The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
hier abgeben.“
Er drückte mir das Kleid in die Hand und machte einen Schritt zurück.
„Slan leat, Ross!“, verabschiedete Payton den jungen Mann und trat beiseite, damit ich zurück in den Raum kommen konnte. Aber dieser ließ sich so einfach nicht abweisen.
„Sam? Erlaubt man dir, das Mahl in der Halle einzunehmen?“
Ich wusste es nicht und sah Payton fragend an. Nur widerwillig nickte er, und ich konnte sehen, wie ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. Dies hatte ich schon oft bei ihm beobachtet, wenn er verärgert war, und so senkte ich lieber meinen Blick. Auch Ross sah das Nicken und setzte ein siegessicheres Grinsen auf.
„Dann sehen wir uns da. Ich freue mich auf deine Gesellschaft, denn du wirst ja sicher ebenfalls beim Gesinde sitzen.“
Damit verneigte er sich höflich und machte auf dem Absatz kehrt. Ich sah ihm nach und verstand die Welt nicht mehr. Noch ehe ich ein Wort mit Payton wechseln konnte, kamen zwei Hausmädchen den Gang entlang. Sie brachten alles, was ich brauchte, um – wie Fingal angeordnet hatte –, den Reisestaub abzuwaschen. Sie wirbelten in mein Zimmer, und Payton wurde in den Flur gedrängt. Ich lief ihm nach und fasste seinen Arm.
„Payton? Geh nicht. Sag mir erst, ob du mir glaubst“, bat ich leise.
Er sah an mir vorbei, den Gang hinab.
„Ich weiß es nicht“, gestand er zögernd. „Ich habe mich in dich verliebt, also sollte ich dir wohl glauben. Andererseits ... du bist auch eine Cameron ... darum sollte ich es vielleicht besser nicht tun.“ Er wischte mir etwas Schmutz von der Wange.
„Geh dich waschen. Ich muss darüber nachdenken, Sam. Zum Abendessen werde ich dich hier abholen.“
Damit überließ er mich meinen Helferinnen, die anscheinend auch den Auftrag hatten, mich im Auge zu behalten, denn ich konnte sie fröhlich vor meiner Tür schwatzen hören, während ich mich wusch.
Eine Stunde später ging ich aufgeregt in meinem Zimmer auf und ab. Ich war sauber, neu eingekleidet, und eines der Mädchen hatte mir das Haar gebürstet und zu einer schlichten Krone um den Kopf geflochten. Das dunkelbraune Kleid war tailliert und reichte fast bis zum Boden. Ein cremefarbenes Arisaid , eine Art Schultertuch, bedeckte den weiten eckigen Ausschnitt, der den Blick auf das dünne, helle Leinenhemd freigab.
Ich kam mir zwar in der Aufmachung noch sehr fremd vor, erkannte aber, dass man mir sehr edle Kleider zur Verfügung gestellt hatte.
Die Zofe, welche die Kleidungsstücke brachte, richtete mir den Dank des Laird für meine Bemühungen bei seiner Pflege aus. Anscheinend war der Grat sehr schmal zwischen Misstrauen, welches ständige Überwachung erforderte, und der Dankbarkeit, die mir dieses gute Gewand einbrachte.
Wie würde es sich anfühlen, in dieser Aufmachung in der Halle zu erscheinen? Fast so, als wäre ich eine von ihnen?
Das energische Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken, und ich strich mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht, welche die Zofe kunstvoll wieder herausgezupft hatte, um der Frisur die Strenge zu nehmen. Ich öffnete und sah mich Payton gegenüber, welchem vor Staunen der Mund aufklappte, als er mich sah.
„Mylady, ich muss gestehen, ich bin sprachlos. Du siehst umwerfend aus. Sei versichert, die Abneigung einiger McLeans gegen die Camerons wird bei deinem Anblick deutlich nachlassen. Allerdings könnte es sein, dass die Damen auf die Idee kommen, einen Krieg anzuzetteln, weil du ohne Zweifel die Schönste in der Halle sein wirst.“
Dieses unsinnige Kompliment trieb mir das Blut in die Wangen, und ich versuchte mich an einem Knicks, ehe ich die Tür hinter mir zuzog.
„Wirst du mich denn in diesem Fall verteidigen?“
Payton sah mich ernst an, so, als überlege er wirklich, ob er für eine Cameron die Waffen gegen seine eigenen Leute erheben würde. Dann zwinkerte er mir zu und fasste nach der einzelnen Strähne, die mir in die Stirn fiel, strich sie hinter mein Ohr.
„Sei unbesorgt. An meiner Seite droht dir keine Gefahr. Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist dies.“
Er neigte den Kopf und küsste mich. Es war ein zarter Kuss, fast nur ein Hauch. Eine Berührung, so leicht wie ein Sonnenstrahl und ebenso erwärmend.
„Bereit?“, fragte er und fasste nach meiner Hand, die er auf seinen Arm legte, um mich wie eine Dame zu führen.
„Hast du es dir überlegt?“, flüsterte ich, sobald wir den Flur entlanggingen und unsere Schritte unser Gespräch übertönten.
„Was überlegt?“
„Ob du mir nun
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