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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Herz«, sagte Peter.
    »Sag so was nicht«, schnappte Gaia.
    »Lass gut sein, Gaia«, meinte Leon. »Hier, fang!« Er warf Peter das Bündel mit den Babysachen zu, dann ging er voran, den steilen Pfad hinab. Am Ufer angekommen, beeilten sie sich, die Kanus zu Wasser zu lassen.
    »Kann ich Maya halten?«, fragte Gaia.
    Leon nickte und brachte sie ihr. »Halt sie gut fest!«
    Ohne weitere Umschweife hob er sie erneut hoch. Gaia legte einen Arm um seinen Hals, mit dem anderen hielt sie ihre Schwester fest. Dann trat er ins Wasser und setzte sie zielsicher im Bug des Schiffes ab. Er strich Maya noch einmal über ihre Decke, dann ließ er sie los.
    »Klar zum Aufbruch?«, fragte er dicht an ihrem Ohr.
    Sie nickte und hob das Gesicht. Er war ihr ganz nahe. Sein Ausdruck war unsicher, neugierig, dann trat ein zufriedenes Leuchten in seine Augen.
    Dinah hüstelte vernehmlich. »Lasst euch nicht drängeln. Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Gaia widmete sich wieder ihrer Schwester und fühlte, wie Leon sich entfernte. Peter nahm im Heck Platz, das Kanu schaukelte leicht und erwachte dann mit einem Ruck zum Leben, als er zu paddeln anfing. Gaia hielt den Blick auf Maya gerichtet, war sich aber bewusst, dass ihr Puls immer noch raste, und musste sich arg zusammenreißen, um nicht zu Leon zurückzublicken. Sie hüllte sich fest in ihren Umhang, und bald wurden dem Baby die kleinen Lider schwer, und es schlief ein, eingelullt vom Schaukeln und dem Plätschern der Wellen. Gaia atmete tief durch.
    »Schläft sie?«, fragte Peter irgendwann.
    »Noch nicht richtig. Aber bald.«
    Sie strich sich das zerzauste Haar aus der Stirn und drehte sich zaghaft zu ihm um. Er war ganz auf das Wasser konzentriert und steuerte sie sicher durch eine enge Stelle. Das andere Kanu hatten sie schon hinter sich gelassen.
    Sie dachte an das, was Adele gesagt hatte. »Stimmt es, dass du nicht lesen kannst? Überhaupt nicht?«
    »Ist das denn wichtig?«
    Ihr tat leid, dass er vielleicht nie erfahren hatte, wie es war, sich in einem Buch zu verlieren. »Irgendwie schon«, meinte sie. »Es sagt etwas aus über Sylum. Also, kannst du?«
    Er paddelte weiter. »Hab’s nie gelernt.«
    »Kannst du schreiben?«
    »Was soll das? Möchtest du, dass ich mir dumm vorkomme? Wie bei Lady Adele? Denn genau das erreichst du mit deiner Fragerei.«
    »Tut mir leid«, sagte sie erschrocken.
    »Entschuldigung angenommen.«
    Sie merkte, dass sie behutsamer mit ihm sein musste. Bloß weil er kräftig wirkte und immer sehr besonnen war, hieß das nicht, dass er robuster war als andere.
    »Erzählst du mir, was dich mit Lady Adele verbindet?«
    »Es ist vorbei – mehr gibt es nicht zu erzählen.«
    Damit wäre wohl alles gesagt. Sie sollte ihn jetzt wahrscheinlich einfach paddeln lassen, ob in Frieden oder mit Wut im Bauch. Doch als sie sich abwandte, hörte sie ihn etwas murmeln.
    »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Ich würde auch gerne mehr über deine Vergangenheit wissen.«
    Gaia griff nach dem Dollbord und verlagerte ihr Gewicht. »Was möchtest du wissen?«
    Er warf ihr einen Blick zu, dann paddelte er weiter, mit starken, unermüdlichen Zügen. »Wie konntest du an jemanden wie Vlatir geraten? Das verstehe ich nicht. Er ist unhöflich, er ist grob, und er stößt dich herum. Gefällt dir das etwa?«
    »Nein. Er ist nicht immer so. Früher war er anders. Oder, eigentlich …« Das war nicht ganz die Wahrheit: Leon war ihr in der Enklave durchaus grausam vorgekommen, herzlos sogar. Dann aber hatte er sich geändert, zumindest ihr gegenüber. Bei Adele hatte er seine alte Grausamkeit nun für sie eingesetzt. War es falsch, dafür insgeheim dankbar zu sein?
    »Das ist alles etwas ungewohnt für mich«, gab sie zu. »Zu Hause war ich nie jemand Besonderes. Kein Junge hat sich je für mich interessiert. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich allein bleiben würde. Eine Hebamme zu sein war mir genug.«
    »Bis du Vlatir getroffen hast?«
    Sie überlegte, wie viel sie erzählen sollte.
    »Zuerst war da gar nichts zwischen uns – ich mochte ihn nicht mal. Dann hat er sich verändert. Er tat bestimmte Dinge für mich. Als ich zum Beispiel im Gefängnis saß, da beschützte er mich. Er half mir, einen Code zu entziffern und zu meiner Mutter zu gelangen, die auch im Gefängnis saß.« Es waren so viele Erinnerungen, dass sie gar nicht alles zusammenfassen konnte. »Er hat mir geholfen, so wie jetzt auch«, sagte sie nachdenklich und streichelte Mayas kleinen Kopf. »Er half mir, meine

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