The End (Die neue Welt)
ein Auto hat. Unsere Vorräte sind zu erschöpft, als dass wir damit um uns werfen und einen ganzen Tross durchfüttern könnten.«
»Logisch, aber wir haben ein paar grundanständige Nachbarn, denen zwar fehlt, was du für erforderlich hältst, aber sie wären trotzdem eine Bereicherung.«
»Das interessiert mich nicht, Jimmy«, stellte Gordon strikt klar. »Sie kommen nicht mit, wenn sie sich nicht selbst verpflegen können.«
»Du bist verbittert. Ein bisschen abgestumpft warst du ja schon immer; schätze, das kommt vom Krieg.«
»Das hältst du mir ständig vor. Lass mich dir erklären, weshalb ich es nicht für meine Aufgabe halte, auf jedermann achtzugeben: Früher war ich ein Idealist und überzeugt davon, mich um alle kümmern zu müssen, die es selbst nicht konnten. Dieses blinde Gutmenschentum nahm ich auch mit, als ich das College im Zuge der Anschläge von 9/11 verließ und mich dem Marinekorps anschloss. Meiner Ansicht nach stand unsere Generation in der Pflicht, ihrem Vaterland zu dienen und für seine Freiheit einzustehen. So ließ ich alles hinter mir und zog in den Krieg. Da hinten gab ich mein Bestes, und wie dankten es mir nicht wenige in diesem Land? Mit Häme und Verachtung. Nach einem Zwischenfall in Falludscha wurde ich zum politischen Spielball derer, die auf mich herabsahen. Ich habe dort drüben mein Leben riskiert, um den Menschen Freiheit zu schenken, die nichts davon verstehen und uns hassen; ich habe mein Leben riskiert, um die Freiheiten zu verteidigen, die viele hier für selbstverständlich hielten. Am Ende war ich ein Prügelknabe und musste für alles herhalten, was bei uns im Irak schiefging. Ich machte Schlagzeilen als mutmaßlicher Mörder, doch als man mich freisprach, schwiegen sich die Medien darüber aus. Also ja: Ich bin tatsächlich verbittert! Ich fühle mich nicht mehr dafür zuständig, aller Welt unter die Arme zu greifen. Meine einzige Gewissenspflicht besteht darin, meine Familie und die Menschen zu schützen, die ich liebe. Ich habe einen Lebensweg verfolgt, der besagte, dass ein Mann die Aufgabe hat, mit entsprechenden Mitteln dafür zu sorgen, dass seine Angehörigen sicher und wohlauf bleiben. Andere hielten das nicht für nötig, sondern meinten, es sei wichtiger, Dutzende teure Armbanduhren und Designer-Jeans zu besitzen als eine Pistole oder nur ein gottverdammtes Messer. Falls sich jemand keine Zeit zur Vorbereitung nahm, weil er davon ausging, jemand anderes müsse es für ihn tun – tja, mein Freund, dann muss er jetzt zusehen, wo er bleibt. Ich habe weder Zeit noch Muße, um mich seiner anzunehmen. Wir selbst hadern schon mit dem Überleben, ohne dass wir unsere Ressourcen für andere einsetzen.« Gordon war immer lauter geworden und nunmehr rot angelaufen.
Jimmy stand mit offenem Mund vor ihm und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er hatte einen wunden Punkt getroffen, wie er einsah, und wollte seinen Freund nicht noch mehr aufregen.
»Hey, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Wir alle haben unser Päckchen zu tragen, manche ein schwereres als andere. Feilen wir weiter an diesem Plan, in Ordnung?«
Gordon nickte nur und entgegnete: »Okay, bringen wir ihn in trockene Tücher und machen uns vom Acker.«
4. Januar 2015
›Wenn du nicht bereit bist, Gewalt zur Verteidigung der Zivilisation anzuwenden, dann sei bereit, Barbarentum zu akzeptieren.‹
Thomas Sowell
USS Makin Island, Pazifischer Ozean
Barone hatte eine außerordentliche Sitzung mit all seinen Kommandanten einberufen, um die Landung in Kalifornien durchzusprechen. Die Schiffe lagen vor der Küste, und davon ausgehend, was ihre Aufklärer ermittelt hatten, verfügte er nun über eine klare Vorstellung, wie die Operation insgesamt verlaufen sollte.
Seit dem Tod seines Sohnes war er nicht mehr derselbe. Falls er zuvor noch einen Rest frohen Mutes und Einfühlungsvermögen besessen hatte, so war ihm beides inzwischen vergangen. Hartherzig und unversöhnlich war er geworden. Barone verrannte sich in der Vorstellung, gewährleisten zu müssen, dass nichts mehr fehlschlagen würde, und dachte nur noch daran, seine Männer heil nach Kalifornien zu bringen. Die Wegbereitung beanspruchte den Großteil seiner Tageszeit, und der einzige andere Gedanke, der ihm regelmäßig kam, galt der Frage, wie er seiner Frau Billys Tod beibringen sollte. Ihm graute vor dem Augenblick, da er ihr entgegentreten musste. Das Versprechen, welches er ihr vor Jahren gegeben hatte, war nun
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