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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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Befehle.« Das Mädchen musterte mich abfällig. »Du hast gegen die Regeln verstoßen.«
    »Wollt ihr mich etwa aufhalten?«
    Liss schüttelte warnend den Kopf, aber ich achtete nicht darauf, sondern starrte das Mädchen provozierend an. Die knirschte mit den Zähnen.
    »Tu deine Pflicht, 16.«
    16 war der kleinere der beiden Jungs, allerdings war er ziemlich kräftig. Er packte mich am Handgelenk. Blitzschnell riss ich meinen Arm herum, sodass sein Griff sich löste. Anschließend knallte ich ihm die Faust gegen die Kehle und schubste ihn zu seinem Bruder hinüber.
    »Ich sagte doch, ich kenne den Weg.«
    16 griff sich an den Hals, während der andere Junge sich auf mich stürzte. Ich tauchte unter seinem Arm hinweg, riss einen Fuß hoch und trat ihn in den Bauch. Mein Stiefel versank in einer Fettschicht und nahm ihm die Luft zum Atmen. Das Mädchen schaffte es, mich zu überrumpeln, indem sie mich an den Haaren packte und zog. Mein Kopf prallte gegen die Blechwand. 16 lachte rasselnd, als sein Bruder mich anschließend auf den Boden drückte.
    »Ich denke, dir sollte mal jemand Respekt einbläuen«, sagte er und drückte mir keuchend eine Hand auf den Mund. »Deinem Hüter macht es sicher nichts aus, wenn ich dir schnell noch eine Lektion erteile. Der ist schließlich sowieso nie da.«
    Mit der freien Hand grabschte er mir an die Brust. Offenbar hielt er mich für leichte Beute, ein hilfloses Mädchen. Aber niemand sprang so mit einer Ganovenbraut um. Ich rammte ihm die Stirn mitten auf die Nase. Er fluchte laut. Das Mädchen hielt meine Arme fest. Als ich sie ins Handgelenk biss, kreischte sie los: »Kleine Mistratte!«
    »Lass sie los, Kathryn!« Liss packte ihre Tunika, um sie von mir wegzuzerren. »Was ist nur mit dir los? Hat Kraz dafür gesorgt, dass du dermaßen grausam wirst?«
    »Ich bin erwachsen geworden. Und ich habe keine Lust, so zu sein wie du und im Dreck zu leben.« Kathryn spuckte sie an. »Du bist erbärmlich. Erbärmlicher Clownabschaum.«
    Mein Gegner blutete jetzt stark aus der Nase, gab aber nicht auf. Sein Blut tropfte auf mein Gesicht. Wütend riss er an meiner Tunika, sodass die Nähte platzten. Mit aller Kraft drückte ich gegen seine Brust, mein Geist war kurz davor, aus meinem Körper zu schießen. Ich kämpfte gegen den Impuls an, kämpfte so hart, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
    Plötzlich war Julian da. Seine Augen waren gerötet, und er hatte eine frische Wunde an der Wange. Offenbar hatten sie erst ihn ausgeschaltet, um an die Hütte heranzukommen. Er schlang dem Jungen einen Arm um den Hals und drückte zu. »Verschafft ihr Knochensammler euch so euren Kick, ja?« Noch nie hatte ich ihn wütend erlebt. »Es macht euch wohl an, wenn sie sich so richtig schön wehren, was?«
    »Du bist so gut wie tot, 26«, würgte mein Gegner hervor. »Warte nur, bis dein Hüter das erfährt.«
    »Erzähl es ihr ruhig, na los.«
    Mit zitternden Händen zog ich meine Tunika zurecht. Die Rotjacke hatte beide Arme hochgenommen, um sich zu verteidigen, aber Julian verpasste ihm einen brutalen Kinnhaken. Durch das hervorspritzende Blut färbte sich die Tunika des Jungen noch etwas dunkler. Ein abgebrochenes Stück Zahn flog aus seinem Mund.
    Kathryn holte aus und schlug Liss mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass dieser ein schrilles Wimmern entfuhr. Der Laut erschütterte mich bis ins Mark. Es war wie damals, als Seb geschrien hatte … aber diesmal war es noch nicht zu spät. Ich stemmte mich hoch und wollte Kathryn von den Füßen reißen, aber 16 klammerte sich an meinem Bauch fest. Er war ein Medium, setzte aber keine Geister ein. Er wollte Blut sehen.
    »Suhail«, brüllte er los.
    Der ganze Aufruhr hatte einige Clowns angelockt. In der Menge stand auch eine Weißjacke. Ich erkannte ihn, es war der Junge mit den Zöpfchen, der Gaukler. »Hol Suhail, du kleiner Scheißer«, schnauzte Kathryn ihn an. Inzwischen hatte sie Liss an den Haaren gepackt. »Sofort!«
    Der Junge rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte große, dunkle Augen mit langen Wimpern. Sie blickten völlig unbeteiligt. Ich schüttelte warnend den Kopf.
    »Nein«, sagte er schließlich.
    16 brüllte empört: »Verräter!«
    Das brachte einige der Akrobaten dazu, sich hastig zu verdrücken. Ich versuchte weiter, 16 abzuschütteln, und merkte dabei, dass ich unter meiner Tunika schweißgebadet war. Am Rande meines Gesichtsfelds leuchtete etwas auf.
    Der Ofen. Ich starrte auf die Flammen, die träge über die Bodenbretter

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