The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
Gesandten, von der Linwe gesprochen hatte?
Wieder wehte ihr der strenge, medizinische Kräuterhauch entgegen, vermischt mit dem Geruch nach Blut. Obwohl Beluviel die Tür ein Stück zugezogen hatte, entdeckte Pia im Raum hinter ihr einige Elfen und hörte ein leise geführtes Gespräch. Sie erkannte einige Gesichter wieder, die sie heute in der Haupthalle gesehen hatte. Sie alle drängten sich in einer Traube dicht um einen hochgewachsenen Mann, dem sie noch nie zuvor begegnet war.
Jeder Elf hatte irgendetwas Auffälliges an sich, und dieser Mann bildete keine Ausnahme. Er besaß eine ganz besondere Ausstrahlung, glänzendes, kastanienbraunes Haar, das er zurückgebunden trug, und fein geschnittene Gesichtszüge. Seine Augen waren so grün wie der Wald und genauso fesselnd.
Dann wandte sich der Mann zu Pia um und sah sie an. Seine Augen waren so grün wie eine verlockende Waldwiese im Sonnenschein, die verführerisch nach ihr rief.
Eine Wiese, in die das Waldwesen in ihr eintauchen wollte, um in Geheimnissen und Stille zu schwelgen.
Nein, sie irrte sich. Sie
hatte
diesen Mann schon einmal gesehen. Natürlich hatte sie das. Irgendwo. Er war ihr vertrauter als alle anderen Elfen im Raum. Irgendwann hatte sie sich lange mit ihm unterhalten, vielleicht bei einer der Feiern, an denen sie und Dragos in den letzten sieben Monaten teilgenommen hatten. Vielleicht bei einem Dinner …
Mit Mühe riss sie den Blick von ihm los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Beluviel. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät am Abend noch störe …«, fing sie an.
Beluviel unterbrach sie vorsichtig. »Es ist gerade kein guter Zeitpunkt, Pia. Ich muss mich um etwas kümmern, das keinen Aufschub duldet.«
Mit gesenkter Stimme erwiderte Pia: »Ich weiß, dass es kein guter Zeitpunkt ist, aber ich wollte Sie vor etwas warnen, das ich gespürt habe …« Während sie sprach, fiel ihr Blick wieder auf den Mann. Er lächelte sie verschwörerisch an, als wären sie die besten Freunde. Und das waren sie schließlich auch, oder? Die allerbesten Freunde. Ihr war, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Sie hörte sich sagen: »… aber anscheinend wissen Sie darüber bereits Bescheid. Bitte entschuldigen Sie noch einmal die Störung.«
Der Mann nickte und zwinkerte ihr zu. Es war herrlich, ihren alten Freund wiederzusehen, so herrlich, dass sie sich in die Suite drängen wollte, um ihn nach seinem Namen zu fragen.
»Danke, dass Sie zu mir gekommen sind«, sagte Beluviel. Pia lenkte ihre Aufmerksamkeit ruckartig wieder auf die Gemahlin, die verwundert aussah. »Wir sprechen uns morgen früh.«
Pia konnte nicht verhindern, dass ihr Blick wieder zu dem Mann glitt. Ja, versprach ihr sein leuchtender Blick. Wir werden reden. Bald.
»Sicher«, sagte Pia. Mit wem sprach sie noch gleich? Es fiel ihr nicht mehr ein. »Gute Nacht.«
Beluviel schloss die Tür, und Pia wandte sich an Eva und Miguel, die sie stirnrunzelnd ansahen. Eva sagte telepathisch:
Hast du Beluviel alles gesagt, was du ihr zu sagen hattest?
Natürlich,
gab Pia zurück.
Sie schickte die Elfe, die sie begleitet hatte, zur Haupthalle, um die anderen zu holen, und kurz darauf trafen auch Andrea, James und Johnny in ihrer Suite ein. Eva und Miguel brachten sie auf den neuesten Stand, während Pia gedankenverloren schwieg.
Ihr war, als hätte sie irgendetwas vergessen. Was war das nur? Wenn sie es nur festhalten könnte. Das Gefühl machte sie wahnsinnig.
Eva fragte sie: »Was hat Beluviel gesagt, als du ihr berichtet hast, was du gespürt hast?«
»Hm?«, fragte Pia.
War es ein Etwas, das sie vergessen hatte? Oder ein Jemand?
Eva musterte sie stirnrunzelnd. »Du hast gesagt, du hättest Beluviel erzählt, was du gespürt hast, also müsst ihr euch kurz telepathisch ausgetauscht haben. Was hat sie gesagt?«
Pia sah die Kommandantin an und zog ebenfalls die Stirn kraus. Sie wusste, dass sie Beluviel alles gesagt hatte und dabei von jemandem beobachtet worden war. Wer war das noch gewesen? Er hatte so unglaublich grüne Augen gehabt.
Sie hatte das Gefühl, dass etwas an ihr vorüberglitt, so als würde ein Gedankengang beinahe wiederhergestellt. Sie sagte: »Du hast so viel gehört wie ich auch. Sie hat gesagt, wir würden uns morgen unterhalten.«
Eva presste die Lippen aufeinander. »Also gut«, sagte die Kommandantin. »Extra Wachsamkeit bei den Schichten heute Nacht. Hugh ist nicht da, also übernehme ich zwei Schichten. Miguel, dich will ich in der
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