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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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nur eine Narbe. Ich bin sechzehn. Wie viel Zeit ist zwischen den letzten Wehen vergangen? Zehn Minuten? Fünf?«
    Josephine sah hilflos zu Dinah.
    »Eher drei oder vier, würde ich sagen«, meinte Dinah.
    »Ich brauche heißes Wasser und ein Messer«, sagte Gaia. Dann nahm sie die Uhr von ihrer Kette, trocknete sie mit einem Zipfel des Betttuchs, klappte sie auf und legte sie auf den Nachttisch. »Und Josephine hat sicher Durst. Habt ihr Herzspannkraut? Schwarze Schlangenwurzel?«
    »Ich kann dir höchstens Kamille anbieten. Warte, ich bringe dir alles. Du glaubst ja gar nicht, wie froh ich bin, dass du hier bist«, sagte Dinah.
    »Es geht wieder los!«, drängte Josephine.
    Gaia strich der nervösen Mutter beruhigend über den Hals und nahm ihre Hand. »Du schaffst das schon. Du machst das sehr gut. Einfach weiteratmen, okay? Komm schon, atmen!« Sie machte es ihr vor. »Josephine, schau mich an.« Konzentriert heftete Josephine ihren Blick auf Gaias Lippen, und Gaia lächelte. »So ist es richtig. Tief durchatmen.« Sie zeigte es ihr noch einmal.
    In Josephines Augen stand zwar noch Schmerz, aber keine Panik mehr. Die Wehen gingen vorbei, und sie ließ sich erschöpft in die Kissen sinken.
    »Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass du Hebamme bist?«, fragte Dinah vom Türrahmen aus.
    »Ich war mir selbst nicht sicher, ob ich’s noch kann«, antwortete Gaia und lachte, halb vor Überraschung, halb vor Verzweiflung.
    Die letzte Geburt, bei der sie geholfen hatte, war auf die schrecklichste denkbare Art schiefgegangen. Ihre Mutter war dabei ums Leben gekommen, und Gaia hatte von da an kein einziges Kind mehr auf die Welt bringen wollen. Doch ihrer Mutter wäre es bestimmt wichtig, dass sie ihre Pflichten wieder aufnahm. Und Josephine brauchte sie. Sie schaute auf ihre Hände und wischte sie noch einmal an dem weißen Stoff ab.
    »Wo ist denn eure Hebamme?«, fragte Gaia. »Oder euer Arzt?«
    »Unser letzter Arzt ist vor ein paar Jahren gestorben und unsere Hebamme vorletzten Sommer, im Kindbett«, sagte Dinah. »Jetzt haben wir nur noch Chardo Will. Mit Tieren ist er ja ziemlich gut. Ich habe auch nach ihm schicken lassen, aber er ist nicht gekommen.«
    »Der Reiter, der mich ins Dorf gebracht hat?«, fragte Gaia verwundert.
    »Das war Chardo Peter. Will ist sein Bruder.« Dinah ging die Sachen holen.
    Gaia schaute dem müden Mädchen im Bett ins Gesicht. »Macht es dir etwas aus, wenn ich dich untersuche?«
    »Nein, ist schon okay«, antwortete Josephine schüchtern und zeigte auf den kleinen Tisch in der Ecke. »Könntest du mir meinen Bären geben?«
    Gaia entdeckte den Bären, ein zerlumptes braunes Ding mit einem einzigen Knopfauge. »Klar doch«, sagte sie und reichte ihn ihr. Dann hob sie behutsam die Bettdecke. »Das drückt jetzt vielleicht ein wenig.«
    Sie untersuchte Josephine vorsichtig und mit ruhiger Hand. Der äußere Muttermund war stark geweitet, und der Kopf des Babys saß vorm Gebärmutterhals. Alles versprach eine problemlose Geburt.
    »Nicht mehr lange«, sagte Gaia erleichtert. »Das Schwerste hast du schon hinter dir.«
    Die nächste Stunde gab ihr recht, und zu guter Letzt lehnte sich die Mutter ermattet zurück, und Gaia reichte Dinah das Kind.
    »Du hast dich prima geschlagen, Josephine«, sagte Gaia. »Ganz ehrlich. Es ist ein wunderschönes kleines Mädchen.«
    »Ein Mädchen?«, fragte Josephine. »Wirklich?«
    Dinah wickelte das Neugeborene in ein sauberes Tuch und gab es Josephine in den Arm. »Ein Mädchen. Ich fasse es nicht«, sagte Dinah. »Das erste in zwei Jahren! Die Matrarch wird außer sich vor Freude sein.«
    Gaia machte zwischen Josephines Beinen sauber und vergewisserte sich, dass die Nachgeburt komplett war. Während sie Josephine den Bauch massierte, traten ihr wieder die Bilder vom Tod ihrer Mutter vor Augen. Doch Josephines Blutungen waren nicht weiter gefährlich, sie wirkte gesund, und das Baby war groß genug und wohlauf. Dennoch wollte Gaia auf Nummer sicher gehen. Sie hielt den Blick gesenkt und arbeitete still vor sich hin, bis sie Josephine schließlich ein zusammengerolltes Tuch zwischen die Beine legte und sie auf die Seite drehte, sodass sie sich ein paar Stunden ausruhen konnte.
    Dann wurde ihr auf einmal schwindlig, und sie musste sich an der Wand abstützen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Dinah.
    Gaia fasste sich an die Stirn. »Mir geht es gut. Nur ein kurzer Schwindelanfall.«
    »Setz dich doch, während ich hier etwas Ordnung schaffe«, schlug Dinah

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