The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
hell zu leuchten. Vielleicht waren das Linwes »Älteste«. Zwei dieser Funken mochten sogar Calondir und Beluviel sein.
Aber unter alldem lag ein Gefühl der Furcht und Beklemmung, das sie nicht überwinden konnte. Sie musste sich zwingen, die Fäuste zu lösen, nur um wenige Minuten später festzustellen, dass sie sie wieder fest geballt hatte. Sie aß, weil sie sehr hungrig war und im Moment unbedingt Nährstoffe brauchte, aber das Essen lag ihr wie ein Fels im Magen. Eine unsichtbare Zange packte sie am Nacken und verursachte einen dumpfen, pochenden Schmerz.
Von ihrer Anspannung war Peanut aufgewacht, und seine Gegenwart schmiegte sich an ihren Hals. Seine strahlende, liebevolle Energie war verunsichert. Pia legte eine Hand auf ihren Bauch und flüsterte lautlos:
Tut mir leid, Baby.
Sie versuchte, ihn zu beruhigen, wusste aber nicht so recht, was sie tat. Außerdem war sie selbst noch immer angespannt und beklommen. Die Konturen seiner Gegenwart wurden kantiger und schärfer, bis es sich anfühlte, als wäre sie mit unsichtbaren Klauen besetzt. Zum ersten Mal, seit sie von seiner Existenz wusste, kam er ihr gefährlich vor.
Na prima, mach nur weiter so, und jag dem Drachenbaby Angst ein, was? Dumme Nuss.
Sie atmete tief und gleichmäßig.
Beruhige dich.
Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie ihre Zukunft aussehen würde. Wenn sich Peanut nach der Geburt wirklich als gefährlich entpuppen sollte, würde sich Dragos jedes Mal um ihn kümmern müssen, wenn er einen kindlichen Wutanfall bekam. Oh, das würde ein Spaß werden, die Antwort auf diese Frage herauszufinden. Zum ersten Mal an diesem verkorksten Tag verspürte sie eine bösartige, hinterhältige Freude.
Allmählich beruhigte sich das Baby wieder. Als Pia ihre Aufmerksamkeit von ihm löste, spürte sie wieder, dass da etwas Leises und Verstohlenes unter all den Magiefunken lag, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
Dann begriff sie. Ja, sie war besorgt und ängstlich, und sie vermisste Dragos entsetzlich, aber was es in drei Teufels Namen auch sein mochte, was sie da spürte, ihre eigene Angst war es nicht. Es befand sich definitiv außerhalb von ihr selbst.
War es schon die ganze Zeit dagewesen, und sie hatte nur zu viel im Kopf gehabt, um es zu bemerken? Oder hatte es sich nach ihrer Ankunft eingeschlichen? Die Wörter
dunkel
und
hell
schienen ihr nicht ganz zutreffend zu sein, um nichtphysische Eigenschaften zu beschreiben, aber dieses verstohlene, leise Etwas wirkte auf sie wie das Gegenteil der Magiefunken, die so hell vor ihrem geistigen Auge leuchteten.
Sie wandte sich an Eva, die neben ihr saß, und murmelte: »Spürst du irgendetwas Ungewöhnliches?«
Von der anderen Tischseite blickte James kurz zu ihnen herüber, während er über etwas lachte, das einer der anderen gesagt hatte. Neben ihm rückte Miguel seinen Stuhl ein Stück nach hinten und lehnte sich bequem zurück – wodurch er, wie Pia bemerkte, mehr Freiraum für seine Beine bekam, um schnell aufspringen zu können. Obwohl die anderen entspannt wirkten und sich eindeutig amüsierten, hatten sie kein Jota ihrer Wachsamkeit eingebüßt.
Ebenso wie Pia hatte Eva den Gesprächen der anderen schweigend zugehört. Die Kommandantin saß quer auf ihrem Stuhl, die Knöchel übereinandergeschlagen. Den Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hand gestützt, beobachtete sie nicht nur ihre Gruppe, sondern auch alle anderen in der Halle. Mit ihren schwarzen, wachsamen Augen sah sie Pia nachdenklich an.
Telepathisch fragte sie:
Wie zum Beispiel?
Evas Beispiel folgend, wechselte auch Pia zur Telepathie.
Wie stark ist deine Magiewahrnehmung?
Diesmal verzichtete Eva auf die herablassende Gossensprache.
Ziemlich stark. Allerdings ist Miguel der eigentliche Magier in unserer Gruppe, darin ist er von uns allen der Beste.
Pia rieb sich den schmerzenden Nacken, während sie nach den richtigen Worten suchte.
Mir ist nur etwas aufgefallen. Es ist sehr dezent.
Warte.
Während Pia wartete, ließ sie den Blick noch einmal durch die Haupthalle wandern. Was es auch sein mochte, sie glaubte nicht, dass es sich hier in der Halle befand, aber dieses Gefühl an einem physischen Ort festzumachen, war ebenso schwierig zu fassen wie der Versuch, es mit physischen Begriffen zu beschreiben.
Dann sagte Eva:
Keiner von uns spürt etwas. Kannst du etwas konkreter werden?
Sie dachte daran zurück, wie sie die Goblins gespürt hatte, von denen Dragos und sie im Mai entführt worden waren. Dragos hatte
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