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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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heute nicht zur Schule muss, weil sie PapaSimpel besuchen wollen. Null Reaktion, weder positiv noch negativ. Er scheißt restlos auf die Schule, und er scheißt restlos auf Simpel. Er scheißt restlos darauf, dass in knapp einer Woche Weihnachten ist. Und auf noch etwas scheißt er restlos, nämlich, dass PapaSimpel auch am Heiligen Abend einsitzen wird. Lonyl weiß in seinem kleinen Kinderhirn noch ganz genau, wie Simpel getobt hat, als er, Lonyl, damals den Weihnachtsbaum umschmiss, den Simpel auf Mothas Drängen hin ins Haus geholt hatte (»Koomm schon, Ssiimpel, das wü’de den Kleinen so i”e f’euen«). Der Baum stürzte auf den Fernsehtisch und riss einen Stapel Zeitschriften mit, worauf Simpel ein neues, ab dem nächsten Jahr obligatorisch vor der Bescherung durchzuführendes Weihnachtsspiel verfügte: MANDEL IM REIS. Wer die Mandel im Milchreis erwischt, kassiert eine Tracht Prügel und wird für den Rest des Abends in den Besenschrank gesperrt. Simpel macht den Milchreis selber, tut die Mandel rein und verteilt die Speise eigenhändig, mit entsprechendem Einfluss auf den Ausgang des Spiels. (Damals hat er sich dann beim Abendessen wieder beruhigt, mithilfe von zwei Milligramm Xanax. Der Rest vom Fest verlief einigermaßen normal, Simpel übernahm sogar den Job als Weihnachtsmann: Verkleidet mit einer roten Skimütze, ein paar von Mothas Binden mit Tesafilm als Bart ins Gesicht geklebt, einen äußerst sparsam gefüllten Rucksack auf dem Rücken, rief er mäßig begeistert: »Sind hier irgendwelche unglücklichen Kinder?«, und Lonyl antwortete: »JAAAAAA!«)
    Den heutigen Tag beginnt Lonyl nicht, indem er das achtzehnte Türchen vom Adventskalender aufmacht, er hat keinen Adventskalender. Nach dem Aufwachen hört er als Erstes, dass Motha bei DESIREVOLUTION anruft und die Dreharbeiten für heute absagt, ohne Angabe von Gründen, sie sagt einfach, dass sie nicht kann. Lonyl hört nicht, dass Frl. Oppenheim das nicht in Ordnung findet, Motha sollte doch wissen, wie gestresst Perez immer vor den Dreharbeiten ist und dass es kein lustiger Job ist, ihm erzählen zu müssen, dass es mit Ficken heute nix ist. Danach wird Lonyl aus seiner Ecke gezerrt, er zetert, dass er keinen Hunger hat, Motha findet das okay, sie zieht ihn an und gibt ihm zum Frühstück einen halben Liter Wasser. Dann nehmen sie die U-Bahn in die Stadt, Lonyl nutzt die Gelegenheit und ergänzt die Schmierereien auf den Sitzen mit seinen Kreuzen und Strichen, während Motha an die Tunnelwand starrt. In der Polizeizentrale geleitet man sie in das Besucherzimmer, wo sie einen glänzend aufgelegten Simpel antreffen; er ist fast freundlich. Abgesehen von der hier herrschenden Ordnung ist der Raum ihrer Wohnung nicht unähnlich. Billige Scheißmöbel aus dem Kaufhaus, skandinavische Standardziergardinen, ekelgelbe Wandfarbe. Simpel erzählt Motha, dass sie ihn wegen der Fasci NATION-Aktion festgenommen haben, dass er durch den gestrigen Zeitungsartikel aufgeflogen ist und dass sie sich keine Sorgen um ihn machen soll, dass er morgen verhört wird, nachdem Monica B. Lexow, Berlitz’ Frau, ihre Aussage gemacht hat, und dass er sich schuldig bekennen wird, aber nur dieser einen Tat. Er erwähnt auch, dass es diesmal eine Freiheitsstrafe setzen wird, aber Motha weiß selber, dass er sich schon immer nach der Ruhe und Konzentration gesehnt hat, die das Gefängnis bietet. (»Du biis ja imme’auf ’itmeeste’ neidisch gewes und sein P’ojek mit de’ Isolation.«). Er erzählt, dass er diese Nacht in einer Ausnüchterungszelle verbracht hat, aber zu seinem Glück schon heute Nachmittag eine andere Zelle im Kreisgefängnis bekommt. Jetzt kann er sich endlich mal richtig konzentrieren, sie kommt doch gut allein mit Lonyl zurecht, Weihnachten können sie sicher bei PapaHans und Sonja feiern, Lonyl wird sich nichts draus machen, nicht wahr, Lonyl? (null Antwort), und so sollen sie den Konzern gemeinsam leiten, bis er wieder draußen ist, das ist doch kein Problem, oder? Nach ein paar Monaten im Think-Tank kommt er dann mit neuen, besseren Projekten und Aktionen zurück, da kann sie sich schon mal drauf verlassen, vielleicht ist das ja genau die kleine Pause, die er dringend braucht usw. (Er hat noch nicht mitgekriegt, dass im Gefängnis Arbeitspflicht herrscht, außer in der Untersuchungshaft). Motha merkt an, dass es für Lonyl nach diesen Geschehnissen in der B-Schule vielleicht nicht ganz leicht wird, und Simpel antwortet, er hat die Schweine von der

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