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The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

Titel: The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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rot.
    Eine Harpyie mit dem Temperament einer Rothaarigen. Dragos stieß ein lautloses Schnauben aus. Das nannte man wohl eine explosive Mischung.
    Den Legenden zufolge war der Himmel zerrissen, als die Harpyien kreischend zum Leben erwachten. An diesen Tag erinnerte sich Dragos noch gut. Die Legenden waren wahr.
    Der schwere, satte Geruch von Blut hing in der Luft. Elysias war nicht der Erste, der an diesem Tag in der Arena Blut verloren hatte. Viele Kämpfer hatten Verletzungen davongetragen, aber seine fünf Wächter und Pias Freund Quentin waren bisher allesamt unversehrt geblieben.
    Dragos atmete gleichmäßig. Der Drache war dicht an die Oberfläche gekommen, er war verärgert über Pias Abwesenheit und regte sich ständig über die Zuschauer aus anderen Reichen auf, die weder Verbündete noch Freunde waren. Er mochte das Blut und die Gewalt und wollte selbst in die Arena, aber hier gab es keinen echten Gegner für ihn. Hier könnte er keinen befriedigenden Kampf austragen, sondern nur die Arena in ein Schlachthaus verwandeln.
    Früher hätte dem Drachen ein solches Schlachtfest gefallen. Wie eine unterirdische Flut rührten sich tief in seinem Geist uralte Erinnerungen. Ohne Pia war er ein primitiveres Wesen. Sie besaß einen unverdorbenen, reinen Anstand, der die edleren Seiten in ihm ans Licht brachte. In ihrer Gegenwart verstand er beinahe, was es hieß, nett zu sein, und er hatte gerade erst angefangen, die Bedeutung von Zärtlichkeit zu begreifen.
    Unten in der Arena setzte die Harpyie zu ihrem nächsten Schlag an, die Hände gespreizt und alle zehn Krallen wie Messer vorgereckt. Sie waren scharf genug, um Metall zu schneiden. Wenn sie fest genug zuschlug, konnte sie die Knochen des Pegasus definitiv durchtrennen.
    Elysias täuschte eine Bewegung an, und als die Harpyie auf das Manöver hereinfiel, stürzte er sich in einem Ausbruch von Schnelligkeit und Kraft auf sie. Mit einem gewaltigen Satz fuhr er herum und keilte mit dem gesunden Bein aus. Er legte sein ganzes Gewicht in diesen Tritt, und als sein Huf traf, hallte das Knacken im Rückgrat der Harpyie scharf durch die ganze Arena. Sie kreischte vor Wut und Schmerz. Beide fielen zu Boden.
    Stille legte sich über das Publikum. Als sich Elysias herumwälzte und aufrichtete, war es offensichtlich, wie schwer ihm das Aufstehen fiel. Bei seinem schnellen Sprung musste die Wunde weiter aufgerissen sein, denn er konnte dieses Bein nicht mehr belasten.
    Die Harpyie stand nicht wieder auf. Ihr Rücken war gebrochen, und sie würde wochenlang nicht mehr aufrecht stehen können. Der Kampf war vorüber. Am Ende hatte Elysias das Ruder herumgerissen und gewonnen.
    Die Menge brüllte, Sanitäter kamen angelaufen.
    Die Tür zur Suite wurde geöffnet. Als Graydon den Kopf ins Zimmer steckte, wandte sich Dragos vom Fenster ab. »Du wolltest mich sehen, Chef?«
    »Ja, komm rein.« Zu Kris sagte er: »Mach eine Pause.«
    »Alles klar«, sagte Kris, der seinen Laptop zuklappte und ihn sich unter den Arm klemmte – fraglos, um Dragos’ Anweisung zu ignorieren und woanders weiterzuarbeiten. Seine Arbeitswut war ein weiterer Grund dafür, dass Dragos ihn so gut bezahlte.
    Graydon spazierte herein. Er war der kräftigste der Greifen, gut fünfzehn Kilo schwerer als die anderen. In seiner menschlichen Gestalt maß er fast eins fünfundneunzig und bestand aus nichts als harten, kompakten Muskeln. Er war nicht direkt als hübsch zu bezeichnen; auf seinem kantigen Gesicht lag meistens ein gutmütiger Ausdruck, er hatte schroffe, etwas unregelmäßige Züge, sonnengebräunte Haut und graue Augen. Sein rotbraunes Haar war stets unkompliziert kurz geschnitten, seine Kleidung schlicht, und wann immer es unter den Bewohnern von Cuelebre Tower Theater gab, war er unauffindbar. Das war eine nützliche Gabe.
    Vor einigen Monaten war Dragos neugierig geworden und hatte Pia gefragt: »Warum hast du so eine Schwäche für Gray?«
    Sie lächelte, und der Teil von ihm, der immer selbstsüchtig und habgierig sein würde, nahm eifersüchtig davon Notiz, wie weich ihre Gesichtszüge wurden, sobald Graydons Name fiel. »Er hat dieses schroffe, ruppige Äußere, aber darunter ist er aufrichtig bis auf den Grund seiner Seele.«
    Aufrichtig. Gewissenhaft. Loyal.
    Anders als viele andere Raubtier-Wyr – einschließlich einiger Wächter – hielt Graydon seine Kraft oft zurück, wenn er jemanden schlug. Er war sich seiner überragenden Stärke durchaus bewusst. Bisher, das war Dragos aufgefallen,

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