The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Besuch bekommen. Chardo und Fräulein Dinah haben Vlatir und die junge Gaia hergebracht.«
Adele warf Gaia einen langen Blick zu, dann nahm sie ihren Korb und lief zum Haus.
»Adele, so warte doch!«, sagte Bachsdatter. »Wir sollten sie zumindest anhören.«
»Sie werden Maya nicht mitnehmen«, rief Adele über die Schulter. »Sorg dafür, dass sie verschwinden. Ich will sie hier nicht haben.«
Bachsdatter ging zu seiner Frau und nahm ihr sanft den Wäschekorb ab. »Wir wussten doch, dass das passieren würde.«
»Aber sie hat es versprochen – Lady Olivia hat es versprochen!«, sagte Adele.
»Du musst dich nicht von deiner Tochter trennen«, schaltete Dinah sich ein. »Und es ist ja nur für einen Monat. Er will Maya in der Hütte des Siegers, aber du kannst gerne mitkommen.«
»Unser Zuhause verlassen? Und wofür? Bloß weil er nicht ganz richtig im Kopf ist?«
»Mir geht es sehr gut, und Maya wird in den besten Händen sein.« Leon nickte mit dem Kinn in Gaias Richtung. »Ich tue alles, was ich kann, und ihre Schwester ist auch da.«
»Ihre Schwester «, sagte Adele, »hätte sie fast umgebracht!«
Gaia studierte Adele: Die Blässe ihres Gesichts, ihre geschwollenen Finger, die Schatten unter ihren Augen – alles kündete von tiefer Erschöpfung.
»Du stillst Maya, nicht wahr?«, fragte Gaia.
»Natürlich tue ich das«, entrüstete sich Adele.
Bachsdatter trat dazwischen. »Wirf ihr ja nicht vor, nicht genug zu tun. Wenn ihr wüsstet, was wir alles durchgemacht haben!«
Ohne genauere Untersuchung konnte Gaia sich zwar nicht sicher sein, doch beim Anblick der müden, zornigen Frau kam ihr ein Verdacht: Adele war wieder schwanger und wusste das auch, selbst wenn Luke noch nichts ahnte. Ihrer eigenen Gesundheit zuliebe und der ihres Kindes sollte sie lieber nicht stillen.
»Wo ist sie?«, fragte Gaia.
»Sie schläft. Du kannst jetzt nicht zu ihr«, sagte Adele.
»Wir haben ein Schreiben von der Matrarch«, sagte Dinah leise. »Los, Vlatir. Du hast den Brief.«
Leon zog ein Stück Papier aus seiner Hosentasche, und Dinah hielt es ihr hin.
»Ich werde das nicht lesen.« Adele wich vor ihrer ausgestreckten Hand zurück, als ob das Blatt vergiftet wäre.
»Soll ich es vorlesen?«, bot Dinah an. »Interessiert dich denn nicht, was Lady Olivia zu sagen hat?«
»Der Chardobruder soll es lesen«, sagte Adele gebieterisch. »Na los, komm näher.«
Zu ihrer Überraschung stellte Gaia fest, dass Peter immer noch am Zaun stand. Als er ihrem Ruf nun folgte und näher trat, war all seine übliche Gelassenheit von ihm gewichen.
»Gehst mir drei Jahre lang aus dem Weg, und dann tauchst du hier auf«, sagte Adele. »Willst du denn nicht wenigstens Hallo sagen?«
»Hallo, Lady Adele«, sagte Peter. Die Anspannung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Geht es dir gut?«
»Wie du siehst«, sagte Adele. »Na also, war das so schwer?«
»So beruhige dich doch«, sagte Bachsdatter leise.
Gaia verfolgte das Gespräch mit Erstaunen.
Adele stemmte angriffslustig die Hände in die Hüften. »Wie geht’s denn deinem großen Bruder?«
»Will ist wohlauf, danke der Nachfrage.«
»Er hat nie geheiratet, oder? Aber für dich gibt es doch sicher noch Hoffnung.«
Mit hochrotem Kopf wandte Peter den Blick ab.
Adele zeigte auf den Brief. »Jetzt lies schon vor«, befahl sie. »Ich möchte von dir hören, was die Matrarch zu sagen hat.«
Peter vergrub die Hände in den Taschen. »Ich kann doch nicht lesen.«
Adele lachte gallig. »Richtig, ich vergaß! Will ist ja der Schlaue in der Familie.«
»Du brauchst nicht auf ihm herumzutrampeln«, sagte Gaia und nahm Dinah den Brief ab. »Ich werde ihn vorlesen.« Sie war selbst nicht die beste Leserin, aber sie sprach laut genug, dass alle es hörten.
Meine geschätzte Adele, lieber Luke,
ich weiß, dass ihr diese Nachricht mit schweren Herzen vernehmen werdet, doch ich ersuche euch, es mit Fassung zu tragen. Der Überbringer dieser Nachricht, Leon Vlatir, hat das Spiel der Zweiunddreißig gewonnen, und damit steht es ihm zu, einen Monat mit einem Mädchen seiner Wahl in der Hütte des Siegers zu verbringen. Er hat sich für eure Tochter Maya entschieden.
Der Friede unserer Gemeinschaft liegt nun in eurer Hand. Vlatir ist ein Neuankömmling, doch von der Schwesternschaft als freier Mann mit allen Bürgerrechten bestätigt worden. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, wie heikel die Lage für uns wird, wenn wir ihm das eine Privileg, das jedem Mann in Sylum
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