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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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ausbreiten, kann die Schwelle zum Æther zusammenbrechen.
    Als die Erde ihre Schwelle zerbrechen ließ, öffnete sie sich einer höheren Dimension, die wir als Unterwelt bezeichnen, und wo wir leben. Nun sind wir hierhergekommen.« Nashira richtete ihren Blick auf unsere Reihe. »Ihr Menschen habt viele Fehler gemacht. Ihr habt das fruchtbare Land mit Leichen durchsetzt, habt es mit heimatlosen Geistern bevölkert. Und nun gehört es den Rephaim.«
    Ich drehte mich zu Julian um und entdeckte in seinem Blick dieselben Befürchtungen, die mich auch erfasst hatten. Diese Frau musste wahnsinnig sein.
    Noch immer herrschte Schweigen. Nashira Sargas hatte uns völlig gefesselt.
    »Mein Volk, die Rephaim, besteht ausnahmslos aus Sehern. Unter uns gibt es keine Amaurotiker. Seit sich der Spalt zwischen unseren Welten aufgetan hat, mussten wir die Unterwelt mit einer parasitären Rasse teilen, die wir die Emim nennen. Es sind tierische Kreaturen ohne Verstand, die nach menschlichem Fleisch gieren. Wären wir nicht gewesen, hätten sie die Schwelle überschritten und wären hierhergelangt. Sie hätten Jagd auf euch gemacht.«
    Verrückt. Sie war eindeutig verrückt.
    »Ihr alle wurdet von Menschen verhaftet, die in unseren Diensten stehen. Man nennt sie Rotjacken.« Nashira zeigte auf einige Männer und Frauen, alle rot gekleidet, die sich im hinteren Teil der Bibliothek aufgereiht hatten. »Seit unserer Ankunft haben wir viele Seher unter unsere Fittiche genommen. Im Austausch für diesen Schutz formen wir aus euch ein Strafbataillon und bilden euch aus, damit ihr die Emim vernichten und dadurch die ›natürliche‹ Bevölkerung beschützen könnt. Diese Stadt wirkt auf die Kreaturen wie ein Leuchtfeuer, es zieht sie aus der gesamten stofflichen Welt hierher. Wenn sie hier einzudringen drohen, werden Rotjacken gerufen, um sie auszulöschen. Solche Einsätze werden von einer Sirene angekündigt. Das Risiko einer Zerstörung ist hoch.«
    Genauso hoch wie das Risiko, dass das alles nur in meinem Kopf geschieht , dachte ich.
    »Wir bieten euch dieses Schicksal als Alternative zu dem, was Scion zu bieten hat: Tod durch Erhängen oder Ersticken. Oder, wie einige von euch ja bereits erfahren durften, eine lange, finstere Haftstrafe im Tower.«
    In der Reihe hinter mir schluchzte ein Mädchen. Die Gefangenen rechts und links von ihr brachten sie schnell zum Schweigen.
    »Natürlich müssen wir nicht zusammenarbeiten.« Nashira begann, vor der ersten Reihe auf und ab zu wandern. »Als wir hier ankamen, fanden wir eine höchst verwundbare Welt vor. Nur ein geringer Teil der Bevölkerung ist seherisch begabt, und selbst davon verfügen nur wenige über ansatzweise nützliche Fähigkeiten. Wir hätten ebenso gut zusehen können, wie die Emim sich auf euch stürzen. Nach allem, was ihr dieser Welt angetan habt, wäre das sogar gerechtfertigt gewesen.«
    Sebs Finger zerquetschten mir fast die Hand. In meinen Ohren begann es leise zu pfeifen.
    Das war doch lächerlich. Ein blöder Scherz. Oder die Hirnpest. Ja, genau, bestimmt war es die Hirnpest. Scion versuchte uns einzureden, wir wären wahnsinnig geworden. Vielleicht war es so.
    »Aber wir haben Gnade walten lassen. Wir zeigten Mitleid. Wir verhandelten mit euren Herrschern, ausgehend von dieser kleinen Insel. Sie haben uns diese Stadt überlassen, die wir Sheol I tauften, und schickten uns alle zehn Jahre eine bestimmte Anzahl von Sehern. Unsere Hauptquelle ist und bleibt dabei eure Hauptstadt London. In dieser Stadt wurde siebzig Jahre lang am Sicherheitssystem von Scion gearbeitet. Scion hat die Chancen, einen Seher ausfindig zu machen, stark erhöht, sodass er umgesiedelt und in einer neuen Gesellschaft etabliert werden kann, weit weg von den sogenannten Amaurotikern. Als Gegenleistung für diese Dienste haben wir geschworen, eure Welt nicht zu vernichten. Stattdessen planen wir, sie unter unsere Kontrolle zu bringen.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich alles verstand, was sie da verkündete, aber eines war klar: Falls sie die Wahrheit sagte, war Scion nichts anderes als eine Marionettenregierung. Handlanger, die uns verkauft hatten.
    Was mich nicht wirklich überraschte.
    Das Mädchen in der Reihe hinter mir hielt es nicht länger aus. Mit einem erstickten Schrei rannte sie Richtung Ausgang.
    Gegen die Kugel hatte sie keine Chance.
    Überall brach Geschrei aus, und Blut spritzte. Sebs Fingernägel bohrten sich in meine Handfläche. In dem Chaos trat einer der anderen Rephaim

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