The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
uns sofort Bescheid sagen, wenn du eine Veränderung bemerkst.«
Sie nickte, die Stirn in Falten gelegt. Beluviel war sehr nett zu ihr gewesen, und es war nicht die Schuld der Gemahlin, dass die Ereignisse ihnen so viele Hausgäste beschert hatten und sie sich um so viele Angelegenheiten kümmern musste. Obwohl sich Pia normalerweise davor hütete, sich in jemanden hineinversetzen zu wollen, der sich in Art, Alter und Weltanschauung so stark von ihr unterschied, konnte sie in diesem Fall nicht anders. Sie selbst würde wollen, dass man ihr Bescheid sagte, wenn sich etwas wie dieses schwarze … Etwas irgendwo in ihrem Haus herumtrieb.
»Ich muss mit Beluviel sprechen«, sagte sie.
Trotz der Dunkelheit konnte sie sehen, wie Eva und Miguel einen Blick wechselten. »Wir können noch nicht ausschließen, dass sie selbst dafür verantwortlich ist«, sagte Miguel, die Stimme zu einem fast unhörbaren Flüstern gesenkt. »Das müssen wir berücksichtigen.«
Pia schüttelte den Kopf und sprach ebenso leise: »Das glaube ich nicht. Es fühlt sich ganz anders an als Beluviels Energie, und auch wenn es hier einige Elfen mit großer Magiebegabung gibt, merkt vielleicht keiner von ihnen mehr davon als du.« Sie sah Eva an. »Bei dem Ereignis, das ich vorhin meinte, konnte selbst Dragos nicht spüren, was ich spürte.«
Eva schnalzte mit der Zunge und machte ein säuerliches Gesicht, sagte jedoch: »Also gut. Suchen wir sie.«
Sie gingen über die Lichtung und stiegen die Treppen hinauf. Pia hielt den ersten Elf in Hausuniform an, dem sie begegneten. Es war eine Frau, deren Haar so hell war, dass es beinahe weiß aussah.
»Bringen Sie mich bitte zur Gemahlin«, sagte Pia.
Die Frau sah sie mit großen Augen an. »Vielleicht kann ich ihr eine Nachricht überbringen, damit sie sich bei Ihnen meldet?«
»Ich weiß, es ist schon sehr spät«, sagte Pia freundlich. »Und ich weiß, dass die Gemahlin sehr viel zu tun hat. Aber ich muss unbedingt jetzt mit ihr sprechen, und Sie müssen mich auf der Stelle zu ihr bringen.«
Die Haltung der Elfe versteifte sich, aber sie sagte: »Ja, gnädige Frau.«
Was denn, du reißt sie nicht in Stücke? Ich fühl
’
mich betrogen,
sagte Eva telepathisch.
Du hast mich angelogen. In dir steckt gar keine Zicke.
Mach nur weiter so,
sagte Pia.
Dann wirst du schon sehen, wie viel von einer Zicke ich in mir habe.
Klingt für mich nach
’
ner Menge Spaß.
Pia, Eva und Miguel folgten der Elfe durch die Gänge und eine Treppe hinauf. Am Ende eines Korridors standen zwei Diener vor einer Flügeltür. Ihre Begleiterin sagte etwas in schnellem Elfisch, und einer der Diener antwortete.
In Evas Kopf fragte Pia:
Irgendeine Ahnung, was die reden?
Eva sah Pia mit ihrem unschuldigsten Blick an.
Zoffen sich.
Offenbar schaffte es Eva nicht lange, sich zusammenzureißen und ordentlich zu benehmen. Pia reckte das Kinn und teilte der anderen Frau mit:
Ich hasse dich immer noch von ganzem Herzen.
Jup. Und ich kann immer noch damit leben, Prinzessin.
Das Gespräch der Elfen war heftiger geworden. Endlich schlüpfte der Türwächter in die Suite, während ihre Begleiterin den Blick auf den Boden geheftet hatte, die Lippen fest zusammengepresst. Die Frau war offenbar der Ansicht, dass Pia sie in eine blöde Situation gebracht hatte, und Pia nahm an, dass sie damit recht hatte.
Als der Diener die Tür geöffnet hatte, war ein beißender Geruch nach Kräutern herausgeweht, vermischt mit der schwachen, beunruhigenden Note von Blut. Links und rechts von ihr rückten Eva und Miguel ein Stück enger zusammen, bis sie Pias Schultern berührten. Die unsichtbare Zange in Pias Nacken packte wieder fester zu, während sie warteten.
Auf dem Rückweg ins Haus war das Bild vor ihrem geistigen Auge abhandengekommen, und nun bemühte sie sich, es wiederherzustellen. Ihre Vorstellung davon, wo sich die einzelnen Magiefunken befanden, hatte sich mit dem Wechsel ihres Standpunkts verändert, und dieser glatte, finstere Fleck war ohnehin so unauffällig …
Wieder öffnete sich die Tür, und Beluviel selbst stand zwischen den Flügeln. Zum ersten Mal seit Pia die Gemahlin kennengelernt hatte, wirkte die Frau derangiert und müde. Beluviel trug eine schlichte, weite Tunika über einer Baumwollhose und hatte sich die langen, dunklen Haare lose zurückgebunden.
Pias innerer Blick fand zu absoluter Klarheit. Was dieses dunkle Etwas auch sein mochte, es befand sich in der Suite hinter Beluviel. War es womöglich die Krankheit des
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