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The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

Titel: The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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hielt sich der Greif auch in der Arena noch zurück. Aus der Vertrautheit ihrer langen Bekanntschaft wusste er, dass Graydon nur dann richtig hinlangen würde, wenn die Situation es erforderte.
    Stirnrunzelnd wandte sich Dragos wieder dem Fenster zu. Graydon stellte sich neben ihn und blickte ebenfalls hinaus. »Ich gehe fest davon aus, dass du wieder zu den letzten sieben gehören wirst«, sagte Dragos. Graydon nickte wortlos, auch in dieser Hinsicht bescheiden. »Am Freitag möchte ich dich als meinen Ersten bekanntgeben«, teilte ihm Dragos mit.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Graydon eine Sekunde zu ihm herüberblickte. Kurz darauf sagte Graydon: »Ich nehme an, du weißt, dass Rune im Publikum war.«
    Er nickte.
    »Ihr habt also geredet?«
    »Nein.«
    Graydon sagte: »Ich wünschte wirklich, ihr beide würdet diesen Scheiß hinter euch lassen.«
    Das war der Satz, den er von fast allen Wächtern zu diesem Thema gehört hatte. Er sagte: »Wirst du über die Stelle nachdenken und mir Bescheid geben?«
    Der andere Mann seufzte. »Wann brauchst du meine Entscheidung?«
    »Donnerstagabend würde reichen.« Dann, getrieben von einem Impuls, den er lieber nicht analysieren wollte, fragte er: »Ihr steht mit Rune in Verbindung, richtig? Ihr alle?«
    »Jup«, sagte Graydon. »Manche von uns sind sauer auf ihn. Manche sind sauer auf dich. Manche sind sauer auf euch beide.«
    Dragos rieb sich das Gesicht. »Hat er je darüber gesprochen, was passiert ist?«
    »Nein. Soweit ich weiß, hat er niemandem davon erzählt. Na ja, vielleicht hat er mit seiner Gefährtin Carling geredet, aber nicht mit einem von uns.«
    Es gab verschiedene Arten, Loyalität zu zeigen, dachte Dragos. Stillschweigen zu bewahren, gehörte auch dazu.
    Als er über die Ereignisse des vergangenen Sommers nachdachte, glaubte er im Nachhinein, in Runes Verhalten die ersten Auffälligkeiten zu erkennen, die auf die Unberechenbarkeit eines Wyr im Frühstadium einer Paarung hindeuteten. Obwohl Rune für sein ausgeglichenes Gemüt bekannt war, hatte er nach seiner Rückkehr aus Adriyel alles und jeden angefaucht, sogar Dragos selbst. Dragos dachte daran zurück, wie unberechenbar er selbst während seiner Paarung mit Pia gewesen war, und wie er Rune wegen einer vollkommen harmlosen Sache beinahe erwürgt hätte.
    Wie schnell hatte Rune damals erkannt, was vor sich ging, und ihm vergeben. Scheiße.
    Er biss die Zähne zusammen. Mit Pia zu reden, war so viel einfacher.
    »Wenn du die Stelle annehmen möchtest«, knurrte er, »überleg es dir gut. Ich habe Rune nicht geschont. Oft genug hat er meine Launen zu spüren bekommen, und als die ersten Spannungen auftraten, habe ich keine Notiz davon genommen und nichts an meinem Verhalten geändert. Als er mich bat, ihm zuzuhören, habe ich es nicht getan, sondern Befehle erteilt.«
    Genau genommen hatte er Rune befohlen, nach New York zurückzukehren und Carling zu verlassen, die damals eine Verbündete der Wyr gewesen war. Das Tribunal der Alten Völker hatte gegen sie einen Tötungsbefehl ausgesprochen. Normalerweise hätte Dragos sich dieser Sache selbst angenommen, doch im letzten Sommer hatte es Grenzstreitigkeiten zwischen den Wyr und den Elfen gegeben, und er hatte sich schon zu lange zu tief in die Angelegenheiten der Dunklen Fae eingemischt. Überlastet, unterbesetzt und mit geringem politischem Spielraum hatte er beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen.
    Es war die richtige Entscheidung gewesen, gottverdammt, und eine, die Runes Zustimmung gefunden hätte, wäre er nicht so eng mit Carling verbunden gewesen. Zur Hölle, wahrscheinlich wäre sogar Carling seiner Ansicht gewesen, schließlich kannte sie die Notwendigkeit, das politisch Zweckdienliche zu tun, um selbst zu überleben.
    Wenn Dragos mit seinem damaligen Wissensstand noch einmal in die gleiche Situation käme, würde er die gleiche Entscheidung wieder treffen. Allerdings hatte er die richtige Entscheidung schlecht vermittelt und Rune keine Chance gelassen, sich zu dem Thema zu äußern und seine Meinung zu ändern. Und dann hatte letztendlich Rune Nägel mit Köpfen gemacht – zugunsten seiner Gefährtin.
    Graydons Gedanken mussten ähnlichen Bahnen gefolgt sein, denn er sagte: »Während der Paarung seid ihr alle durchgedreht. Eine Gefährtin möchte ich vielleicht auch, aber durchdrehen will ich nicht.«
    Dragos lächelte schief. »Vielleicht erinnere ich dich eines Tages daran.«
    »Vielleicht.« Dann sagte der andere Mann schwermütig:

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