The End (Die neue Welt)
Miene veränderte sich drastisch.
»Was ist denn los?«, drängte Gordon.
Sie blieb die Antwort schuldig und starrte nach unten.
»Sam, was hast du?«
»Suchtrupps wurden nicht losgeschickt«, brachte sie endlich hervor, ohne aufzusehen.
»Weshalb nicht? Woran lag es?« Gordon wurde unruhig. »Sam, bitte sprich mit mir, sag schon.«
»Kurz nach der Sache versuchte Jimmy, eine Gruppe zusammenzustellen, um Eric zu suchen, aber Dan schob ihm einen Riegel vor.«
»Was?«
»Mindy und ihr Verein haben Dan zum Leiter der Sicherheitskräfte gekürt. Als sich Jimmy dagegen aussprach, wurde er aus allen Teams verstoßen.«
»Gottverflucht!«, schimpfte Gordon.
»Es ist schlimm geworden. Sie brauchten kaum einen Tag, um die Macht an sich zu reißen und alles über den Haufen zu werfen, was du begonnen hast. Was die Suche nach Lebensmitteln betrifft, so kehren sie meistens mit leeren Händen zurück. Deshalb haben die Leute angefangen, sich wegen Nahrung zu bekriegen. Mindy und ihr Anhang verlangen, dass die Leute sie die Häuser durchsuchen lassen, damit niemand Vorräte hamstert. Falls doch, wollen sie es beschlagnahmen und umverteilen.«
Gordon stieß einen tiefen Seufzer aus und schüttelte den Kopf.
»Ich muss aufstehen.«
»Warte, da ist noch etwas.« Samantha hielt ihn auf dem Bett zurück. »Nicht wenige Familien haben die Gegend verlassen. Einige sind zurückgekehrt und erzählten von einer Krankheit im Norden.«
»Eine Krankheit? Welcher Art?«
»Ihren Beschreibungen zufolge litten die Menschen in Orange County unter Verbrennungen an den Armen und Haarausfall.«
»Wo sind sie auf diese Leute gestoßen?«
»In Oceanside. Sie zogen in Richtung Süden, um von dort wegzukommen. Sobald unsere Nachbarn von dieser Krankheit im Norden hörten, kehrten auch sie um und kamen wieder hierher zurück.«
Gordon blieb still sitzen und dachte nach.
»Worum handelt es sich deiner Meinung nach?«
»Klingt für mich nach Strahlenkrankheit«, entgegnete er.
Samantha stöhnte entsetzt auf, als sie das hörte.
»Sam, wir sollten von hier verschwinden. Ich muss mit Jimmy sprechen.« Als sich Gordon mit einer Drehbewegung vom Bett aufraffte, sog er die Luft vor lauter Schmerz hörbar zwischen den Zähnen hindurch ein.
»Gordon, was du vor allen Dingen tun musst, ist, dich ausruhen.«
»Samantha, wir haben keine Zeit. Hol mir ein paar richtig starke Schmerztabletten und sieh zu, dass du Jimmy findest.«
Samantha wusste, dass es kein ›Nein‹ gab, wenn ihr Mann einen Entschluss gefasst hatte, also machte sie sich umgehend auf den Weg.
Gordon stellte sich ans Fenster und blickte hinaus. Über den Hügeln ungefähr zwei Meilen südlich stieg Rauch auf. Woher er kam, war ihm klar. Die Zeit, da sie versucht hatten, in San Diego zu überleben, war zu Ende. Obwohl ihn die Reise nach Idaho vor eine große Herausforderung stellte, ließ sie hoffen und bot ihnen die Chance eines Neuanfangs. Falls sie in San Diego blieben, würden sie sterben.
Cheyenne Mountain, Colorado
Der Tag brachte Conner sowohl gute als auch schlechte Neuigkeiten. An Letztere hatte er sich gewöhnt, also war es umso bemerkenswerter, etwas Positives zu hören. Er grinste über beide Ohren und konnte es kaum erwarten, Julia zu sehen. Nach ihren täglichen Besprechungen fühlte er sich stets etwas hilflos, doch was ihm Julia heute mitgeteilt hatte, sorgte für ein anhaltendes Hochgefühl. Auch wenn es für einen akkuraten Test noch zu früh war, freute er sich riesig darüber, dass seine Frau glaubte, schwanger zu sein. Eine ausgesprochen erfreuliche Entwicklung, die in ihm die Hoffnung weckte, nun wieder eine innige und stabile Beziehung mit seiner Frau führen zu können. Sie hatten sich in den letzten Jahren auseinandergelebt, denn er war wegen seiner politischen Karriere ständig unterwegs gewesen und von einem Termin zum nächsten gehetzt. So waren Zweifel am Fortbestand ihrer Ehe aufgekommen. Nun kam es ihm vor, als sei seine Frau nicht nur seine beste Freundin, sondern auch seine intimste Vertraute und Seelenverwandte. Krisenzeiten können gegensätzliche Auswirkungen haben: Entweder entzweien sie, oder sie führen Menschen enger zusammen. Die Liebe, die er gerade empfand, ähnelte jener in den ersten Jahren ihrer Ehe. Zwar fehlte noch die Gewissheit, dass sie wirklich ein Kind erwartete, doch die Aussicht allein baute ihn auf.
Als er vor die Tür ihres Quartiers trat, hörte er Musik von drinnen. Was er sah, als er sie öffnete, versetzte
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