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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Luft zerreißt. Doch ich weiß nicht, ob er für mich bestimmt war oder für etwas hinter mir, und ich will nicht über meine Schulter schauen und es herausfinden. In diesem Augenblick ist die Realität mehr, als ich ertragen kann, deshalb schiebe ich sie beiseite.
    Hektisch schaue ich mich nach einer anderen Plattform um und hetze darauf zu. Argos ist noch immer an meiner Seite, er beißt in meinen Rock, weil ich stehen bleiben soll, und ich stolpere und falle auf die Knie. Als ich aufschaue, sehe ich Travis an der Leiter, keine zehn Längen von mir entfernt. Er wartet, bis die Reihe an ihm ist hinaufzuklettern. Cass steht neben ihm.

    Ich kann mich nicht zurückhalten und rufe seinen Namen.
    Natürlich nützt es nichts. Die Sirene ist zu laut, die allseitige Panik macht uns taub. Ich brülle noch einmal, schließe die Augen, weil ich mich so anstrenge, jedes bisschen Atem in meinem Körper in dieses eine Wort zu pressen. Genau da verstummt die Sirene, und die Welt wäre still, wenn ich nicht wäre und wenn Travis’ Name nicht laut von meinen Lippen tönen würde.
    Es ist, als hätte ich die Welt für diesen Augenblick angehalten. Travis schaut auf und unsere Blicke treffen sich. Zwei Herzschläge, dann drei – sind wir fast ein Wesen. Da mitten im Nichts existieren wir einen kurzen Moment lang in unserer eigenen Ruhe und in meiner Vorstellung spüre ich seine Lippen an meinen Handgelenken.
    Und dann wird an meinem Ärmel gezerrt und die Männer brüllen Anweisungen und das Stöhnen der Ungeweihten kommt näher und zerreißt die Stille.Wie wild schlage ich mit meiner Tasche um mich, aber da ist Harry wieder und er wehrt meine Schläge ab.
    Er packt meinen Arm und zerrt mich weg von dem Kreis der Häuser, weg von den überfüllten Plattformen und Travis, auf das Münster zu. Menschen schreien. Panik, Schmerz, Entsetzen. Die Geräusche verschmelzen mit dem Gestöhne und den Schlachtrufen.
    Etwas reißt an meinem Haar, ich stolpere, falle aufs Knie. Dann rolle ich zur Seite und glitschige graue Arme kommen auf mich zu. Ich liege auf dem Rücken, Argos bellt wie verrückt, als die Ungeweihte auf mich fallen
will. Ich schlage um mich im Gras, bis ich das glatte Holz meines Messers fühle. Dann fahre ich hoch und herum und stoße die Klinge in die Schulter der Ungeweihten.
    Das ist das erste Mal, dass ich mich mit einer Waffe gegen eine Ungeweihte zur Wehr gesetzt habe. Ich würge, als ich spüre, wie das Metall bis auf den Knochen ins Fleisch schneidet. Die Frau lässt nicht ab von mir, ihr Arm ist fast abgetrennt, das dreckige blonde Haar hängt ihr in filzigen Strähnen übers Gesicht. Ich will die Klinge herausziehen, aber sie hat sich verkantet.
    Die Ungeweihte will immer noch auf mich rauffallen. Ihr Kiefer hängt runter, ich kann die Lücken sehen, wo ihr Zähne fehlen. Mit ausgestreckten Armen will ich sie mir vom Leib halten, da kratzt sie mich. Ihr Mund ist meiner Haut so nah, dass ich spüre, wie der Gestank des Todes in mich eindringt. Ich trete sie, schlage nach ihr, aber es nützt nichts. Ich schließe die Augen und warte.

15
    D er Schmerz bleibt aus. Ich mache ein Auge auf und stelle fest, dass ihr Näherkommen gestoppt worden ist. Der lange Schaft des Messers bohrt sich neben meinem Kopf in den Sand und hält ihre Zähne fern von meinem Fleisch. Immer noch fuchtelt sie herum und schnappt, ihre Fingerspitzen kratzen über meine Wangen.
    Ich lasse mich zurücksinken, drücke mich flach an den Boden, während sie über mir hängt, dann winde ich mich unter ihr heraus. Hände packen meine Schultern, ich fange wieder an, mich zu wehren, aber es ist Harry und er befreit mich.
    Mit einem sauberen Hieb enthauptet er die Ungeweihte, deren Kopf auf den Boden rollt. Ich greife nach meinem Zeremonienmesser, aber das steckt zu tief im Knochen fest. Harry zerrt an meinem Arm und ich lasse meine Waffe zurück. Meine Hände fühlen sich leer an, verletzlich.
    Meine Beine schwanken, ich spüre schon das Brennen der Tränen und zittere am ganzen Körper, als wir uns wieder aufmachen. Der Geruch von Blut schwängert die
Luft, klebt im Hals, ist mehr Geschmack als Geruch. Bei jedem Atemzug krampft sich meine Brust zusammen, als könnte sie nicht genug Luft aufnehmen.
    Um mich herum fallen Freunde und Nachbarn den Ungeweihten zum Opfer. Einige sind bereits gestorben und haben sich gewandelt, mit durchgebissenen Kehlen und abgerissenen Gliedmaßen. Stetig strömen sie aus dem Nebel heran und umzingeln uns.
    Sie sind

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