The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
Gewissheit.«
»Sprechen Ihre Ältesten manchmal darüber, warum sie sich damals bekriegt haben?«, fragte Pia.
Johnnys und Evas Schweigen vertiefte sich. Als Pia einen Blick über die Schulter warf, standen die beiden Wyr einige Schritte entfernt und schienen konzentriert die gemeißelten Muster in der Passage zu studieren.
Linwe machte große Augen, an denen Pia ablesen konnte, dass sie die andere überrascht hatte. »Sie wissen davon?«
Nun war es an ihr, die Achseln zu zucken. Wie viel Wissen durfte sie eingestehen? Oft war der einfachste Weg der beste. »Dragos ist mein Gefährte«, sagte sie.
Das schien eine größere Wirkung zu haben, als sie erwartet hatte. Linwes Augen wurden noch größer, sie atmete tief ein und blies die Luft aus, sodass ihre Ponysträhnen mit den blauen Spitzen im Luftstrom hüpften. »Ja, natürlich«, sagte Linwe. »Dann müssen Sie ja über die ›Deus Machinae‹ Bescheid wissen.«
Was fürn Ding?
Pia lächelte und sagte: »Ich kenne die Einzelheiten der Geschichte wahrscheinlich etwas anders, als Sie sie gehört haben.«
Entweder merkte Linwe nicht, dass Pia sie aushorchte, oder es störte sie nicht. Die Elfe sagte: »Mir hat man erzählt, dass es auf der Erde einst besondere Gegenstände gab, Gegenstände von magischer Energie, die die Götter hier platziert hatten, um ihren Willen zu verwirklichen. Im Laufe der Zeit hatten sie viele Formen und viele Namen, aber seit der Zeit der griechischen Dichter – Horaz, Euripides, Aischylos und so – werden sie ›Deus Machinae‹ genannt, oder die Gottmaschinen.«
Kopfschüttelnd murmelte Pia: »Meine klassische Bildung ist nicht besonders ausgeprägt, aber war
deus ex machina
nicht ein dramaturgischer Kunstgriff in griechischen Dramen?«
Linwe fing ihren Blick auf. »Ja, wörtlich übersetzt bedeutet es ›der Gott aus der Maschine‹. Jedenfalls waren zu einem bestimmten Zeitpunkt, so habe ich die Geschichte gehört, die Elfen im Besitz aller sieben ›Deus Machinae‹, und alle waren sich einig, dass das ein bedeutsames Ereignis war. Dann begannen sie darüber zu streiten, wer von ihnen herrschen sollte und wie.«
»Ich nehme an, das ist nicht so gut ausgegangen«, bemerkte Pia trocken.
»Nicht so gut, nein. Manche sagten, zur Herrschaft bestimmt sei derjenige, der im Besitz von Taliesins Maschine war, weil Taliesin der Gott über alle anderen Götter ist. Andere sagten, Inanna, die Göttin der Liebe, sollte uneingeschränkt herrschen. Oder vielleicht Azrael, der Gott des Todes. Oder der Träger von Hyperions Objekt, da das Gesetz der Grundpfeiler einer jeden Zivilisation ist. Ob es nun an ihrem Ehrgeiz lag oder an der Magie der Maschinen selbst, jedenfalls konnten sich die Ältesten nicht einigen. Stattdessen fingen sie – wir – einen Krieg an. Offenbar hätten wir uns beinahe selbst vernichtet.«
»Dragos meinte, dadurch sei eine Diaspora entstanden«, sagte sie leise.
Linwe sah sie an. »Ja. Die Überlebenden kamen schließlich zusammen, um ein Abkommen zu treffen. Sie teilten sich in sieben Gruppen auf, und jede Gruppe bekam ein Objekt. Darunter war auch Numenlaur. Die übrigen sechs Gruppen versprachen, sich weit voneinander zu entfernen, damit sich die magische Energie der Maschinen zerstreuen konnte und der Krieg und das ganze Chaos, das mit ihm gekommen war, ein Ende fänden. Alle sieben Gruppen verpflichteten sich, ihre Objekte in die Welt zu entsenden, damit der Wille der Götter wirken sollte, wo er wollte.«
Plötzlich bemerkte Pia einen kalten, stetigen Wind, der durch die Übergangspassage wehte. Der Wind musste aus dem Anderland kommen, denn er roch ungewohnt feucht und schwer nach Schnee, den es auf dieser Seite der Passage nicht gab. Zitternd zog sie ihren Anorak enger um sich und fragte: »Haben sie das getan?«
Linwe schüttelte den Kopf. »Das weiß niemand mit Sicherheit. Vielleicht ja. Vielleicht haben manche gelogen und nur behauptet, sie hätten es getan, ihre Objekte in Wirklichkeit aber behalten. Vielleicht haben sie auch versucht, die Objekte zu behalten, es aber nicht geschafft, weil niemand den Willen der Götter kontrollieren kann. Einige der ursprünglichen Gruppen sind verschwunden, und Numenlaur hat sich vom Rest der Welt abgeschottet. Ich weiß nur, dass unser Hoher Lord und die Lady ihr Wort gehalten haben.«
Vielleicht handelte es sich bei den Gruppen, die verschwunden waren, um die Vorläufer der Hellen und Dunklen Fae. Linwes Vertrauen in die Herrscher ihres Reichs war rührend,
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