The End (Die neue Welt)
»Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wie der erste Torpedo einschlug – einfach unglaublich.«
»Sir, einer unserer Harrier wurde auch abgeschossen«, warf Ashley im bangen Ton ein, wie um die Feierstimmung im Raum zu stören.
»Ich habe es gesehen. Wer war es?«
Die Männer sahen sich untereinander an. Niemand sprach ein Wort.
»Herrschaften, was ist los?«
»Sir, der Pilot an Bord war First Lieutenant William Barone.«
»Das ist unmöglich. Sein Jet wurde nicht aufgerufen. Das weiß ich.«
»Sir, man berief ihn ein, nachdem Lieutenant Holland auf dem Weg zum Flugdeck verletzt worden war«, erklärte Pelton. »Lieutenant Barone nahm seinen Platz ein und bemannte Hollands Maschine.«
Der Colonel ließ sich schwerfällig nieder. Er wollte nicht glauben, was ihm berichtet worden war. Im Raum herrschte vollkommene Stille, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Zuletzt fing er an, ungläubig den Kopf zu schütteln.
»Sind Sie sich dessen absolut sicher?«, fragte er mit nun leiser Stimme.
»Sir, es schockierte uns genauso wie Sie nun. Ich habe es persönlich nachgeprüft, um sicherzugehen«, bekräftigte Pelton.
»Gentlemen, wenn Sie mich entschuldigen würden.« Barone stand ruckartig auf. Ihm war übel geworden, weshalb er das Zimmer umgehend verlassen musste. Ohne noch etwas hinzuzufügen, lief er hinaus und so schnell er konnte zurück in seine Kabine.
Auf dem Weg litt er wie unter Folter. Das hübsche, jugendliche Gesicht seines Sohnes ging ihm nicht aus dem Kopf. Sein Geist wollte verdrängen, was er soeben gehört hatte.
Als er seine Kammer endlich erreichte, taumelte er hindurch und suchte die Toilette auf. Dort fiel er auf die Knie und übergab sich. Er gehörte dem Marinekorps schon sehr lange an; viele Male hatte er mit angesehen, wie jemand starb, und auch selbst Tode verschuldet, doch dies … war zu persönlich. Sein Sohn lebte nicht mehr. Wie sollte er das seiner Frau beichten?
Nachdem er minutenlang nur trocken gewürgt hatte und erschöpft war, setzte er sich auf den Boden. Dann erblickte er seinen Whiskey, raffte sich auf und ergriff die Flasche, um den gesamten Inhalt hinunterzustürzen. Als sie leer war, warf er noch einen Blick darauf und schmetterte sie gegen das Schott der Koje. Die zahllosen winzigen Splitter erinnerten ihn erneut an Billy. Mehr war er jetzt auch nicht – zerschellt wie die Flasche, deren Teile sich nicht voneinander unterscheiden ließen.
»Der Teufel soll dich holen, Newsom. Der Teufel soll dich holen!«
Barone wollte dem Captain die Schuld zuweisen, machte sich aber insgeheim selbst Vorwürfe. Die Seelenpein überwältigte ihn, er hielt nicht mehr stand und begann zu schluchzen.
Cheyenne Mountain, Colorado
Präsident Conner saß reglos allein im kalten Besprechungszimmer. Die Einsamkeit kam ihm in Anbetracht der momentanen Situation gelegen. Der erste Weihnachtstag hatte perfekt begonnen. Wie Teenager waren er und Julia im Bett liegen geblieben, um miteinander zu schlafen. Die Neuigkeiten aus New York hatten die Idylle jedoch zerstört.
Seine Angst vor einem weiteren Anschlag war berechtigt gewesen. Um 9:23 Uhr östlicher US-Zeit explodierte eine Atombombe mit niedriger Sprengkraft an der East Side von Manhattan und ebnete beinahe die gesamte Stadt ein. Der Eindruck, unzureichend gehandelt und versagt zu haben, vermischte sich mit Zorn und Rachegelüsten.
Griswald, Dylan und Cruz sowie der Rest des Führungsstabes traten ein und nahmen umgehend Platz an dem langen Tisch. Als sich Conner umsah, stellte er fest, dass Houston fehlte. Er war versucht, sich nach dem Verbleib des Generals zu erkunden, wollte aber nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und eröffnete deshalb sofort die Sitzung.
»Mittlerweile wissen Sie alle, was in New York geschehen ist.«
Die Versammelten blickten düster drein und quittierten Conners Worte nickend.
»Zuallererst muss ich sagen, dass unser Land erneut zu Schaden kam, weil wir nicht gehandelt haben. Dieser zweite Angriff war kein Zufall, sondern für einen landesweiten Feiertag geplant …« Er unterbrach sich. »General, der erste Anschlag liegt über drei Wochen zurück, und Sie liefern mir noch immer nur Ausflüchte. Wenn wir etwas unternommen hätten, wäre dies nun nicht geschehen. Seit Wochen hocken wir in diesem Berg und tun nichts weiter, als Reden zu schwingen und zu diskutieren. Ich weiß, dass Sie gegen meinen Plan sind. Ich habe Ihren Rat zur Kenntnis genommen, schätze ihn
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