The End (Die neue Welt)
etwas zustößt.«
Conner stockte. Er wusste, seine nächste Antwort musste bemessen ausfallen.
»Liebes, du sprichst mir aus der Seele, aber es wird doch gar nicht lange dauern. Ich sehe dort draußen zu, dass die nötigen Vorkehrungen getroffen werden, und komme wieder zurück. Es wird nicht länger als zwei Wochen dauern.«
»Brad, ich finde das leichtsinnig von dir, aber davon hast du dich ja noch nie aufhalten lassen.«
»Und noch etwas solltest du wissen«, druckste er.
»Kommt es jetzt noch dicker?«
»Wir brechen morgen früh auf.«
Sie starrte ihn kurz an, bevor sie ruckartig aufstand und den Raum verließ. Er ging ihr nach, weil er sie beschwichtigen wollte, doch sie entzog sich ihm. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und berührte ihren Arm.
»Fass mich nicht an!«
»Julia, bitte«, flehte er.
Sie ging ins Bad und schloss sich ein.
»Julia, bitte komm raus«, sagte er, nachdem er leise an die Tür geklopft hatte.
»Lass mich allein.«
»Bitte öffne mir.«
»Brad, lass mich in Ruhe. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.«
Er lehnte sich an die Tür und bedauerte, dass die schönen Tage der letzten Wochen dahin waren. Dass sie zu weinen anfing, ließ ihn an seiner jüngsten Entscheidung zweifeln. Das Los des Präsidenten wuchs sich immer weiter zu einem Opfer aus, das zu bringen er nicht mehr bereit war. Wenn etwas daran zu ändern gewesen wäre, hätte er es getan, doch so funktionierten schicksalhafte Bestimmungen nicht. Er trug eine Verantwortung.
Conner zog sich von der Tür zurück und trat vor den Schrank, um eine Tasche für seine Reise zu packen.
San Diego, Kalifornien
»Gordon, was treibt dich denn hierher?«, fragte Jimmy überrascht, als sein Freund plötzlich vor seiner Tür stand.
»Wir müssen unsere Zelte abbrechen und von hier verschwinden«, erwiderte Gordon und trat ein.
»Was ist los?« Jimmy schüttelte ungläubig den Kopf. Er hatte Gordon seit Tagen nicht gesehen, jetzt platzte der Kerl einfach herein und faselte etwas von ›verschwinden‹.
»Samantha erzählte mir von Mindy und Dan. Sie könnten jeden Tag antanzen, um unser Essen und unsere Rohstoffe zu stehlen. Außerdem haben wir neben diesen Villistas ein weiteres Riesenproblem, denn nördlich von hier sind Fälle von Strahlenkrankheit aufgetreten.«
»Strahlenkrankheit? Wo? Mach mal halblang, Kumpel.« Jimmy tätschelte Gordons Arm.
Dieser wirkte gleichermaßen wütend wie müde und fuhr ihn an: »Ich kann es mir nicht leisten, halblang zu machen. Wir brauchen ein paar Tage, um hier alles zu regeln, ehe wir aufbrechen können. Daumendrehen ist nicht! Du musst mir vertrauen, denn es gilt nun, schnell zu handeln!«
»Ist ja gut, ist ja gut.« Jimmy hob abwehrend beide Hände hoch.
Gordon weihte ihn rasch in sein Vorhaben ein, nach Idaho zu fahren. Jimmy kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er sich nicht abhalten ließ, wenn er so in Fahrt geraten war. Der Plan sah vor, dass sie die Reise in zwei Tagen antraten und jeden mitnahmen, der sich anschließen wollte, dies allerdings jeweils mit eigenen Mitteln und Fahrzeugen. Auf dem Weg sollten sie die Hauptverkehrsadern meiden und stattdessen alte Bundes- und Landstraßen wählen. Großstädte und Ballungsräume zu umfahren, war unerlässlich.
»Wie ist es um unsere fahrbaren Untersätze bestellt?«
»Du nimmst den Lieferwagen des Typen, den du vor dem Krankenhaus erschossen hast, und Nelson hat nach wie vor seinen eigenen Wagen. Meiner wurde zerschossen.«
»Was ist mit Anhängern?«
»Wir können meinen Wohnwagen mitnehmen und den Pferdeanhänger …«
»Was ist mit den Pferden?«, unterbrach Gordon, wenngleich er schon ahnte, was mit ihnen geschehen war.
»Wir haben sie vor rund einer Woche getötet und gegessen.«
»Also, der Wohnwagen wäre praktisch. Wer sollte deiner Meinung nach mitkommen?«
Jimmy nannte ihm die Namen derer, von denen er vermutete, dass sie sich einer Kolonne in Richtung Norden anschließen würden. Gemeinsam wogen sie die Vorzüge der betreffenden Personen und Familien ab, um zu bestimmen, ob sie für ihr Vorhaben geeignet waren.
»Du siebst ganz schön rigoros aus«, bemerkte Jimmy.
»Was dagegen?«, erwiderte Gordon.
»So wie du es drehst, scheint niemand von hier verschwinden zu dürfen außer uns. Deine Kriterien schließen ja sogar Melissa und ihr Baby aus.«
»Wenn Melissa mitkommen möchte, nehmen wir sie auf, aber das war's dann schon. Jeder muss selbst dafür sorgen, dass er etwas zu essen und
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