The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Bewohner der Hütte eine Reihe farbenfroher Kiesel. Im frühen Licht des Morgens wirkten sie eigenartig fehl am Platz.
»Leon«, sagte sie leise. »Ich verstehe, dass du wütend auf mich bist. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber es tut mir so leid.«
»Nicht«, sagte er. »Ich will deine Entschuldigungen nicht hören.«
Sie schluckte schwer. Aber es tut mir doch leid , dachte sie. »Hast du wirklich meinetwegen das Ödland durchquert?«
Eigentlich hätte er jetzt, frisch rasiert und angezogen, mehr wie der alte Leon wirken sollen, doch als er sich umdrehte, hingen ihm Strähnen in die blauen Augen, und unverhohlene Feindseligkeit stand auf seinem Gesicht.
»Glaub mir«, sagte er, »ich bereue es schon.«
Ihr Herz setzte einen Moment lang aus. »Ich hatte nie gewollt, dass du hier festsitzt.«
»Darum geht es nicht.«
»Gibt es hier denn keine Aussicht auf ein wenig Glück für dich, trotz des schlechten Starts?«
Er lachte gezwungen und strich sich in einer Geste, die ihr noch vertraut war, übers Haar.
»Das ist genau, was ich jetzt nicht gebrauchen kann«, sagte er. »Du und dein Gerede, deine Fragen. Ich will jetzt nichts dazu sagen.«
»Ich wünschte aber, du wärst nicht so unglücklich.«
Er schüttelte den Kopf. »Lass es einfach. Du bist nicht mehr dieselbe. Die Gaia, mit der ich nun rede, ist nicht mehr die alte. Das ist nicht zu übersehen.«
Was würdest du der alten Gaia denn sagen? »Wie kommst du darauf, dass ich mich so verändert habe?«
»Zum Beispiel hast du meine Nachricht verbrannt. Das war ein ziemlich deutliches Zeichen.«
»Peony hat sie verbrannt.«
»Du hast es sie tun lassen. Läuft aufs Gleiche hinaus.«
Sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte – doch die Regeln ihres Arrests buchstabengetreu zu befolgen, war der einzig mögliche Akt des Widerstands gewesen. »Ich konnte die Nachricht nicht annehmen«, sagte sie. »Solange ich keinen Fuß vors Mutterhaus setzte, konnte ich der Matrarch noch die Stirn bieten. Das galt auch für deine Nachricht.«
»Das ist doch lächerlich«, platzte es aus ihm heraus.
So musste es einem tatsächlich vorkommen …, insbesondere, da sie kurz darauf ja kapituliert hatte. Wie konnte sie ihm nur erklären, wie einsam und schrecklich es im Mutterhaus zuletzt gewesen war, wie ihre letzte Kraft sie angesichts des brennenden Stück Papiers verlassen hatte? »Es war deine Nachricht, die mir dann klarmachte, dass ich aufgeben muss.«
»Das verstehe ich nicht.«
Gaia schaute zum Sumpf hinaus. »Die Matrarch wollte, dass ich aufgab. Vorher wollte sie dich nicht aus dem Gefängnis lassen.«
»Dürfte ich dann bitte auch erfahren, worum es ging?«
Sie starrte ausdruckslos zum Horizont. »Ich habe jemand bei einem Schwangerschaftsabbruch geholfen, und die Matrarch wollte wissen, wem. Sie nahm mir das Versprechen ab, es nie wieder zu tun.«
»Es war Peony, oder? Deshalb hat sie mit der Nachricht geholfen.« Seine Augen verengten sich überrascht. »Wieso hast du nicht einfach Ja gesagt? Du hättest ihr doch alles Mögliche versprechen können und dann einfach heimlich weitermachen.«
»Ich hätte lügen sollen?«
»Wäre meine Freiheit keine Lüge wert gewesen? Womit hat sich die Matrarch deine Ehrlichkeit denn überhaupt verdient?«
Er verwirrte sie nur noch mehr. Ehrlichkeit kam aus dem Herzen – es ging nicht darum, ob man sie sich verdient hatte. »Du weißt, was für eine schlechte Lügnerin ich bin, selbst wenn ich es versuche«, sagte sie. »Selbst als ich das mit Peony vertuschen wollte, wusste die Matrarch keinen Tag später Bescheid. Ich könnte sie nie jahrelang täuschen. Außerdem wollte ich ihr zeigen, dass ich nicht so leicht aufgab. Ich wollte, dass sie nachgab.«
»Dann hast aber doch du nachgeben.«
»Ich wollte mein Leben zurück. Und ich musste dich aus dem Gefängnis holen.«
Wieder verharrte er reglos. Es machte ihr Angst. Ihre Antwort genügte ihm nicht – sie hatte nicht genug getan. Zu guter Letzt hatte er es sogar ohne ihre Hilfe aus dem Gefängnis geschafft, indem er das Spiel der Zweiunddreißig gewann.
Er schenkte ihr einen flüchtigen Blick. »Schau dich doch an. Du warst Gaia Stone, von außerhalb der Mauer. Du hattest nichts zu verlieren, und nichts und niemand konnte dich aufhalten. Jetzt bist du eine von ihnen.«
»Ich musste mich anpassen, das ist alles. Ich bin nicht sonderlich stolz auf mich.«
»Wieso denn nicht? Schließlich bist du ein Mädchen.«
»Was meinst du denn
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