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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Schwester Tabitha meinen Weg zu Travis gefunden habe. Langsam drehe ich den Türknauf.
    Auf dem Tisch neben seinem Bett brennt eine Kerze, die flackert, als die Zugluft aus dem Gang in den Raum strömt. Schnell schließe ich die Tür hinter mir. Auf Kissen gestützt sitzt er da, als hätte er gewartet.
    Ich brauche eine Weile, bis ich begreife, dass er wach ist. Er streckt mir eine Hand hin. Sie zittert ein ganz kleines bisschen. »Mary, komm, bete für mich«, sagt er. Und ich laufe an sein Bett, knie nieder und lege meinen Kopf an ihn.
    Der üble Geruch nach Krankheit ist verschwunden, sein Gesicht ist nicht mehr blass und verschwitzt. Er legt mir einen Finger unter das Kinn. Mir ist bewusst, dass meine Haut tränenüberströmt ist. »Bete für mich, Mary«, sagt er.
    »Ich … ich kann nicht«, sage ich. »Ich weiß keine Gebete.«
    »Dann will ich das vom Meer«, sagt er, und ich lache.
Er lächelt und rutscht vorsichtig wieder tiefer ins Bett. Dann neige ich mich zu ihm und fange an, ihm ins Ohr zu flüstern. Seine Hand hält meine ganz fest umschlossen und mein Herz schlägt schneller als je zuvor, dagegen kann ich nichts machen.

    In der vergangenen Woche bin ich jede Nacht in Travis’ Zimmer gewesen und habe ihm die Geschichten erzählt, die ich immer von meiner Mutter gehört habe. Ich bin erschöpft, aber wahnsinnig glücklich. Nachts leben wir in unserem eigenen Universum, wir gehören nur einander, als hätten wir jede andere Verpflichtung abgeworfen.
    Heute Nacht pulsiert mein Körper voller Vorahnung, unsere Finger sind miteinander verflochten, als ich an seinem Bett knie.Wir teilen nun schon seit Wochen unseren Atem, jedenfalls kommt es mir so vor, obwohl es in Wirklichkeit nicht mehr als ein paar Momente gewesen sind. Es ist, als herrschte zwischen unseren Lippen die Unendlichkeit. Tatsächlich berühren werden wir uns nie.Wie in der Mathematik, in der man bis in alle Ewigkeit durch zwei teilen kann.
    Beinahe streifen meine Lippen die seinen, und ich vergesse, dass es Cass gibt und Harry, Jed und unser Dorf. In der Nacht, hier in diesem Raum, existieren nur Travis und ich und unser erster Kuss.
    In diesem Moment merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Vielleicht verändert sich der Luftzug im Raum, vielleicht reagieren meine Ohren darauf, dass irgendwo eine Tür geöffnet wird, jedenfalls rücke ich ein Stück von
Travis ab und schaue ihm in die Augen. Auch er hat die Veränderung bemerkt.
    »Pst« sage ich und lege einen Finger zwischen unsere Lippen. Wie erstaunlich, dass überhaupt noch ein Finger dazwischenpasst. Ich lausche angestrengt auf mehr, dann höre ich Schritte, viele, sie kommen die Treppe herauf und den Gang entlang. In Panik fahre ich hoch. Travis wirft die Decke zurück, packt mich und zieht meinen Körper über seinen rüber, sodass ich zwischen ihm und der Wand liege, dann schlägt er die Decke über uns beide.
    Ich halte den Atem an und warte.
    Im Gang wird geflüstert, eine Gruppe von Leuten scharrt an der Tür vorbei. Dann geht die Tür zu unserem Zimmer auf, die Angeln quietschen leise und mir bricht am ganzen Körper der Schweiß aus. Travis’ Herz schlägt in den Augenblicken, in denen meines nicht schlägt. Ich bin mir sicher, dass wer auch immer da an der Tür ist, dieses wechselseitige Pochen hören muss.Von meiner Position aus kann ich nicht sagen, was Travis macht, aber er atmet tief und gleichmäßig wie im Tiefschlaf. Ich kneife die Augen zu und mache mir Vorwürfe, dieses Risiko eingegangen zu sein.
    Dann höre ich, wie die Person an der Tür einen Schritt in den Raum hinein macht. »Travis«, sagt sie, wie um sich zu vergewissern, ob er wirklich schläft. Ich beiße mir auf die Lippen, denn ich erkenne Schwester Tabithas Stimme. Travis rührt sich nicht, er reagiert überhaupt nicht.
    Am Ende geht die Tür mit einem Klick wieder zu, der Riegel wird vorgeschoben. Diese Geräusche werden von
den Decken gedämpft. Wir warten. Travis schlägt die Laken zurück, frische, saubere Luft strömt in meine Lungen, aber ich bewege mich nicht von der Stelle.
    Die Wände sind dünn hier oben auf diesem Flur, wir hören, wie Leute in dem Zimmer nebenan herumlaufen. Möbel werden über den Fußboden gerückt, dann zischt jemand, als wolle er den Lärm unterbinden.
    Travis und ich starren uns gegenseitig in die Augen. Wir hören nur Gemurmel, Stimmen, die sich heben und senken, sich überschneidend und schnell. »Meinst du, da ist jemand verletzt, so wie du es warst?«, flüstere

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