The End (Die neue Welt)
Der Angriff war in die Wege geleitet worden, und der Zeitpunkt gekommen, sich an seine Landsleute zu richten. Er konnte nicht abschätzen, wie viele die Übertragung hören würden, doch einige taten es bestimmt, und die Nachricht über die Rache der Nation würde sich hoffentlich weiterverbreiten. Der Präsident war nervös, allerdings nicht, weil er gerade die totale Vernichtung mehrerer Länder in Auftrag gegeben hatte, sondern weil er sich direkt an alle Amerikaner wenden musste. Dies war erst dreimal zuvor geschehen, und jetzt galt es, sie über seine erste maßgebliche Amtshandlung als Oberhaupt der Vereinigten Staaten zu informieren.
Dylan, der in der Regie stand, gab seinem Präsidenten mit einem Grinsen grünes Licht. Conner nickte und betrachtete das dicke Mikrofon. Sogleich ließ ihn eine dröhnende Stimme wissen, dass es in dreißig Sekunden losginge. Er sah hinunter auf seine rasch zusammengeschriebene Rede und stellte sich vor, wie man dieses Blatt Papier eines Tages in einem Museum ausstellen würde. Mit solcherlei Gedanken im Kopf verpasste er seinen Einsatz und Dylan musste an die Trennscheibe klopfen, um Conner zurück in die Gegenwart zu holen. Der Präsident blickte auf und erkannte anhand des Rotlichts, dass er live auf Sendung war.
»Meine amerikanischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, hier spricht Ihr Präsident Conner. Ich wende mich an diesem Weihnachtstag nicht an Sie, um Feiertagsgrüße auszurichten, sondern Ihnen mitzuteilen, dass eine weitere Tragödie unser großartiges Land ereilt hat. Heute Morgen verübten Gegner der Vereinigten Staaten einen Anschlag mit Massenvernichtungswaffen auf New York City. Soweit unsere Informationen reichen, musste eine Vielzahl unserer Brüder und Schwestern den teuersten Preis zahlen und bei dieser abscheulichen und feigen Attacke ihr Leben lassen. Der heutige Anschlag hat mich vor dem Hintergrund der ersten Attentate vor drei Wochen dazu bewogen, endlich zu reagieren. Der Entschluss fiel mir nicht leicht, doch nach reiflicher Überlegung und innigen Gebeten sehe ich nur diesen Weg. Vor einer Stunde gab ich den Befehl für einen groß angelegten atomaren Vergeltungsschlag gegen diejenigen, die hinter den Terrorakten stecken. Ich kann bestätigen, dass unsere Kernwaffen Ziele in den folgenden Staaten getroffen haben: Iran, Irak, Syrien, Jemen, Somalia, Nordkorea, Pakistan, Afghanistan, Ägypten, Tunsien und Libyen. Ich halte mein Handeln für gerechtfertigt, denn es wird diese Länder von weiteren Taten gegen uns abhalten. Erlauben Sie mir, denjenigen dort draußen, die uns schaden wollen, deutlich zu machen: Wir werden euch nicht bloß zur Rechenschaft ziehen, sondern zerstören. Legt euch nicht mit uns an! Ich weiß, die vergangenen drei Wochen waren äußerst schwierig, und Ihr Leben hat sich verändert, doch ich darf Ihnen versichern, wir arbeiten unermüdlich an der Wiederherstellung des Energienetzes sowie der Infrastruktur. In der Zwischenzeit können wir Ihnen Hilfe in Form von Lebensmitteln und medizinischen Versorgungsgütern abhängig davon bereitstellen, in welchem Umfang wir sie von unseren Verbündeten erhalten. Ihre Regierung hat Sie nicht vergessen. Während sich dieses Weihnachtsfest also seinem Ende zuneigt, müssen wir alle dichter zusammenrücken und uns der Tatsache bewusst werden, dass die Lage misslich ist, doch wir sind Amerikaner und werden diese finstere Zeit durchstehen, wie es schon unsere Väter vermochten. Wir schaffen das und bauen unser Land wieder auf; dies verspreche ich Ihnen.«
Conner machte eine Pause von mehreren Sekunden, bevor er seine knappe Kundgebung mit dem traditionellen Schlusssatz aller Amtsansprachen beendete:
»Gott schütze Sie, und Gott schütze Amerika.«
3. Januar 2015
›Sobald wir einmal im Krieg sind, gibt es nur eine Sache zu tun: Er muss gewonnen werden. Die Niederlage lässt schlimmere Dinge geschehen als alle, die jemals im Krieg geschehen können.‹
Ernest Hemingway
USS Makin Island, Pazifischer Ozean
Sebastian tat nichts weiter, als an die Decke der Kajüte zu starren. Sein Gewissen ließ nicht zu, dass er Barone und ihre gemeinsame Mission weiterhin unterstützte. Er wurde ungeduldig, weil ihm die Heimreise zu lange dauerte. Ihre Schlacht gegen die ›USS New Orleans‹ war eine Woche her, und es gab weder Neuigkeiten über die Situation zu Hause, noch wussten sie, wann sie dort eintreffen würden. Müßig verbrachte er seine Zeit jedoch nicht; er nutzte sie, um einen
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