The Cut II – Gefährliche Leidenschaft (German Edition)
hinten, wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, und fühlte mich ungerecht behandelt.
Warum verschweigt mir Philipp so viel? Einen Sohn verschweigt man doch nicht einfach. Wenn man schon sagt, dass man verheiratet ist, hätte man ihn nebenbei erwähnen können.
Ich verstand die Welt nicht mehr; ich verstand überhaupt nichts mehr.
Hat er neben seinem Sohn auch noch eine Geliebte oder Geliebten? So wie ich sein Geliebter werden sollte!
Ich war mir überhaupt nicht mehr sicher, ob ich das noch wollte, und wurde wieder traurig, aber gleichzeitig auch wütend. Umso mehr ich darüber nachgrübelte, umso düsterer wurden meine Gedanken. Alles wirkte auf mich fürchterlich steif und Philipp war hier komplett zu einem anderen Menschen geworden. Als ich zu ihm hinschaute, hatte er sich seinem Personal zugewandt und mich links liegen gelassen. Er stand ein paar Metern weg von mir und unterhielt sich mit einer seiner Angestellten. Welten trennten uns jetzt. Ich konnte mich nicht vom Fleck rühren. Starr und versteift, stand ich da und musste das Geschehene verdauen.
Ich musterte ihn von oben bis unten. Auf mich wirkte er mittlerweile wirklich wie ein richtiger Graf. In dieser Haltung hätte ich gleich erraten, was er war. Kerzengerade stand er vor seinen Angestellten und zupfte sich dabei seine Sportjacke zurecht.
Philipp wandte sich inzwischen abermals seinem Butler zu, als er mit der Dame fertig war.
„David, bringen Sie Mister Miller in eines unsere Gästezimmer, danke.” Förmlich gab er dem Butler seine Anweisung, die auch ich laut und deutlich hörte, so deutlich, weil seine Stimme weiterhin unverändert kalt geblieben war. Unterkühlt und steif, wie die eines Vorgesetzten. Mir lief es inzwischen eiskalt den Rücken hinunter. Mein Blick blieb jedoch weiterhin auf seinem Rücken haften. So lange, bis er endlich ein Erbarmen zeigte und sich zu mir umdrehte.
Hast du endlich gemerkt, dass ich auch noch da bin? Merkst du überhaupt, was du da anrichtest?
Ich suchte Blickkontakt. Er aber ignorierte mich und blinzelte, als wären Staubkörner in seine Augen geflogen. Pikiert sah er mich an.
Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?
Wie ein begossener Pudel stand ich vor ihm und seinem Personal und fühlte mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohl. Seine Belegschaft gaffte mich an, wie hungrige Geier, die nur darauf warteten, mich verspeisen zu können. Erneut hörte ich leise tuschelnde Laute, die mit Philipps strengem Blick sofort unterbunden wurden. Ich sah aus dem seitlichen Blickwinkel, wie er seinem Personal weitere Anordnungen gab und mich anschließend musterte. Da drehte ich meinen Kopf und sah ihn direkt an. Seine Hände waren nervös, laufend fummelte er an seiner Jacke herum.
Aha, bin ich also doch nicht Luft für dich. Hast du mich doch bemerkt? Wie nett und vor allem so großzügig erneut in deiner Gunst zu stehen Majestät, dachte ich bitter. Vielleicht bekomme ich jetzt auch eine Anweisung von dir?
Ich schnaufte verächtlich, denn dieses Mal war er derjenige, der wegsah und sich schließlich von mir gänzlich abwendete. Bis auf den Butler waren inzwischen alle gegangen und gingen ihren Pflichten nach.
Kurze Zeit später herrschte ein reges Treiben. Emsig und flott wurde sauber gemacht. Ich sah auf die Wand und meine Augen blieben an einigen großen Spiegeln hängen.
Sieht hier eher aus wie in einem Spiegelkabinett. Gruselig!
Mein Blick glitt über die vielen Sachen, die hier standen oder hingen, bis ich merkte, dass Philipp näher kam und einen Meter vor mir stoppte. Er hielt zwischen uns eine gewisse Distanz. Die Arme verschränkte ich trotzig hinter meinem Rücken und zog einen leichten Schmollmund. Er sollte nicht meinen, dass mir das eben nichts ausgemacht hätte.
„Dean, ich kann vor meiner Belegschaft nicht herum turteln und schon gar nicht mit einem Mann“, sagte er sehr leise und so, dass nur ich ihn verstehen konnte. „Und dass mit meinem Sohn erkläre ich dir später, in Ordnung?” Er betonte das „später“ extra.
„Da bin ich mal gespannt“, zischte ich ihm entgegen, „was für eine Erklärung du jetzt wieder parat hast?“ Ich wurde automatisch laut, wenn auch von mir völlig unbeabsichtigt.
Mein Temperament kam zum Vorschein.
„Nicht so laut … Bitte!”, rügte er mich und schaute mich zornig an.
Wieder eine Zurechtweisung von ihm. Das konnte heiter werden.
Ich schaute ihn weiterhin gekränkt an, aber er ignorierte meine verletzten
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