The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
so ruhig, gesittet und gelassen war, entsetzte es Pia, ihn handgreiflich werden zu sehen. »Ist dir eigentlich klar, dass du diese Woche total neben der Spur bist, du blöde Nuss?«
»Was?«, fuhr Aryal ihn an. »Ich bin hier nicht der Kriminelle!«
»Verdammt, du hast noch nicht mal versucht, in der Spur zu bleiben.« Graydon starrte sie voll ungläubiger Wut an. »Du taumelst in Schlangenlinien durch die Gegend wie ein Besoffener. Willst du deinen Job behalten oder nicht?«
Aryal fauchte: »Ich werde
meinen Job zurückgewinnen,
genau wie ihr anderen Drecksäcke auch – indem ich jeden Scheißer in den Boden ramme, der mir in die Quere kommt.«
»Ist das so, Schlumpfine?« Hinter der Barriere aus zwei Greifen und einem Pegasus grinste Quentin höhnisch. »Und ich dachte, du wärst ein Beispiel für die Förderung von Minderheiten am Arbeitsplatz.«
Zorn explodierte in Aryals Gesicht. Ihre Hände schnellten hervor, und Klauen schossen aus den Fingern und Daumen. Dann pflügte sie sich vorwärts, um gleich darauf wie angewurzelt stehenzubleiben, als Graydon sie von hinten packte und in den Schwitzkasten nahm.
»Schlumpfine«, hauchte Eva verzückt.
Pia murmelte: »Alle sind völlig durchgedreht.«
Sie ließ den Blick von Eva zu ihren übrigen Leibwächtern wandern, die sie inzwischen umringten. Und die hatte Pia für die Irren gehalten. Verglichen mit dem Affenzirkus, der sich zwischen Quentin und Aryal abspielte, wirkten sie völlig normal.
Ihr Blick blieb an Evas entzücktem Gesichtsausdruck hängen. Na gut, die meisten von ihnen wirkten normal.
Sie drängte sich zwischen die aggressive Ansammlung von Testosteron, um zu Quentin zu gelangen, und achtete darauf, dass er sie sehen konnte, ehe sie ihm die Hand auf den Arm legte. Die warmen Muskeln unter ihren Fingern waren steinhart.
»Hey«, sagte sie sanft. »Komm schon. Komm und rede mit mir.«
Zuerst reagierte er nicht, seine blauen Augen glichen Eissplittern aus Zorn. Er beobachtete die Harpyie mit mörderischer Miene, und in seinen zusammengepressten Kiefern zuckte ein Muskel.
Früher einmal wäre Pia bei einem solchen Gesichtsausdruck vor Angst die Spucke weggeblieben. Schon komisch, wie sich die Dinge geändert hatten. Sie zupfte fester an seinem Arm und legte mehr Autorität in ihre Stimme. »Komm, Quentin, wir gehen. Jetzt.«
Endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit. Sie lächelte ihn an, und er ruckte einmal mit dem Kopf. Ein Nicken. Sie schlang einen Arm fest um seinen und führte ihn zur Seite weg. Als Eva Anstalten machte, ihnen zu folgen, warf Pia der Frau einen warnenden Blick zu, woraufhin diese sich einige Schritte zurückfallen ließ.
Mit einem Meter siebenundachtzig war Quentin einen halben Kopf größer als Pia. Obwohl sie jetzt wusste, dass seine Wyr-Seite so stark ausgeprägt war, dass er sich in seine Tiergestalt verwandeln konnte, sah sie in seinem eleganten Körperbau noch immer die starke Ähnlichkeit zu seinen Vorfahren aus dem Elfenreich. Ebenso wie bei Dragos war Quentins Schulterpartie breiter als die der meisten Elfen. Durch seine gemischte Abstammung war ihm eine atemberaubende Kombination aus Kraft und Schönheit zuteilgeworden.
Bevor sie mit Dragos zusammengekommen war, hatte Pia ein bisschen für ihren sexy Chef geschwärmt. Jetzt war diese Schwärmerei angenehmerweise und ziemlich unwiderruflich in Freundschaft übergegangen.
»Eines Tages bring ich sie noch um«, presste Quentin zwischen den Zähnen hervor. »Nur damit du gewarnt bist. Diese Harpyie ist unerträglich.«
»Okay«, sagte sie sanft und leise. »In diesem Punkt werde ich dir nicht widersprechen.«
Zum ersten Mal sah er sie richtig an. »Sieht aus, als hättest du Blut an der Kleidung. Geht es dir gut? Du bist doch nicht verletzt?«
»Ich bin nicht verletzt«, sagte sie. »Das Blut ist nicht von mir.«
»Na, das ist doch wenigstens etwas.« Mit einem tiefen Seufzen nahm er sie in die Arme.
Sie drückte ihn fest. »Habe ich dich vorhin auf dem Pegasus fliegen sehen?«
»Oh ja, das war Alex«, sagte er. »Während der Spiele hatten wir Gelegenheit, uns anzufreunden. Er ist ein wirklich feiner Kerl. Hoffentlich schafft er es bis zum Ende. Die Wächter könnten jemanden mit einem so ausgeglichenen Gemüt gut brauchen, glaube ich.«
Mit einem Blick über die Schulter sah Pia, dass sich Alex von den anderen abgesetzt hatte, nachdem Quentin gegangen war. Der Pegasus stand einige Schritte entfernt, hatte die Hände in die Hüften gestützt und beobachtete,
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