The End (Die neue Welt)
wohingegen die Männer Kopfbedeckungen trugen und unrasiert waren.
Obwohl jeder Suchtrupp Lebensmittel mit zurückbrachte, genügten diese nie, um die über siebenhundert Bewohner des Bezirks zu ernähren. Der Eigenanbau mochte helfen, war aber ein langwieriges Unterfangen. Es würde Monate dauern, bis ihre Gärten eine entsprechende Menge an Obst und Gemüse hergaben. Auch Wasser würde zwangsläufig zum Problem werden, denn sie hatten zwar den großen Tank für sich in Anspruch genommen, doch dessen Inhalt würde in Kürze aufgebraucht sein. Nicht zu vergessen das Thema medizinische Versorgung: Einige Gemeindemitglieder litten unter Krankheiten, derentwegen sie täglich Arzneimittel zu sich nehmen mussten, und Jimmys Sohn etwa litt unter Asthma. Zum Glück hatten die Mannschaften große Stückzahlen an verpackten Medikamenten geborgen, aber auch die würden irgendwann zuneige gehen.
Gordon hatte sich viel aufgebürdet, war aber fest entschlossen, alles zu bewältigen. Im Moment blieb ihm keine Alternative, außer er wagte sich weiter hinaus und setzte sein Leben unterwegs aufs Spiel.
»Gordon!« Melissas Stimme brachte ihn von seinen Gedanken ab. Er drehte sich um und sah sie aus einiger Entfernung winken, erwiderte die Geste und lief zu ihr hinüber. Er fragte sich, was sie wollte.
»Hi, Gordon. Wie geht es euch, dir und deiner Familie?«
»Gut, danke sehr. Und dir?«
»Auch gut … na ja, den Umständen entsprechend eben. Wegen Eric neulich … du weißt ja bestimmt, dass er am nächsten Tag nach Hause kam. Er war den ganzen Weg von der Innenstadt zu Fuß gegangen.« Melissa wirkte aufgewühlt; sie verschränkte die Arme.
»Ich habe es gehört. War doch klar, dass er wohlauf sein würde.« Gordon versuchte, sich kurz zu fassen, weil er bereits zu spät zum Treffen mit den Teams kam.
»Tut mir leid, Gordon, ich weiß, dass du beschäftigt bist, aber ich wollte dich um einen Gefallen bitten.«
»Okay, wie kann ich helfen?«
»Eric sitzt die ganze Zeit mit dem Baby zu Hause und tut überhaupt nichts. Ich habe mich angeboten, Samantha in der Schule zu helfen, wie dir nicht entgangen sein dürfte.«
»Ja, stimmt«, bestätigte Gordon.
»Also, es geht um Eric. Er ist irgendwie … niedergeschlagen.« Sie konnte Gordon nicht in die Augen sehen, während sie sprach, und wurde immer zappeliger.
Da Gordon das natürlich bemerkte, streckte er eine Hand aus und legte sie auf ihren Arm.
»Klartext, Melissa«, bat er.
Mit einem Seufzer fragte sie schließlich: »Darf sich Eric einer deiner Gruppen anschließen? Er ist nicht auf den Kopf gefallen und ziemlich stark; im College war er Ruderer, und Sport treibt er heute noch. Klar, er arbeitet in der Buchhaltung und hat keine Erfahrung als Soldat, doch er könnte den Umgang mit Männern vertragen und muss einfach mal raus, um etwas zu unternehmen.«
»Warum fragt er mich nicht persönlich?«, hakte Gordon nach.
„Weil er Angst hat, du könntest ›nein‹ sagen.«
»Meine Güte, nichts liegt mir ferner. Ich brauche helle Köpfe wie Eric. Mir ist egal, was er vorher gemacht hat, solange er auf sich selbst aufpassen kann, wenn wir die Siedlung verlassen.«
Melissa strahlte. »Großartig! Ich sag ihm Bescheid. Wann kann er sich mit euch treffen, um alle Einzelheiten zu besprechen?«
»Wie wär's, wenn ihr uns heute beide zum Abendessen besucht? Ich nehme ihn dann zur Seite und unterhalte mich mit ihm. Klingt das gut?«
»Klingt perfekt, Gordon. Vielen, vielen Dank.« Sie wirkte glücklich und erleichtert.
»Kein Thema, aber wenn du mich jetzt bitte entschuldigst; ich muss wirklich dringend los.« Er zeigte auf seine Teammitglieder, die schon warteten.
Melissa drehte sich kurz in ihre Richtung und dann wieder zu ihm. »Nicht schlimm. Danke noch einmal und bis heute Abend.«
Gordon wollte gehen, hielt dann aber inne und wandte sich ihr noch einmal zu. »Bitte lass meine Frau wissen, dass ihr heute zum Dinner kommt.«
»Klar, nachher in der Schule«, versprach Melissa, winkte wieder und ging.
Gordon begab sich zu seiner Gruppe. Er mochte Eric. Zwar kannte er ihn nicht gut, doch der Mann beeindruckte ihn, weil er ausgesprochen gebildet und clever war. Er gehörte der zweiten Generation einer Familie chinesischer Einwanderer an. Seine Eltern waren mit leeren Händen in die Staaten gekommen und hatten eine kleine Bäckerei eröffnet. Da sie sich dem Betrieb mit Leib und Seele widmeten, florierte er und hatte sogar Geld für ein Harvard- Studium ihres Sohnes
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