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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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erwähnen sollte, dass sie in der Enklave häufig Ärzten zur Hand gegangen war, entschied sich aber dagegen. »Ich habe fünf Jahre bei meiner Mutter gelernt, und letzten Sommer habe ich zum ersten Mal allein ein Kind entbunden.«
    »Das ändert alles«, sagte die Matrarch. »Du ahnst ja gar nicht, wie dringend wir dich brauchen. Seit dem Tod unserer Hebamme vor zwei Jahren sind uns ein halbes Dutzend Babys und drei Mütter im Kindbett gestorben. Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?«
    Gaia rührte langsam ihren Tee um und wirbelte den Honig am Grund der Tasse auf. »Ich war mir nicht sicher, ob ich’s noch kann«, gab sie zu.
    Die Matrarch strickte noch ein paar Maschen, dann ließ sie das Strickzeug in ihren Schoß sinken. »Es gibt so einiges an dir, das mir Rätsel aufgibt«, sagte sie. »Deinen Kummer aber spüre ich ganz deutlich. Vermutlich trauerst du um deine Eltern. Ich denke aber auch, dass du nicht ohne Grund zu uns gefunden hast, und vielleicht brauchst du uns ja ebenso sehr wie wir dich. Was hat dich nach Norden geführt? Weshalb hast du nicht eine andere Richtung eingeschlagen?«
    Gaia führte die dampfende Tasse an die Lippen und nippte. »Meine Mutter sagte, ich solle nach diesem Ort suchen. Seltsam eigentlich – meine Großmutter hatte uns Jahre zuvor schon verlassen, als ich noch ein kleines Kind war, aber letzten Monat noch meinte meine Mutter, ich solle nach ihr suchen. Als sei sie ganz sicher, dass meine Großmutter noch am Leben ist. Könnten sie denn irgendwie miteinander in Kontakt gestanden haben?«
    »Es ist denkbar, aber nicht sehr wahrscheinlich. Ich weiß, dass Lady Danni versucht hat, Nomaden auf der Durchreise Nachrichten für die Enklave mitzugeben, aber das war, wie du richtig sagst, vor über zehn Jahren. Ich weiß nicht, ob sie je Antwort bekommen hat, aber ich bezweifle es, denn sie hat nie etwas in der Art erwähnt. Dabei wären das große Neuigkeiten für uns alle gewesen.«
    »Vielleicht haben die Nomaden bloß sehr lange gebraucht«, überlegte Gaia. »Meine Großmutter hat nicht zufällig irgendwelche Aufzeichnungen hinterlassen?«
    Die Matrarch dachte nach. »Jetzt, wo du es sagst – sie hatte eine Art Kladde. Ich bitte Dominik, meinen Mann, danach zu suchen.« Sie legte den Kopf schief und tippte sich mit der Stricknadel ans Kinn. »Ich finde, wir sollten eine Abmachung treffen.«
    »Bekomme ich meine Schwester zurück?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Stell dich doch bitte den Tatsachen, mein Kind. Du bist erst sechzehn und noch immer erschöpft von deiner Wanderung durch das Ödland. Du bist einfach nicht in der Verfassung, dich um einen Säugling zu kümmern, der ständige Pflege und Milch benötigt. Ich habe eine Mutter für deine Schwester gefunden, die sie lieben und sie behüten wird, als wäre sie ihr eigenes Kind.«
    »Ihr haltet mich also nicht für geeignet, ein Kind großzuziehen.«
    »Du hast dich offenbar mit Fräulein Dinah unterhalten.« Die Matrarch lächelte. »Zweifellos wirst du eines Tages mehr als geeignet sein, eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen.«
    »Im Gegensatz zu Fräulein Josephine«, stichelte Gaia.
    Die Matrarch nippte an ihrem Tee. »Sie waren dir wohl sehr sympathisch? Fräulein Dinah und Josephine sind ganz reizende Frauen. Sie haben bloß eine andere Wahl getroffen als die meisten, und zwar sehenden Auges – das kannst du mir glauben. Ich will jetzt aber nicht über die Libbies diskutieren. Es gibt da ein paar Dinge, die wir klären müssen.«
    »Zum Beispiel, wann ich meine Schwester sehen kann. Wo ist sie?«
    »Offensichtlich bist du ausgebrochen, um sie zu suchen.«
    Gaia trank einen weiteren Schluck. »Und ich werde es bei nächster Gelegenheit wieder tun. Ihr könntet mich genauso gut einfach zu ihr lassen.«
    Die Matrarch hob die Brauen. »Manchmal klingst du genau wie deine Großmutter. Komm her – knie dich vor mich hin.« Sie stellte ihre Tasse zur Seite und streckte die Hände aus. »Ich will dein Gesicht berühren. Widersetz dich nicht, mein Kind.«
    Sie wollte erst zurückweichen, so weit sie nur konnte, doch die Matrarch wartete ganz einfach ab. Gaia studierte die schlanken Finger, das nachdenkliche Gesicht, das satte Rot des Rocks um ihre schwangere Gestalt … Und allmählich schmolz ihr Widerstand unter der schweigenden Geduld der Matrarch dahin. Leise stellte sie die Tasse auf den Kaminsims und rückte näher, bis sie das Gesicht an die abwartenden Finger halten konnte.
    Sie schloss die Augen. Ein

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