The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
geht mir wirklich gut.«
Lady Maudie lachte kurz auf. »Gut geht es dir ganz bestimmt nicht.«
»Bitte«, sagte Peter ruhig und eindringlich. »Du musst damit aufhören.« Sein Tonfall verängstigte Gaia mehr als alles andere. In diesem Augenblick gespannter Stille starrte sie in die Runde und begriff endlich, dass diesen Leuten mit Vernunft nicht beizukommen war.
»Ich gehe jetzt zur Matrarch«, sagte sie. »Ich werde dafür sorgen, dass sie dich freilässt!« Sie ging zu den Pferden.
»Norris, begleite sie!«, befahl Lady Maudie. »Bring sie zur Vernunft.«
Einer Panik nahe, schwang sich Gaia in den Sattel, zog sich ihre Tasche über die Schulter und nahm die Zügel auf. Mit einem letzten Blick auf Peter und die Männer, die ihn abführten, ritten sie und Norris davon.
»Eine solche Dummheit ist mir noch nie untergekommen«, schimpfte Norris, sobald sie außer Hörweite waren. »Küsst euch mitten im Dorf! Ihr hättet den ganzen Ritt die Klippe hoch Zeit dazu gehabt. Konntet ihr euch keine fünf Minuten mehr gedulden?«
»Ich wusste nicht, dass er mich küssen würde. Es ist ja nicht so, als ob ich das geplant hätte!«
»Er hätte es planen können, wenn er etwas Grips im Kopf hätte.«
»Ich habe doch allen versichert, dass es mir gut geht«, sagte sie, immer noch wütend. »Das ist ein Riesenwirbel um nichts!«
»Wenn du dich mal fünf Minuten beruhigen würdest, könnte ich’s dir erklären.«
»Ich weiß schon Bescheid«, sagte sie. »Berührungen sind verboten – das ist so ziemlich das Bescheuertste, was ich je gehört habe.«
Norris ritt die Straße weiter in Richtung der Klippe. Sie schloss aus seinem Schweigen, dass er nichts weiter sagen würde, solange sie sich nicht beruhigt hatte.
Sie atmete tief durch. »Alles klar. Ich bin ganz Ohr. Aber erzähl mir bitte nicht wieder so einen Blödsinn, oder ich vergesse mich.«
»Der intime Umgang ist bei uns strikt geregelt«, sagte Norris. »Denk daran – auf eine Frau kommen neun Männer. Neun! Und damit alle die gleichen Chancen haben, braucht es klare Regeln. Wenn einer die Grenzen verletzt, ist das den anderen gegenüber unfair.«
»Das ist mir schon klar. Peter hat aber keine Grenze verletzt.«
»Ob dir seine Annäherungsversuche willkommen waren oder nicht, ist ganz egal. Sobald er dich küssen oder berühren oder sonst was machen darf, wird er dir automatisch ans Herz wachsen. Er will deine Sympathie wecken, dein Verlangen.«
»Ist mein Verlangen denn nicht meine Angelegenheit?«
»Er benutzt deinen Körper, deinen Verstand zu beeinflussen – nicht umgekehrt.«
»Aber wenn ich das doch will?«
Er grunzte im Dunkeln. »Du hörst mir einfach nicht zu.«
»Nein. Weil du Unsinn redest.«
»Dann lass es mich so ausdrücken: Bist du bereit, Chardo Peter zu deinem Mann zu nehmen, bis ans Ende deiner Tage?«
Sie zog die Stirn in Falten, dachte an Will und an Leon. »Natürlich nicht.«
»Dann hast du also nur mit ihm gespielt.«
»Norris! So eine bin ich nicht.«
»Du bist entweder schwer von Begriff oder einfach nur grausam. Er ist für dich ein enormes Risiko eingegangen. Überleg mal: Es war unheimlich dumm von ihm, aber was immer ihr da im Dunkeln getrieben habt, bedeutete ihm offensichtlich sehr viel mehr als dir. Es war ihm wichtig .« Norris trieb Spider an. »Ach, ich bin einfach nicht gut mit so was.«
Doch sie begann zu begreifen. Das Berührungsverbot erhöhte nicht nur rechtlich, sondern auch emotional gesehen den Einsatz. Sie musste Peter sehr viel bedeuten – und indem sie seinen Kuss erwiderte, hatte sie ihn glauben lassen, dass er ihr genauso viel bedeutete. Sie hatte seine Erwartungen maßlos überhöht.
»Ich hätte ihn niemals küssen dürfen«, entfuhr es ihr.
»Allmählich kapierst du’s.« Norris bog nach rechts ab, und sie sah, dass sie sich der Chardofarm nährten.
»Was hast du vor?«, fragte sie.
»Was glaubst du denn? Mit einem halb kaputten Holzbein im Steigbügel kommt man nicht weit.«
»Ich kann doch jetzt nicht mit den Chardos reden.«
»Sei kein Feigling«, sagte Norris. »Los, komm schon!«
Er lenkte Spider zum hell erleuchteten Haus. »Ich reite lieber weiter zur Matrarch«, rief Gaia.
»Sie schätzt es nicht sonderlich, gestört zu werden, wenn sie oben bei ihrer Familie ist. Heute Abend wird sie ohnehin nichts mehr unternehmen. Warte lieber noch und rede morgen früh mit ihr.«
»Aber dann verbringt Peter die Nacht im Gefängnis!«
»Das wird ihm Gelegenheit zum Nachdenken geben«,
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