The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
KLAPPE
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Beluviel ergriff Pias anderen Arm, um ihr beim Aufrichten zu helfen. Warmherzige Besorgnis lag in den großen Augen der Gemahlin, als sie fragte: »Können Sie gehen?«
»Ja, vielen Dank«, sagte Pia.
»Andere Belange erfordern meine Aufmerksamkeit«, sagte Calondir. »Ich verabschiede mich.«
Als sich der Hohe Lord abwandte, sah Pia alles, worauf sie hingearbeitet hatte, zwischen ihren Fingern zerrinnen.
Wut flammte in ihr auf. Sicher, ein bevorstehender Besuch von Numenlaurianern war bestimmt sagenhaft wichtig, aber verdammt, die Elfen hatten sie, Pia, zuerst eingeladen.
»Sir«, sagte sie.
Calondir hielt inne und sah sich nach ihr um, eine Augenbraue zu einer gebieterischen Frage erhoben.
Schließlich sprach sie so offen mit ihm wie schon vor einigen Monaten, als sie sich zum ersten Mal an ihn gewandt hatte. »Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind und gerade einiges im Kopf haben. Deshalb hat mich Ihre Einladung so geehrt, und es war mir wichtig, ihr trotz der großen Entfernung und der wichtigen Entwicklungen in meinem eigenen Reich nachzukommen.« Sie wusste, dass die Einladung ursprünglich von Beluviel ausgegangen war, aber sie hatte Calondirs Genehmigung bedurft, ebenso wie Dragos dem Besuch hatte zustimmen müssen, und Pia würde nicht zulassen, dass sich der Hohe Lord davor drückte, ihr eine Audienz zu gewähren. Der Bevölkerung des Wyr-Reichs zuliebe musste sie es schaffen, die Handelsabkommen wiederherzustellen. »Ich hoffe, Sie finden die Zeit für ein kurzes Gespräch«, schloss sie deshalb.
Er betrachtete sie ernst und neigte dann den Kopf. »Vielen Dank, dass Sie diese Reise auf sich genommen haben. Ich weiß Ihren Einsatz zu würdigen und wünsche Ihnen einen erholsamen Abend. Gute Nacht.«
Oh Mann – das war alles? Keine Zusage für ein späteres Gespräch? Nur eine Verabschiedung? Scheiße, was sollte das? Pia presste die Lippen zusammen, als Calondir ihr abermals den Rücken zukehrte und davonging.
Sie sah Beluviel an. In steifer Haltung starrte die Gemahlin Calondir hinterher. »Ferion und Linwe«, sagte sie, »wärt ihr so freundlich, Pia und ihren Begleitern ihre Zimmer zu zeigen?«
»Selbstverständlich«, sagte Ferion augenblicklich.
Pia wandte den Kopf, um herauszufinden, wer Linwe war. Direkt hinter der Gemahlin entdeckte sie das blauhaarige Elfenmädchen. Es wippte leicht auf den Zehen auf und ab. Nach Calondirs machtvoller, reifer Gegenwart und der angespannten Begrüßung wirkten die blauen Haarspitzen des Mädchens erfreulich ungestüm. Ohne dass es dafür einen vernünftigen Grund gegeben hätte, hellte der Anblick Pias Stimmung auf.
Beluviel sagte zu Pia: »Scheuen Sie sich bitte nicht, Ferion oder Linwe Bescheid zu geben, wenn Sie oder Ihre Begleiter noch etwas brauchen. Falls Sie möchten, kann einer der beiden Sie morgen herumführen. Bis dahin wünsche nun auch ich einen guten Abend.«
Nach der Wärme und Unterstützung, die Beluviel in den vergangenen beiden Tagen gezeigt hatte, war dieser abrupte Rückzug nach Calondirs Abfuhr für Pia wie ein Schlag ins Gesicht. Sie wusste nicht, ob sie verärgert oder nur verwirrt war. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihrer Stimme trauen konnte, daher nickte sie der Gemahlin nur knapp zu.
Beluviel zögerte, ihre dunklen Augen suchten Pias Blick. Dann sagte die Gemahlin telepathisch:
Verzeihen Sie, dass wir Sie heute Abend allein lassen, nachdem Sie den ganzen Weg hierhergekommen sind. Die Gesandten von Numenlaur sind bereits heute Nachmittag eingetroffen, einige Tage früher als erwartet, und sie kommen in einer Mission von gewisser Dringlichkeit. Calondir und ich werden im Moment an anderer Stelle gebraucht.
Die Gesandten waren bereits hier? Kein Wunder, dass Calondir über ihre Ankunft nicht gerade begeistert schien. Diese Reise wurde ja immer schlimmer.
Verstehe,
sagte Pia, denn letzten Endes blieb ihr nichts anderes übrig.
Ich melde mich bei Ihnen. Schlafen Sie gut.
Mit kühlen Lippen streifte Beluviel Pias Wange, dann folgte sie Calondir mit langen, schnellen Schritten.
Pia schluckte ihre Ungeduld hinunter. Wieder war es ein langer, enttäuschender Tag gewesen. Sie hatte mörderische Rückenschmerzen, und für keines der Probleme, die sie hergeführt hatten, war eine schnelle Lösung zu erwarten, so sehr sie es sich auch wünschte. Wenn sich das Ganze weiter in diese Richtung entwickelte, würde sie womöglich nicht einmal Gelegenheit zu einem Gespräch mit Calondir bekommen.
Aber immerhin konnte
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