The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Ich will dich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen.“
„Das wirst du nicht. Bitte, Payton, bitte sag so etwas nicht.“
Er schob mich beiseite, als ich mich ihm wieder näherte.
„Bas mallaichte! Jeder in dieser Burg wird gegen uns sein, verstehst du das nicht? Du bist eine Cameron. Wenn diese Tatsache selbst mich so erschüttert, was glaubst du wohl, wie es den anderen gehen wird? Sie werden nicht dich sehen, das Mädchen mit den schönen Augen, welches mein Herz gestohlen hat. Sie werden nur eines sehen: die Clanfarben der Camerons. Mehr werden sie nie erkennen, das schwöre ich dir.“
„Aber …“
„Nein, Sam. Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Ich werde Vater bitten, jemand anderen zu deiner Bewachung einzuteilen. Glaube mir, so ist es sicherer für dich.“
Er wollte sich umdrehen und gehen, aber ich hielt ihn zurück.
„Bitte, Payton, bleib hier! Geh nicht, ehe ich dir nicht alles gesagt habe“, rief ich und klammerte mich an seinen Arm. Sein Blick verriet seine Qual. Er wollte nicht gehen. Er wollte bei mir sein, konnte es aber mit seiner Ehre nicht vereinbaren. Ich vermochte mir kaum vorzustellen, in welchem Gefühlszwiespalt er sich befinden musste.
„Was ich vorhin gesagt habe. Das mit der Zukunft …“, versuchte ich, ihm unser Gespräch in Erinnerung zu rufen. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, aber dein Leben ist wirklich in Gefahr. Nicht jetzt, sondern später. Du musst mir das glauben.“
Ich war furchtbar verzweifelt, hörte meinen schwachen Versuch, ihm die Wahrheit zu sagen, ohne ihm die Verantwortung für alles, was geschehen würde und geschehen musste, aufzubürden. Es war erbärmlich. Ich würde mir noch nicht einmal selbst Glauben schenken.
„Bist du mit dem Z weiten Gesicht gesegnet?“, fragte Payton und sah mich aufmerksam an.
Das Zweite Gesicht?
Diesen Begriff hatte ich schon gehört. Hellsehern wurde nachgesagt, sie hätten das Zweite Gesicht . Ob es sich um einen Segen oder einen Fluch handelte, war jedoch nicht klar, fand ich.
Ich erinnerte mich an das Schicksal Kassandras, der wohl bekanntesten Seherin der griechischen Mythologie. Sie war mit der Gabe der Vorhersehung beschenkt worden, um dem Werben von Apollon nachzugeben, aber sie wies den Gott dennoch zurück. Daraufhin verfluchte er ihre Gabe, sodass niemand ihren Vorhersagen mehr Glauben schenkte.
Ich fragte mich plötzlich, ob man mich nicht auf den nächstbesten Scheiterhaufen stellen würde. War das Zweite Gesicht vielleicht bei den Schotten ebenso unbeliebt wie Hexen es waren?
„Äh, nun, man könnte es so nennen“, stotterte ich, weil ich noch am abwägen war, ob, durch die Zeit zu reisen, weniger erschreckend wäre als die Gabe des Sehens.
Payton nickte. Er sah mich interessiert an, als wartete er nur darauf, dass mir blauer Zauberdampf aus der Nase stieg und ich weiße Kaninchen aus einem Ärmel schüttelte.
„Glaubst du mir?“, fragte ich skeptisch, weil ich nicht wusste, ob ich weitersprechen sollte, wenn er es nicht tat.
Lautes Klopfen an der Tür ließ uns auseinanderfahren. Ich rückte ein ganzes Stück von Payton ab, während er öffnete. Ross stand im Flur, unter dem Arm ein Bündel.
„Was willst du hier?“, fragte Payton.
Ross blickte sich im Gang um, sah Payton an, der immer noch in der Tür stand und ihn am Eintreten hinderte. Er versuchte, an ihm vorbei einen Blick auf mich zu erhaschen.
„Ich habe hier etwas. Samantha hat es auf dem Karren liegen lassen, und … äh, ich meine, ich wollte es ihr …, sie wird es sicher wiederhaben wollen“, erklärte er und hob das Päckchen etwas an.
Ich erkannte das beige Bündel als mein Kleid, und, auch wenn der Moment nicht ungünstiger hätte sein können, war ich erleichtert, es wiederzubekommen. An Payton vorbei ging ich in den Flur zu Ross.
„Danke, Ross. Nett von dir, es mir zurückzugeben.“
Ich lächelte ihn an, aber er beachtete mich kaum. Sein Blick bohrte sich in Paytons Brust, und seine geballten Fäuste verrieten seinen Ärger.
„Ich wusste ja nicht, dass du Gesellschaft hast. Er kommt dir doch nicht zu nahe, oder?“, fragte er in einer Lautstärke, die seine Absicht erkennen ließ, dass Payton es hören sollte.
Paytons Schnauben nach hatte er es auch gehört.
„Nein, Ross. Mir geht es gut. Danke für das Kleid. Und nun sorg dich nicht um mich. Der Laird hat mich unter seinen Schutz gestellt. Mir wird hier nichts passieren.“
„Ach so … dann … ich wollte nicht stören, nur das
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