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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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damit?«
    »Was ich gesagt habe: Du bist ein Mädchen, und die Mädchen haben hier die Macht.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Glaubst du etwa, ich will einfach nur zur herrschenden Klasse gehören?«
    »Nicht mehr lange, und du hast dich dran gewöhnt.«
    Es durchfuhr sie wie ein Schlag: Alles hatte sich ins Gegenteil verkehrt. In der Enklave hatte er alle Privilegien genossen, während sie nur eine arme Hebamme von draußen gewesen war, später ein Häftling in Zelle Q und schließlich eine Flüchtige.
    »Jetzt weißt du, wie es mir damals ging«, sagte sie.
    »Ich habe gerade zwei Monate im Gefängnis zugebracht, zusammengekettet mit Malachai, und das ohne jeden Grund«, konterte er. »Ich glaube, damit gewinne ich.«
    »Ach ja?«, forderte sie ihn heraus. »Du glaubst also, zwei Monate Haft wiegen genauso schwer wie Jahre, nein, Generationen der Ausbeutung?«
    »Was meinst du denn, wie es den Männern hier geht?«, erwiderte Leon. »Wie stellst du dir meine Zukunft vor? Kein Mann lebt hier in Freiheit. Selbst wenn sie nicht im Gefängnis sitzen, sind sie doch Sklaven.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach sie. »Ich habe hier viele glückliche Männer gesehen.«
    »Diejenigen, die es geschafft haben, sich bei einem Mädchen einzuschmeicheln. Und die Übrigen machen sich kaputt bei dem Versuch.«
    Jetzt übertrieb er aber. »Das stimmt doch überhaupt nicht.«
    Er lachte bitter. »Du siehst es nicht einmal mehr. So blind bist du schon.«
    »Du dagegen siehst natürlich alles ganz klar.« Sarkastisch sein konnte sie auch. »Immerhin gibt es hier genug zu essen, und jeder hat ein Dach über dem Kopf – nicht wie in Wharfton, wo ihr aus der Enklave uns großzügig ein paar Tropfen Wasser gelassen habt, während ihr uns ausspioniert und alle getötet habt, die euch Widerstand leisteten.«
    »Da liegt der Hund also begraben.«
    »Erzähl mir jetzt bloß nicht, dass das Leben dort besser war!«
    »Ich gebe zu, dass es hier für dich besser ist«, sagte er.
    »Nicht nur für mich! Du bist genau wie jeder andere Mann in Sylum. Du kannst tun und lassen, was du willst: arbeiten, ein Zuhause bauen, dich satt essen. Du kannst sogar heiraten und Kinder haben – falls dich einmal jemand lieben sollte.«
    Seine Augen blitzten dunkel. »Richtig. Der Mann der Matrarch hat mich schon darüber informiert, dass ich sogar zu den Heiratsfähigen gehören werde, falls meine Spermien sich als fruchtbar erweisen. Natürlich muss man das erst überprüfen. Das will er möglichst schnell nachholen.«
    Peinlich berührt schaute sie wieder auf den Sumpf hinaus. »Tut mir leid«, murmelte sie.
    »Er ist zuversichtlich, dass es sich um eine reine Formalität handelt«, fügte Leon hinzu. »Damit müsste mich dann nur noch jemand lieben, wie du sagst. Selbst wenn das Verhältnis von Männern zu Frauen nicht auf lachhafte Weise gegen mich stünde, bliebe immer noch das Problem, wie wenig liebenswert ich bin. Danke, dass du mich daran erinnerst.«
    Sie schaute zu Boden und wünschte, sie könnte es zurücknehmen. Er konnte sie einfach so wütend machen. »Das wollte ich gar nicht sagen.«
    »Hast du aber.«
    »Es tut mir leid.«
    »Du entschuldigst dich öfter als irgendjemand sonst, den ich kenne, und es hilft nicht das Geringste.«
    Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen? Offensichtlich hasst du ja alles hier – trotzdem ist es unser neues Zuhause. Ich für meinen Teil will hier überleben, und sieh es mir doch bitte nach, wenn ich versuche, ein wenig glücklich dabei zu sein.«
    »Hast du denn gar nichts gelernt in der Enklave? Jede Gesellschaft, die einen Teil der Bevölkerung ausnutzt, ist von Grund auf ungerecht. Hast du die Männer gestern Abend gehört? Wie sie endlich ihre Stimmen erhoben?«
    »Das war nur dein Werk.«
    »Mein Werk? Gaia, wach auf!«, rief er. »Die Männer hier sind nicht glücklich. Sie tun vielleicht so, sie reden es sich die meiste Zeit vielleicht sogar ein, aber dieses ganze Dorf ist ein einziges Pulverfass. Es braucht nur den richtigen Funken, und alles fliegt in die Luft.«
    »Willst du denn derjenige sein, der es vernichtet?«, fragte sie.
    »Warum denn nicht? Momentan gibt es wenig, wozu ich größere Lust hätte.«
    »Hast du dich so verhalten, als du hier angekommen bist?«, wollte sie wissen. »Hat dich die Matrarch deshalb nicht freigelassen? Normalerweise stellt sie Neuankömmlinge nur unter Arrest, bis sie sich davon überzeugt hat, dass sie keine

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