The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
glaubst? Payton, wirklich. Uns läuft die Zeit davon“, beschwor ich ihn.
„Je mehr Zeit ich in deiner Nähe verbringe, umso leichter fällt es mir, dir zu vertrauen. Aber lass uns morgen in Ruhe darüber sprechen. Es gibt noch eine wichtige Sache, um die ich mich dringend kümmern muss. Danach gehört meine Aufmerksamkeit ganz dir, versprochen.“
Mir blieb keine Zeit, ihm zu widersprechen, denn wir betraten gerade die große Halle. Die teppichgeschmückten Wände und die hohen Balkendecken sahen genau aus, wie zu meiner Zeit – 2010, aber sonst war der Raum nicht wiederzuerkennen. Ein Spanferkel hing über dem Feuer im großen Kamin und wurde von zwei jungen, schwitzenden Kerlen gedreht. An der langen Tafel saßen unzählige Leute. Männer in kompletter Hochlandtracht ebenso wie einfache Männer in ihrer Arbeitskleidung.
Ich erkannte den dicken Schmied und seinen schmächtigen Helfer am unteren Ende des Tisches. Einige Frauen in ähnlichen Kleidern wie das, welches ich gerade trug, aber auch einfache Mägde, deren Kleidung mir ihren Rang durch die grobe Wolle und die einfachen blassen Erdfarben zeigte. Eine Schankmagd brachte einen Krug an den Tisch, und ihr feindseliger Blick heftete sich auf mich, als sie an mir vorbeikam.
Hunde sprengten durch die Halle, und einer davon preschte genau auf mich zu. Es war Barra, die voller Freude über das Wiedersehen schwanzwedelnd auf mich zu sprang. Ein lauter Pfiff verhinderte im letzten Moment, dass sie mich in ihrem Eifer in die Binsen warf, welche über den Boden gestreut waren.
In der plötzlichen Stille, die auf den Pfiff folgte, drehten sich etliche neugierige Köpfe in meine Richtung. Manche glotzten mich regelrecht an, andere tuschelten hinter vorgehaltener Hand und steckten die Köpfe zusammen. Wieder andere spuckten aus, als das Wort Cameron von Mann zu Mann getragen wurde.
Mir wurde mulmig, als ich die unverhohlene Feindseligkeit sah, die man mir entgegenbrachte. Nur Paytons Hand, die sich fest um meine schloss, gab mir Sicherheit. Aber auch sein Blick war verhärtet. Er starrte quer durch die Halle hinüber zu Ross, der überrascht und nicht gerade erfreut aussah.
„Komm weiter“, flüsterte Payton und führte mich an den Kopf der Tafel, wo sich Fingal, Blair, Sean und Kyle bereits eingefunden hatten.
Alle Augen folgten uns.
Fingal erhob sich, und ich versuchte mich wieder an einem unbeholfenen Knicks, bis der Laird meine Hand griff und mir erlaubte, aufzustehen.
„Miss Cameron, es freut mich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid. Hebt doch hier vor all meinen Leuten noch einmal den Kelch mit mir, um auf Euren Eid anzustoßen.“
Er reichte mir seinen Kelch, der reich verziert und mit Edelsteinen besetzt war. Sein eindringlicher Blick forderte mich auf, genau zu tun, was er verlangte, und so setzte ich den Becher an meine Lippen und trank. Sein wohlwollendes Nicken war mein Zeichen, den Becher abzusetzen und zurückzugeben.
„Mòran taing, Mylord!“, bedankte ich mich, froh, mir die wenigen gälischen Worte von Payton eingeprägt zu haben.
Mit einem zufriedenen Lächeln hob er den Kelch in die Luft und wandte sich an die Menschen in der Halle.
„Begrüßt Miss Cameron als meinen Gast in unserer Mitte und trinkt!“, forderte er sie auf und zeigte den Schankmägden an, allen die Becher zu füllen, ehe er seinen leerte und mir dann einen Platz an seiner Tafel anbot. Payton zog mir den Stuhl heraus und reichte mir einen gefüllten Kelch, ehe er gegenüber Platz nahm.
Ich sah mich Fingals Söhnen gegenüber, auf der Frauenseite des Tisches. Mit einem zaghaften Lächeln grüßte ich die Dame neben mir. Das pechschwarze Haar fiel ihr über den Rücken, rechts und links an ihren Schläfen waren Strähnen zu Zöpfen geflochten, welche wie eine Krone ihren Kopf umliefen. Ihre schneeweiße Haut stand in starkem Kontrast zu ihrem glänzenden Haar und den grünen Augen, welche meinen Blick feindselig erwiderten. Ich hätte beinahe mein Dünnbier umgestoßen, als ich erkannte, neben wem ich saß:
Nathaira Stuart.
Der geheimnisvollen Schönheit war anzusehen, dass sie mich lieber wie ein Insekt unter ihrem Stiefel zertreten würde, als am Tisch neben mir sitzen zu müssen.
Ich griff nach meinem Bier, um das plötzliche Zittern meiner Hände zu verbergen. Hoffentlich würde niemandem auffallen, wie mir der kalte Schweiß ausbrach. Diese Frau war die Wurzel allen Übels. Sie war eine Hexe und eine Mörderin. Eine Lügnerin, die in Kürze sogar ihre
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