The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
ihren SUV. Sobald die Türen geschlossen waren, sagte Pia laut: »Was Dragos gefällt oder nicht gefällt, geht dich genauso wenig an, Eva.«
»Es geht mich was an, sobald es mit meinem Job zu tun hat«, sagte Eva mit grimmiger Miene.
»Was ist los?«, fragte James.
»Prinzessin wird morgen früh mit den Elfen zu einer Waldpartie aufbrechen«, sagte Eva knapp und klar. »Also werden auch wir eine Waldpartie mit den Elfen machen.«
»Allerliebst«, sagte Johnny.
Eva warf ihm einen säuerlichen Blick zu, während sie fortfuhr: »Beluviel sagt, der Wald mag keine Technik, und für mich klingt das ziemlich deutlich nach ’nem Anderland. Was heißt, wir packen heute Abend die Knarren weg und ziehen die Schwerter. Ab Morgen bleiben wir schichtweise rund um die Uhr bei unserer Prinzessin, egal, wohin sie geht, mit wem sie sich trifft oder was sie macht. Es ist ihre einzige Möglichkeit, mit dem Hohen Lord zu sprechen, und da wir genau deswegen hier sind, werden wir sie dabei unterstützen.«
Wütend hatte Pia schon den Mund geöffnet, um Eva verbal eins überzubraten, doch dann hatte sie sich zurückgehalten und weiter zugehört.
»Sie ist so sexy wie die Zickengöttin höchstpersönlich, wenn sie so mit Befehlen um sich wirft«, sagte Johnny zu James.
»Nenn mich einfach Zicke, das reicht völlig«, sagte Eva.
5
Tiefrot spritzte das Blut in den Sand der Arena.
Es war das Blut des Pegasus. Wie hieß er noch gleich? »Alexander irgendwas«, murmelte Dragos vor sich hin.
»Alexander Elysias«, sagte Kristoff hinter ihm.
Mit verschränkten Armen stand Dragos am Fenster der großen Suite und sah dem aktuellen Wettkampf zu. In der Scheibe sah er die Spiegelung seines Assistenten. Kris hatte den Blick nicht vom Bildschirm seines Computers gelöst. Wahrscheinlich kannte Kris die Namen aller vierhundertachtundvierzig Kandidaten auswendig.
Dragos ließ den Blick über die VIP-Logen gleiten. Praktisch aus jedem Reich in den USA waren Vertreter anwesend. Ihm fiel auf, dass der Krake Jaggar, der die Wyr im Tribunal der Alten Völker vertrat, zusammen mit Archer Harrow, dem Ratsmitglied der menschlichen Hexen, in einer Loge saß. Jaggar war eine dominante Persönlichkeit. Einer der Gründe, warum Dragos und er miteinander auskamen, bestand darin, dass der Krake zwar seinen Verpflichtungen als Vertreter der Wyr im Tribunal nachkam, davon abgesehen jedoch die meiste Zeit im Ausland verbrachte.
Auch das Ratsmitglied der Elfen, Sidhiel, war anwesend. Sie trug ihr hellblondes Haar zu einem klassischen Nackenknoten zurückgebunden. Sidhiel gehörte zu den Ältesten der Elfen; sie war mindestens so alt wie Beluviel und Calondir, vielleicht sogar älter. Mit vollkommen beherrschtem Gesichtsausdruck beobachtete sie das Geschehen in der Arena. Dragos und sie hassten einander mit der Leidenschaft derer, die einen alten Zwist niemals vergaßen. Fraglos wohnte Sidhiel im
Plaza
, wo das Elfenreich eine Suite unterhielt. Dragos fragte sich, was die Elfe wohl von Pias Reise nach Charleston hielt.
Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kontrahenten. Elysias humpelte schwer, als er sich seinem Gegner dieses Tages zuwandte – es war eine der Harpyien. Der Pegasus gehörte zu den beliebtesten Kandidaten, besonders bei den Frauen. Er besaß eine gebieterische Schönheit, an der nichts Feminines war, und hatte stets ein strahlendes Lächeln parat. Seine menschliche Gestalt war hager und anmutig, und seine mahagonifarbene Haut glänzte im hellen Scheinwerferlicht vor Schweiß.
Der Schnitt in seinem Oberschenkel war lang und tief und blutete stark. Elysias hatte im Sand den Halt verloren, ein unglückliches Missgeschick, und die Harpyie, die darauf erpicht war, diesen Vorteil zu nutzen, hatte hart und schnell zugeschlagen. Die Wunde kündigte das Ende des Kampfes an, denn die Harpyie würde ihm keine Zeit lassen, die Wunde abzubinden, und das sollte sie auch nicht. Elysias musste seine Gegnerin schnell zur Strecke bringen, sonst würde seine Wunde ihn erledigen.
Die Harpyie hatte ein gefährliches, raubtierhaftes Grinsen aufgesetzt. Da die Kontrahenten ohne Waffen in die Arena gingen, konnten sie im Kampf nur das einsetzen, was ihnen die Natur mitgegeben hatte, und die Raubtier-Wyr waren von der Natur außerordentlich bevorzugt worden. Die Harpyie hatte ihre Wyr-Gestalt angenommen, und das Blut des Pegasus troff von ihren langen, scharfen Krallen. Ihre Haare, Flügel und die kurzen Federn an ihren kraftvollen Beinen waren feurig
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