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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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isolierteres Fleckchen finden.
    Sie wollte gerade ins flache Wasser treten, als Leon eine Hand ausstreckte.
    »Wenn du gestattest«, sagte er.
    Überrascht griff sie nach seiner Hand. Dann aber führte er in einer starken, fließenden Bewegung den einen Arm in ihren Rücken, den anderen zu ihren Knien und hob sie hoch, um sie ans Ufer zu tragen. Damit hatte Gaia nun gar nicht gerechnet, und der enge Körperkontakt verwirrte sie. Dann stellte er sie wieder auf die Beine, die Hände leicht an den Hüften, bis sie auch sicher stand. Sie öffnete die Lippen und schnappte nach Luft, sah ihm fragend in die blauen Augen, die klar zwischen seinen dunklen Strähnen schimmerten.
    »Das wäre doch …«, hob sie an.
    »Schon gut«, sagte er sanft und ließ sie los. »Mein Wunsch ist erfüllt.«
    Er lief zurück ins Wasser, um den Bug des Kanus an Land zu ziehen.
    Das war dein Wunsch? Mich ans Ufer zu tragen?
    Sie steckte in ernsthaften Schwierigkeiten.

16 Bachsdatters Insel
    »Dir ist schon klar, dass sie dich dafür an den Pranger stellen lassen könnte«, meinte Dinah.
    »Ach ja?«, erwiderte er trocken, als wäre ihm das völlig egal, und gab Gaia ihren Umhang zurück.
    Gaia errötete, und ihr wurde ganz warm. Sie schaute von Dinah zu Peter, und hoffte, dass sie über den unstatthaften Kontakt hinwegsehen würden. Sie dachte an heute früh, als Peter und sie sich in den Armen gelegen hatten, und konnte die Erinnerung daran auch in seinem Blick noch sehen. Wieso hatte sich das mit Leon gerade noch intimer angefühlt?
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Dinah. »Wir erzählen schon nichts. Mein Wunsch interessiert wohl niemanden?«
    Peter, offensichtlich froh über die Ablenkung, lachte. »Natürlich wollen wir ihn hören. Wie lautet dein Wunsch?« Mit einem hohlen Scheppern drehte er das zweite Kanu um.
    »Ich möchte, dass mir jemand ein Feuer macht, wenn wir heimkommen«, sagte Dinah und strich sich das Haar zurück, sodass man ihre großen, grauen Augen sehen konnte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bis nachher regnen wird, und wenn sich zur Abwechslung mal jemand anders mit dem Feuer im Kamin abmühte …, wäre das wirklich eine Freude.«
    Dabei war ihr Dinah bislang immer so selbstständig und geschickt vorgekommen. Gaia fragte sich, ob ihr bewusst war, wie einsam und verletzlich sie durch diesen kleinen, sonderbaren Wunsch wirkte. Auch Leon sah überrascht aus.
    »Wird erledigt«, sagte Peter.
    »Hallo!«, erklang da eine Stimme. »Fräulein Dinah! Chardo! Wie geht es euch?« Ein Mann kam von hinten den Strand herab, und Dinah stellte sie einander vor.
    Auf Gaia wirkte Bachsdatter Luke wie ein Ableger der Insel selbst. Seine verschlissenen Kleider waren so häufig ausgebessert und gewaschen worden, dass sie dieselbe ausgebleichte Farbe wie die Felsen am Strand hatten. Sein Bart war braun, seine Haare vom Wind ganz zerzaust, und seine dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen.
    »Endlich lerne ich die junge Gaia kennen«, sagte er. »Die Schwester unserer Tochter. Willkommen.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte Gaia.
    »Dafür, wie schwach sie bei der Ankunft war, geht es ihr gut. Die ersten Wochen waren aber nicht leicht.« Bachsdatter wandte sich an Leon. »Ich weiß, weshalb du hier bist, aber ich kann es ehrlich gesagt nicht ganz glauben. Du scheinst mir doch ein anständiger junger Mann zu sein.«
    Leon lächelte nicht. »Der Schein trügt.«
    Bachsdatter kratzte sich nachdenklich am Kinn und wies dann zum Himmel, wo sich der Sturm weiter zusammenbraute. »Was immer wir tun, wir sollten uns beeilen. Kommt mit.«
    Sie erklommen einen steilen, aus dem Fels geschlagenen Pfad. In der Ferne konnte man Sylum erkennen, das mittlerweile im Schatten lag. Ein plötzlicher Windstoß fuhr durch die gelben Birkenblätter um sie herum.
    Am oberen Ende des Pfads standen zu Gaias Überraschung mehrere steinerne Gebäude. Sie kamen ihr älter vor als alles, was sie bislang in Sylum gesehen hatte. Am östlichen Ende gab es einen Garten und mehrere Obstbäume, und Hühner und Ziegen liefen frei herum. Inmitten eines eingezäunten Areals lag ein niedriges, lang gestrecktes Steinhaus inmitten farbenprächtiger Blumenbeete.
    Eine Frau nahm gerade ihre Wäsche von der Leine ab. Sie wirkte kräftig, doch ihr fein geschnittenes Gesicht hatte etwas Jugendliches und war von Sommersprossen übersät. Ihr braunes Haar bauschte sich um ihren Kopf.
    »Adele«, rief Bachsdatter, während er sie durchs Tor führte. »Boles hatte recht – wir haben

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