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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewusst, warum ich noch nicht fertig war.
    Alabama.
    Ich nahm die letzte Scheibe kalten Toast vom Tablett, ging nach unten und hinaus auf die Krocketbahn.
    Dort setzte ich mich in die Sonne, beobachtete ein Dutzend Paare und eine langsame, aber fröhliche Vierergruppe beim Schwingen der Schläger, hing meinen Altmännergedanken nach und ließ die Sonne meine Altmännerknochen wärmen. Gegen Viertel vor drei begann die Schicht von drei bis elf Uhr auf dem Parkplatz einzutrudeln, und um drei Uhr fuhren die Leute der Schicht von sieben bis drei Uhr davon. Die meisten gingen in Gruppen zum Parkplatz, aber Brad Dolan war allein. Das war ein irgendwie aufheiternder Anblick; vielleicht war die Welt doch noch nicht ganz zum Teufel gegangen. Eines seiner Witzbücher ragte aus seiner Gesäßtasche. Der Weg zum Parkplatz verlief längs der Krocketbahn, und so sah er mich dort, aber er winkte mir nicht und blickte mich auch nicht finster an. Das passte mir ausgezeichnet.
    Er stieg in seinen alten Chevrolet mit dem Aufkleber ICH HABE GOTT GESEHEN, UND SEIN NAME IST NEWT. Dann fuhr er davon und hinterließ eine dünne Spur von billigem Motoröl.
    Gegen vier Uhr gesellte sich Elaine zu mir, wie sie versprochen hatte. Ich sah ihr an den Augen an, dass sie noch etwas mehr geweint hatte. Ich legte den Arm um sie und drückte sie fest an mich. »Armer John Coffey«, sagte sie. »Und armer Paul Edgecombe.«
    Armer Paul, hörte ich Jan sagen. Armer alter Junge.
    Elaine begann wieder zu weinen. Ich hielt sie im Arm, dort an der Krocketbahn im nachmittäglichen Sonnenschein. Unsere Schatten sahen aus, als tanzten sie. Vielleicht in den traumhaften Ballsälen, deren Musik wir damals im Radio hörten.
    Schließlich hatte Elaine sich wieder unter Kontrolle und löste sich von mir. Sie fand ein Papiertaschentuch in der Tasche ihrer Bluse und wischte sich damit über die weinenden Augen. »Was geschah mit der Frau des Direktors, Paul? Was geschah mit Melly?«
    »Sie wurde als das Wunder ihrer Zeit betrachtet, wenigstens von den Ärzten im Krankenhaus von Indianola«, sagte ich. Ich ergriff Elaines Arm, und wir spazierten zu dem Pfad, der vom Parkplatz für die Angestellten fort und in das Wäldchen führte. Zu dem Schuppen bei der Mauer zwischen Georgia Pines und der Welt der jüngeren Leute. »Sie starb – an einem Herzanfall, nicht an einem Gehirntumor – zehn oder elf Jahre später. 1943, glaube ich. Hal starb an einem Schlaganfall, so ungefähr um den Tag von Pearl Harbor herum – es kann sogar genau an diesem Tag gewesen sein -, sie überlebte ihn also um zwei Jahre. Ziemlich ironisch, was?«
    »Und Janice?«
    »Darauf bin ich heute noch nicht ganz vorbereitet«, sagte ich. »Ich werde es dir ein anderes Mal erzählen.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.« Aber das war ein Versprechen, das ich nie einhielt. Drei Wochen nach dem Tag, an dem wir zusammen in das Wäldchen spazierten (ich hätte ihre Hand gehalten, wenn ich nicht befürchtet hätte, ihren geschwollenen, arthritischen Fingern wehzutun), starb Elaine Connelly friedlich in ihrem Bett. Wie Melinda Moores starb auch sie durch einen Herzanfall. Der Pfleger, der sie fand, sagte, sie hätte friedlich ausgesehen, als wäre der Tod plötzlich und ohne große Schmerzen eingetreten. Ich hoffe, er hatte recht. Ich habe Elaine geliebt. Und sie wird mir fehlen. Sie und Janice und Brutal und einfach alle.
    Wir kamen zum zweiten Schuppen am Pfad, zu dem unten an der Mauer. Er stand abseits zwischen verkrüppelten Kiefern, und ihre Schatten betupften das durchhängende Dach und die mit Brettern vernagelten Fenster. Ich ging darauf zu. Elaine blieb einen Moment zurück, und ich sah ihr an, dass sie Angst hatte.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Wirklich. Komm mit.«
    Die Tür hatte keine Klinke – es hatte einmal eine gegeben, doch sie war abgerissen worden -, und so benutzte ich ein gefaltetes Stück Karton als Keil zwischen Tür und Rahmen, um sie zuzuklemmen. Ich entfernte jetzt den Keil und betrat den Schuppen. Die Tür ließ ich so weit auf, wie es ging, denn drinnen war es dunkel.
    »Paul, was? … Oh. Oh! « Dieses zweite »Oh« war fast ein Schrei. An einer Seite stand ein Tisch. Darauf lagen eine Taschenlampe und eine braune Papiertüte. Auf dem schmutzigen Boden stand eine Hav-A-Tampa-Zigarrenkiste, die ich von dem Mann bekommen hatte, der die Getränke- und Bonbonautomaten des Altenheims auffüllte. Ich hatte ihn danach gefragt, und weil seine Firma auch Tabakprodukte

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