The Captain`s Lover 01 - Sklave Seiner Sehnsucht
schlecht, weil er ihm nicht sofort die Wahrheit gesagt hatte.
»Warum hast du ihn nicht gleich angezeigt? Er gehört ins Gefängnis!«
Besänftigend hielt Brayden ihn an den Schultern fest. »Ich kenne den Mann, Richard. Ich konnte mir vorstellen, was er uns antut, wenn ich ihn anzeige. Und mein Verdacht hat sich bestätigt. Carpenter hat gesagt, er werde das mit uns überall verbreiten. Wir wären ruiniert.«
Richard schüttelte Braydens Hände ab. »Du lässt dich von diesem Widerling erpressen? Er hat doch nicht mal Beweise!« Unwirsch fuhr er sich durchs Haar und schüttelte heftig den Kopf. »Brayden, er hat deinen Lebenstraum zerstört und dich dadurch beinahe umgebracht!« Er atmete schwer, war offensichtlich außer sich vor Wut. »Nun - dann ist ja alles klar. Und? Ist es nun zwischen uns vorbei?« »Natürlich nicht!« Brayden umfasste Richards Wangen. »Ich werde dich nie wieder gehen lassen.« Er küsste ihn und legte all seine positiven Gefühle in diese Berührung. Er wollte Richard zeigen, dass nichts und niemand sie je wieder trennen konnte. Tatsächlich schien sich Richard ein wenig zu entspannen, denn er küsste ihn sanft zurück, bevor sie wieder voneinander abließen. »Wir müssen überlegen, wie wir jetzt am geschicktesten vorgehen, Kleiner. Ich bin nur gerade etwas durcheinander, mein ganzes Leben steht Kopf . Ach, ich weiß auch nicht!« Richard seufzte. »Was willst du jetzt tun? Hast du schon eine Idee?«
Rastlos schritt Brayden durch die enge Kajüte und murmelte vor sich hin. »Ich habe Carpenter ebenso in der Hand wie er mich. Immerhin wollte er sich an dir vergehen und er hat die Reederei angezündet.«
»Eine gegenseitige Erpressung also? Na toll!« Brayden sah aus den Augenwinkeln, wie sich Richards Hände zu Fäusten ballten. »Soll er ungeschoren davonkommen? Du hast ihn schon einmal laufen lassen, aber jetzt hat er Brandstiftung begangen! Du hättest tot sein können!« »Richard, ich ... Wir befinden uns in einer Zwickmühle. Ich möchte unsere Beziehung nicht aufs Spiel setzen, für nichts auf der Welt. Ich weiß noch nicht, was ich jetzt mache, ich muss erst darüber
nachdenken. Vielleicht sollte ich aus London weggehen, in eine andere Stadt ziehen. Oder in die Kolonien.«
»Was?« Richard sah ihn mit großen Augen an. »Aber du liebst London!«
Braydens Puls klopfte hektisch; abermals hielt er Richard an den Schultern fest. Die ganze Situation schien ausweglos. »Gib mir Zeit, mir fällt schon was ein.«
Plötzlich wirkte Richard ruhig, ja, beinahe gefasst. »Carpenter ... Wohnt er in London?« »Ja, im ehemaligen Fabrikgebäude in der Mill Street, gleich hier in der Nähe, da sind jetzt Arbeiterwohnungen drin.« Brayden wollte bereits aufatmen, als Richard zischte: »Ich werde dieses Aas umbringen, damit er endlich seine gerechte Strafe erhält und nichts und niemand mehr zwischen uns steht!« Dann küsste er Brayden hart, wisperte: »Ich liebe dich«, und stürmte zur Tür hinaus. »Richard!« Verdammt, er hätte es wissen müssen!
Hastig suchte Brayden seine restliche Kleidung zusammen, der Puls hämmerte in seinen Schläfen. Er musste dem Jungen hinterher, bev or er noch eine Dummheit beging!
***
Schwer atmend nahm Brayden je zwei der ausgetretenen Holzstufen auf einmal, als er in den dritten Stock des Gebäudes sprintete, in dem Carpenter wohnte. Brayden hoffte, dass sein ehemaliger Zimmermann nicht zuhause war, denn so wütend wie Richard das Schiff verlassen hatte, befürchtete er das Schlimmste. Brayden war den ganzen Weg gerannt, und als er die dritte Etage erreichte, hatte er heftiges Seitenstechen.
Kinder in schmutziger Kleidung und mit noch schmutzigeren Gesichtern kamen ihm entgegengelaufen, doch sie beachteten ihn kaum. Als er die richtige Tür erreicht hatte und gerade anklopfen wollte, bemerkte er, dass sie nur angelehnt war. Mit hart pochendem Herzen blieb er stehen, um zu lauschen. Er hörte keine Stimmen aus der Wohnung, nur das Geschrei einer Frau weiter hinten im Gang, die offensichtlich ihren sturzbetrunkenen Mann aus der Wohnung warf. Als sich sein Atem etwas normalisiert hatte, überlegte Brayden, anzuklopfen, doch er entschied sich dafür, die Tür weiter aufzumachen und seinen Kopf hineinzustecken. Doch was er dann sah, ließ sämtliches Blut in seinen Adern gefrieren: Dort, mitten in dem karg eingerichteten Zimmer, lag Carpenter auf dem Boden in einer scharlachroten Pfütze. Sein ganzes Hemd war rot verfärbt, überall klebte Blut.
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