The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
der Welt außerhalb ihrer Grenzen auf.«
»So ist es«, sagte Beluviel. »Wir haben früher selbst in Numenlaur gelebt, aber seit sehr langer Zeit haben wir nicht mehr mit unseren Brüdern und Schwestern gesprochen. Was sie auch zu dieser Reise bewegt haben mag, es muss von immenser Wichtigkeit für sie sein. Bei einem Aufenthalt in Charleston würden sie sich nicht wohlfühlen, daher ist Calondir in den Wald gereist, um alles für ihre Ankunft vorzubereiten. Nach Ihrem Besuch werde ich ihm folgen.«
Pia aß genüsslich das letzte Stück von ihrem Beerenkuchen und nutzte es als Vorwand, um sich einen Augenblick Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Konnte das ihre Pläne durchkreuzen? Auch wenn Dragos von dieser Reise nicht unbedingt begeistert gewesen war, hatte er schließlich dem Versuch zugestimmt, die Beziehungen zu den Elfen wiederherzustellen.
Verfügte Beluviel als Gemahlin des Hohen Lords über genug eigenständige Autorität, um die Handelsembargos gegen das Wyr-Reich aufheben zu können? Wenn dem nicht so war, konnte Pia es genauso gut einfach bei Tee und Kuchen belassen. So erfreulich es auch war, Beluviel persönlich kennenzulernen, allein dafür wollte sie die Trennung von Dragos nicht auf sich nehmen.
Langsam sagte sie: »Ich hatte gehofft, mit Calondir sprechen zu können, solange ich hier unten zu Besuch bin.«
Beluviel senkte den Blick und rückte ihre Gabel auf dem Tisch zurecht. »Würden Sie vielleicht in Erwägung ziehen, uns für einige Tage in den Wald zu begleiten? Es wäre uns beiden gewiss eine Ehre, Sie als Gast in unserem Hause begrüßen zu dürfen.«
Die wilde Kreatur in Pias Innerem schrie
Teufel, ja!
und wollte auf der Stelle losgaloppieren, geradewegs ins Unterholz. Im Geiste versetzte Pia der Kreatur einen kräftigen Klaps und rang darum, sich zu beherrschen. »Es wäre mir eine Freude, Sie im Lirithriel-Wald zu besuchen«, sagte sie. »Wenn Sie glauben, Calondir kann sich von seinen Vorbereitungen freimachen, um sich mit mir zu treffen.«
Beluviels Lächeln hatte definitiv etwas Verschwörerisches. »Vermutlich wüsste er es sehr zu schätzen, welche Umstände Sie für ein Gespräch mit ihm auf sich nehmen.«
»Wenn wir es tun, müsste es möglichst bald sein«, sagte Pia. »Ich habe Dragos versprochen, nur eine Woche in Charleston zu bleiben.«
Beluviels Lächeln wurde breiter. »Der Wald mag keine Technik, deshalb müssen wir zu Pferd reisen. Wäre Ihnen das recht?«
»Sicher.« Pias Gedanken rasten. Sie hatte für alle Eventualitäten gepackt, aber nicht für etwas in dieser Richtung. Verdammt, sie würde tatsächlich einkaufen gehen müssen.
»Dann können wir morgen früh aufbrechen. Ist Ihnen sieben Uhr zu früh?«
»Aber nein, das wäre wunderbar«, sagte sie zu Beluviel. Auweia, das hieß, sie musste heute Nacht einkaufen.
Pia konnte deutlich erkennen, dass Eva überhaupt nicht gefiel, in welche Richtung sich die ganze Sache entwickelte, doch sie ignorierte deren hölzerne Miene und steife Haltung, während Beluviel sie durch die exquisit ausgestattete Vorzeigevilla führte.
Als sie sich schließlich am Eingang zu Beluviel umdrehte, umarmte die Elfe sie. In den letzten Monaten waren solche körperlichen Gesten offener Zuneigung – außer von Dragos – für Pia selten geworden. Tief bewegt erwiderte sie die Umarmung.
»Ich bin so froh, dass Sie hergekommen sind«, sagte Beluviel.
»Ich auch«, erwiderte Pia. »Es war wunderbar, Sie kennengelernt zu haben, und ganz besonders wunderbar war es, mit jemandem zu sprechen, der meine Mutter gekannt und gemocht hat. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr sie mir fehlt.«
Als sich Pia umdrehte und auf die SUVs zuging, wo die anderen warteten, lief Eva neben ihr.
Pia schaffte es, sich jedes Wort zu verkneifen, bis sie kurz vor den Wagen waren. Dann sagte sie telepathisch:
Wenn du irgendjemandem erzählst, was du mitangehört hast, breche ich dir jeden einzelnen Knochen im Leib.
Eva schob den Unterkiefer vor.
Wird Prinzessin jetzt wieder unleidlich?
Das ist mein Ernst.
Wütend funkelte sie die andere Frau an.
Das war ein Privatgespräch.
Hui, mach dir mal nicht in dein schickes Hemdchen.
Die Irrenkommandantin riss ihre dunklen Augen weit auf.
Ich weiß, für wen ich arbeite, und das bist nicht du, sondern der böse alte Mann. Schätze, er würde es lieber sehen, wenn ich über deine Mami die Klappe halte. Außerdem geh ich mal davon aus, dass ihm dein spontaner Campingausflug nicht gefallen würde.
Sie stiegen in
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