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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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meinte Norris. »Hör auf mich.«
    Sie hätte gerne etwas Hilfreiches getan, aber vielleicht hatte Norris ja recht. Sie ritt ihm nach und holte ihn ein, als er schon abstieg und klopfte. Die Tür ging auf, und vor ihnen in der hellen Tür stand Will.
    »Was ist los?«, fragte er. »Ist jemand gestorben?«
    »Die junge Dame muss zurück zur Hütte des Siegers begleitet werden«, sagte Norris.
    »Ich dachte, Peter macht das?«
    »Es gibt da leider ein Problem. Lass es dir von ihr erklären – ich muss mit Sid sprechen.« Er stapfte die Treppe hoch und an ihm vorbei ins Haus.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Will sie.
    Gaia wollte am liebsten die ganze Nacht in Stücke reißen. Sie wendete das Pferd, und da erst fiel ihr auf, dass die Steigbügel heute die richtige Länge für sie hatten: Peter hatte sie extra für sie angepasst.
    »Ich glaube, ich muss gleich schreien«, flüsterte sie.
    »Einen Moment.« Will griff nach Spiders Zügeln. Ich komme gleich nach.«
    Ungeduldig ritt sie voran zur Straße.
    »Was ist passiert?«, fragte Will, als er sie einholte. »Bist du verletzt?«
    Die Wolken rissen auf und ließen den Mond hervortreten. Er war beinahe voll, das Licht reichte den Pferden, den Weg zu finden, auch wenn Gaia bloß Schemen erkennen konnte. Sie war froh, dass Will ihr Gesicht nicht sah.
    »Ich habe deinen Bruder geküsst«, sagte sie. »Oder eher er mich – ganz egal. Man hat uns gesehen, und er wurde wegen versuchter Vergewaltigung verhaftet.«
    Das monotone Klappern der Hufe auf dem dunklen Pfad unterstrich nur Wills Schweigen.
    »Und du hasst mich jetzt bestimmt«, fügte sie hinzu.
    Will wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich bin bloß … überrascht. Dir geht es aber wirklich gut? Er hat dir nicht irgendwie wehgetan?«
    »Wie kannst du so etwas auch nur fragen? Natürlich hat er mit nicht wehgetan. Und sag jetzt bitte nicht, dass du mich gewarnt hast. Mir geht es auch so schon schlecht genug.«
    »Es war bestimmt nicht deine Schuld.«
    »Es war meine Schuld genauso wie seine«, sagte sie. »Gleich morgen früh rede ich mit der Matrarch. Es muss einen Weg geben, das zu erklären.«
    »Du musst deine Worte mit Bedacht wählen«, entgegnete er. »Du willst es ja nicht noch schlimmer machen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn deine Verteidigung zu leidenschaftlich ausfällt, werden sie sich fragen, ob du nicht vielleicht befangen bist.«
    »Natürlich bin ich befangen!«
    »Hör zu«, sagte Will eindringlich. »Wenn es Zeugen gibt und sie beweisen können, dass er dich geküsst hat, ist die Gesetzeslage ziemlich klar. Er kommt an den Pranger und dann ins Gefängnis. Können sie es denn beweisen? Wo ist es passiert?«
    Es wurde immer schlimmer. »Ich habe es selbst zugegeben«, sagte sie kleinlaut. »Wir waren im Hof vor Lady Beebes Haus, und Lady Maudie und ein paar andere haben uns gesehen. Ich wollte sie überzeugen, dass es nur ein Kuss war.«
    Er fasste sich an die Stirn. »Das wär’s dann wohl.«
    »Will, nein – wir können das erklären. Sie müssen uns doch anhören!«
    »Peter wird nicht dabei sein.«
    »Was?«
    »Er wird beim Tribunal nicht zugegen sein. Du sagst, es gab Zeugen. Du hast den Kuss vor Zeugen gestanden. Das ist versuchte Vergewaltigung.«
    »Aber ich habe ihn doch auch geküsst! Und sonst ist überhaupt nichts passiert! Was ist denn bitte aus der Unschuldsvermutung geworden?«
    »Genau darum geht es«, sagte Will. »Man wird davon ausgehen, dass du unschuldig bist – und damit ist er automatisch schuldig.«
    Sie konnte es einfach nicht fassen. »Es gab doch gar kein Verbrechen.«
    »Ob es dir gefällt oder nicht, das Gesetz lautet, kein Mann darf dich berühren, solange du ihn nicht heiratest.« Will schnalzte mit der Zunge. »So ist das nun mal. Bricht ein Mann das Gesetz, geht er an den Pranger und dann ins Gefängnis. Peter wusste das.«
    »Du redest von deinem eigenen Bruder, als würde es dir gar nichts ausmachen!«
    »Natürlich macht es mir etwas aus!«, fuhr er sie an. »Und wenn ich mich nicht arg zusammenreiße, gehe ich zu ihm und drehe ihm den Hals um – und dir gleich hinterher.«
    Gaia hielt den Atem an. Er machte keine Scherze.
    »Weißt du, was komisch ist?«, fragte Will leise. »Wir haben vorhin noch Streichhölzer gezogen, wer dich von Lady Beebe abholen darf.«
    Sie mochte sich die Szene zwischen den beiden Brüdern gar nicht ausmalen. Ihre Gedanken gingen wild durcheinander. Wenn Will statt Peter sie abgeholt hätte, wäre das alles nicht passiert –

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