlich keine Ahnung, wie viele neue Männer, abgesehen von George, nach Mankato gezogen waren.
„Nun erzähl endlich!“, sagte Sarah ganz unvermittelt, nachdem sie ein blassgrün schillerndes Paillettenkleid in den Schrank gehängt hatte.
„Was meinst du?“, fragte ich.
„Ich meine, was passiert ist?“ Sie sah mich prüfend an. „Heute Morgen warst du schlecht drauf, aber während des gesamten Fluges warst du permanent kurz davor, in Tränen auszubrechen.“
Ich wollte schon abwiegeln und Sarah ausweichen, aber sie sah mich so durchdringend an, dass mir meine Ausreden regelrecht im Hals stecken blieben.
„Devon“, sagte ich stockend.
„Was ist mit ihm? Hast du dir endlich überlegt, dass deine Reaktion etwas vorschnell war und du ihm wenigstens die Gelegenheit geben möchtest, zu der ganzen Sache Stellung zu nehmen.“
„Er war heute Vormittag da“, sagte ich leise. „Wir haben über Samstagabend gesprochen.“
„Oh!“ Sarah wirkte überrascht und setzte sich auf die gemusterte Tagesdecke. Sie zog mich am Arm, sodass ich meine steifen Glieder bewegen und mich neben sie sinken lassen musste.
„Was hat er gesagt?“, fragte sie vorsichtig, als ich keine Anstalten machte zu reden.
„Er hat das Black Game aufgegeben“, sagte ich stockend.
„Das sind gute Nachrichten.“ Sarah lächelte mir aufmunternd zu. „Und weiter? Na los, erzähl! Ich muss wissen, was los ist!“
„Er hat es wegen mir aufgegeben, schon seitdem er mich das erste Mal getroffen hat. Er hat gesagt, er wäre in mich verliebt.“
„Oh, wie süß!“
Weitere Kostenlose Bücher