The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
will ein paar Antworten.«
Er versperrte ihr den Weg.
»Es reicht doch schon, dass wir ihnen das Kind wegnehmen«, sagte er. »Geh jetzt nicht so da hinaus. Es ist mein Ernst.«
Sie blinzelte verdutzt – legte er es drauf an, dass sie ihn beiseitestieß? Dann gab sie sich geschlagen und kehrte um.
»Nichts habe ich richtig gemacht«, sagte sie. »Nicht die kleinste Kleinigkeit, seit ich hier bin. All die verschwendeten Wochen im Mutterhaus! Was habe ich mir nur dabei gedacht? Gleich zu Beginn hätte ich nachgeben und der Matrarch dann von früh bis spät in den Ohren liegen sollen, bis sie mich zu meiner Schwester gelassen hätte. Ich hätte ihr eine bessere Amme suchen oder sie an Ziegen- oder Reismilch oder sonst etwas gewöhnen sollen.«
Fast hoffte sie, dass Leon ihr widersprechen würde, aber anscheinend stimmte er ihr zu.
Beim Anblick ihrer Schwester und ihrer schlaffen, kleinen Finger hätte Gaia am liebsten geweint. Aber das wollte sie nicht. Sie streichelte das Baby und kämpfte die Tränen zurück. Einen Moment lang hoffte sie, dass Leon sie in die Arme schlösse. Sie wünschte, sie könnte sich einfach fallen lassen, und er wäre für sie da, nur dieses eine Mal. Warum sollte nicht auch sie einmal einen Wunsch frei haben? Stattdessen aber trat er einen Schritt zurück. Vom Hof drang das einsame Scheppern der Ziegenglocke, und sie richtete den Blick zur Tür.
»Versprich mir, dass du nicht zu hart zu Lady Adele sein wirst«, sagte er.
»Ich? Zu hart? Wer wollte denn hier rauskommen, um ihr das Kind wegzunehmen?«
»Soll ich meine Meinung ändern? Möchtest du, dass Maya hierbleibt?«
Sie schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall würde sie ihre Schwester auf dieser Insel zurücklassen. »Wusstest du denn, dass es ihr so schlecht geht?«
»Nein«, sagte Leon. Er griff nach einer kleinen, gelben Decke, die über der Lehne eines Schaukelstuhls hing. »Ich wusste nur, dass die Gaia, die ich einmal kannte, ihre Schwester brauchte.«
Sie blickte auf das Baby in ihrem Arm hinab und ließ ihre Haare ihr Gesicht verbergen.
»Danke«, flüsterte sie.
Er gab dem Schaukelstuhl einen kleinen Schubs und ging dann zur Tür. »Gern geschehen«, sagte er und spazierte nach draußen.
17 Bug und Heck
Adele stillte Maya noch ein letztes Mal, während Gaia, Leon, Peter und Dinah im Hof warteten und die Entwicklung des Sturms verfolgten, der seine dunkel drohenden Schatten mittlerweile über den halben Sumpf warf. Scharfe Windböen trieben Gaia die Tränen in die Augen. Schließlich kam Bachsdatter mit dem Kind zu ihnen.
»Adele und ich bleiben hier«, sagte er. Und dann mit leuchtenden Augen: »Sie ist schwanger. Maya wird bei uns immer ein Zuhause haben – aber ich kann meiner Frau nicht noch mehr Umstellungen zumuten.« Er reichte Leon das Baby, das er in die gelbe Decke gewickelt hatte, dazu ein paar Kleider. »Das sind ihre Sachen«, sagte er, dann musste er sich räuspern.
»Kommt zu Besuch, wann immer ihr wollt«, sagte Leon.
Bachsdatter nickte. »Da wäre noch eine Kleinigkeit«, sagte er und reichte Gaia ein Büchlein.
»Was ist das?«, fragte sie und drehte es in der Hand.
»Das sind die Aufzeichnungen über den Sumpf, die ich für deine Großmutter gemacht habe. Nach ihrem Tod habe ich sie noch eine Weile fortgeführt, aber nicht mehr so regelmäßig. Ich finde, du solltest sie haben. Ein paar der Notizen sind noch von ihr selbst, und vermutlich hast du nicht allzu viel, das dich an sie erinnert.«
Sie blätterte durch das Buch, sah Temperaturtabellen und andere Messungen, Vermerke zum Wetter, zu Stürmen. »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Sie war an den Verdunstungswerten interessiert«, erklärte Bachsdatter. »Doch die einzige Regelmäßigkeit, die ich aus den Daten je ableiten konnte, war, dass das Wasser jedes Jahr niedriger wurde, und das konnte man auch mit bloßem Auge sehen.« Er nickte in Richtung der Wolken. »Der Sturm hat mich dran erinnert. Genau so was sollte ich immer für sie festhalten.« Er warf einen letzten Blick auf Maya, und Traurigkeit stand in seinen tief liegenden Augen. »Geht jetzt. Bitte. Rasch.«
Er hob die Hand zu einem stillen Abschiedsgruß und ging dann zurück ins Haus. Gaia hörte das unterdrückte Weinen seiner Frau und eilte dann zu dem Pfad, der sie zurück zum Wasser führte.
»Wie furchtbar«, sagte Dinah hinter ihr. »Dabei war Vlatir auf dem Hinweg so freundlich. Ich war mir sicher, er würde seine Meinung noch ändern.«
»Er hat einfach kein
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