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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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zurückstolpert. Ihr Blick geht zwischen ihrem Bruder und irgendwas hinter ihm hin und her. Jakob dreht den Kopf und lässt sich dann auf den Rücken fallen, mit Hilfe seiner Handballen schiebt er sich über den festen Grund. Der Fensterrahmen versperrt mir die Sicht. Ich muss den Kopf seltsam verdreht ans Glas drücken, um sehen zu können, was ich schon weiß. Ein Rudel Ungeweihter schlurft auf den Jungen zu. Sie kommen immer in Rudeln.
    Die Schwester macht zwei Schritte auf ihren Bruder zu, packt seinen Arm und zerrt, aber sie ist zu klein und zu schwach, um ihn von der Stelle zu bekommen. Die Ungeweihten
nähern sich und der Junge kämpft gegen seine Schwester an, schlägt ihre kleinen Hände weg, schubst sie in Richtung der Plattformen.
    All das spielt sich zwischen zwei Herzschlägen ab.Vor dem nächsten Herzschlag trete ich vom Fenster zurück. Bevor ich sehe, welches Schicksal Jakob ereilt, denn dieses Schicksal kenne ich nur allzu genau.Wie das kleine Mädchen schüttele ich ungläubig den Kopf.
    Das ist Panik. Und Panik bedeutet, dass die Leute auf den Plattformen die Leitern früh hochziehen werden. Alles tun werden, um als Erstes sich selbst zu retten.
    Die Haare auf Argos Rücken richten sich auf, er hält den Kopf gesenkt und knurrt, dass sein Körper zittert. Alle Hunde in unserem Dorf fürchten sich instinktiv vor den Ungeweihten und sind ausgebildet, sie zu wittern. Mit seinem ganzen Wesen konzentriert er sich auf die Tür unseres kleinen Hauses und warnt uns vor dem, was dahinter ist.
    Etwas stürzt sich auf mich. Ich werde vom Fenster weggestoßen. Harry drückt mir das Zeremonienmesser in die Hand und packt mein Kinn, seine Finger bohren sich in mein Fleisch, als er mir in die Augen schaut.
    Schweiß rinnt ihm über die Schläfen, seine Brust hebt und senkt sich keuchend. Und dann reißt er die Tür auf, rennt nach draußen und ist schon wieder da, ehe ich mich fassen kann. Ehe ich schreien oder ihn zurückhalten kann. Während ich immer noch die Stelle reibe, an der sein Daumen sich in meine Haut gedrückt hat. In seinen Armen hält er Jakob, den sowohl seine Schwester als auch
ich schon den Ungeweihten überlassen hatten. Harry legt den Jungen aufs Bett und macht sich wieder daran,Vorräte zusammenzupacken.
    Er wirft mir ein Bündel zu, das ich mit einer Hand an meine Brust drücke, in der anderen halte ich noch immer das Messer. Vom Haken neben der Tür schnappt er sich zwei Wasserschläuche, dann hält er inne und sieht mich an. Ich stehe noch immer da an der Wand, wo er mich hingeschubst hat.
    Er hält mir die Hand hin und ich nehme sie. Seine Finger streichen über das weiße Band an meinem Handgelenk und ich sehe den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen. Dann macht er den Mund auf und will etwas sagen, aber ich bin taub von dem andauernden Sirenengeheul.
    Das ganze Häuschen erzittert, als etwas gegen die Tür kracht. Harry wendet sich von mir ab und packt Jakob, wirft ihn sich über die Schulter. An der Tür bleibt er stehen, er legt seine Hand auf das Holz und berührt die Schrift, die in den Türrahmen geschnitzt ist. Ich möchte die Augen schließen, damit ich nicht sehen muss, was vorgeht. Damit ich so tun kann, als hätte dieser Tag niemals angefangen, als würde dieser Tag niemals anfangen.
    Und dann, ehe ich die Gelegenheit habe, mich umzustellen, mich vorzubereiten, reißt Harry die Tür auf und wir rennen.
    Sogar behindert durch den Jungen, das Wasser, eine Waffe und seinen eigenen Beutel mit Vorräten, ist er schneller als ich, sind seine Schritte sicherer als meine.
Mir verschwimmt vor Angst alles vor Augen. Argos windet sich um meine Beine, weiß nicht, wo er sonst Schutz suchen soll, und ich stolpere.
    Unser Häuschen liegt hinter dem Münster, am Rand des dörflichen Wohngebietes. Plattformen sind hier knapp. Ich laufe auf die nächstgelegene zu, wobei mich die prall gefüllte Tasche, die ich an meine Brust drücke, aus dem Gleichgewicht bringt. Gerade will ich die Sprossen der Leiter packen, da rutschen sie mir wieder durch die Finger, denn vom Morgennebel ist das Holz glitschig geworden. Der Mann, der die Leiter auf die Plattform zieht, guckt mich achselzuckend an. Nicht mal eine Entschuldigung bringt er vor. Die hätte ich wegen des andauernden Anund Abschwellen der Sirene sowieso nicht hören können.
    Oben auf der Plattform spannen Männer die Bögen und lassen Pfeile auf Ziele hinter mir schnellen. Ein Pfeil saust an meinem Kopf vorbei, ich spüre, wie der Druck die

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