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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Male im Kopf durchgespielt.
    »Cass, Liebes, ich glaube nicht …«, sagt Travis. Bei ›Liebes‹ zieht sich mir der Magen zusammen. Ich wende den Kopf von der Gruppe ab und starre zu den Ungeweihten hinüber, die sich am Zaun versammelt haben, und versuche, über sie hinweg in den Wald zu schauen.
    »Ist mir egal, was du glaubst.« Cass hat ihm das Wort abgeschnitten, und ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht loszulachen. An diese strenge Cass bin ich nicht gewöhnt. Es ist irgendwie unnatürlich, seltsam und plötzlich ziemlich witzig.
    »Wir haben kaum noch Wasser, das ist mir nicht egal.« Sie steht auf und hält ihm den leeren Wasserschlauch unter die Nase, sodass er sich zurücklehnen muss. »In ein paar Tagen haben wir nichts mehr zu essen. Und ich will nicht, dass wir hier im Wald verschmachten, weil wir zu ängstlich sind, zurück in unser Dorf zu gehen«, sagt sie. Energisch tippt sie mit dem Fuß auf den Boden, als ob sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper hätte.
    »Es gibt nichts mehr, wohin wir zurückgehen können«, sagt Jed. In seinem Ton schwingt etwas Endgültiges mit.

    »Das weißt du gar nicht«, sagt Cass. Ihre Stimme wird schriller, verzweifelter. »Das kannst du gar nicht wissen. Du weißt nur, dass es schlecht aussah, als du weggegangen bist. Du kannst nicht behaupten, dass es nicht besser geworden ist. Dass sie den Durchbruch nicht zurückschlagen konnten.«
    Jed sagt nichts. Seine Miene verrät, dass er sich in sich selbst zurückgezogen hat, zu seinen Erinnerungen an Beth.
    Cass fängt an, um uns herumzugehen. »Seid ihr denn nicht in der Lage zu begreifen, was hier passieren wird? Wie das hier enden wird? Wir werden diesem Pfad folgen, bis wir zu schwach sind, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und dann sterben wir hier draußen.« Sie fuchtelt beim Sprechen mit den Händen herum und ist so in Fahrt, dass sie die Tränen in Jakobs Augen nicht sieht und nicht merkt, wie sie ihn erschreckt.
    »Welchen Sinn hat das Herumirren hier draußen denn?«, schreit sie.
    »Da draußen ist was«, sage ich schließlich.
    Sie lacht, macht große Augen und guckt boshaft. »Was ist da draußen, Mary? Meinst du etwa dein Meer?« Sie legt die Hände auf ihre Knie und beugt sich vor, bis unsere Gesichter auf einer Höhe sind. »Können wir das Meer trinken, Mary? Wird dein kostbares Meer uns retten, wenn uns auf diesem Pfad der Tod droht?«
    Dann richtet sie sich wieder auf und verkündet: »Ich gehe zurück. Sie schaut in die Runde, ehe sie hinzufügt: »Und Jakob nehme ich mit.« Sie hält ihm die Hand hin,
aber er weicht nur wimmernd zurück, er fürchtet sich vor dem Wahnsinn, der in ihren Augen blitzt, und er fürchtet sich vor dem Tod, den er im Dorf gesehen hat.
    Cass geht auf Jakob zu. Sie nimmt seine Hand und zieht ihn hoch, aber er will nicht stehen bleiben. Sein Wimmern wird zu lauten Schluchzern, die seinen kleinen Körper erschüttern, aber Cass will nicht von ihm ablassen. Am Ende schreit er: »Aua, das tut weh!«, und Harry geht zu ihr und zieht sie weg.
    Sie wirbelt herum, packt Harry am Oberarm. Ihre Finger bohren sich in seine Haut.
    »Komm mit mir«, sagt sie. Keuchend fleht sie ihn praktisch an. Ihr ganzer Körper ist verkrampft und zittert, als ob sie beim leichtesten Atemzug explodieren würde. »Jakob kann uns gehören. Dir und mir.Wir können das alles ändern. Wir können es richten – wir können alles in Ordnung bringen. So machen, wie es hätte sein sollen.« Nun redet sie ganz schnell, die Worte überschlagen sich, als könnte sie sie vergessen oder im nächsten Augenblick schon nicht mehr den Willen haben, sie auszusprechen.
    Keiner von uns regt sich, keiner atmet, als wir Cass’ Zusammenbruch beobachten.
    »Denk doch mal daran, Harry«, sagt sie. Ihre Stimme klingt jetzt weicher. »Es wäre wie früher. Als Travis krank war und es nur dich und mich gegeben hat.«
    Dieser Augenblick erinnert mich daran, wie Cass als Kind war. Mit weißblondem Haar und unschuldigem Blick.Wie sie mir zuhörte, wenn ich ihr die Geschichten
meiner Mutter erzählte, obwohl sie sich nie etwas draus machte. Sie hat nie verstanden, dass es eine Welt vor der Rückkehr gab. Ihr Leben war immer das Hier und Jetzt. Ihre Glückseligkeit war ein Dorf, für immer geschützt vor den Ungeweihten und allem anderen, das irgendwann einmal hinter den Zäunen existiert haben mochte.
    »Was ist, wenn wir als Einzige übrig sind«, sagt sie, dreht sich zu uns um und zeigt auf uns. »Was ist, wenn

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