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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dickens« aussah.
    Ralph erinnerte sich an die Bemerkung, als er seinen ersten Gast im Haus begrüßte, den britischen Verleger Malcolm Edwards. Er erzählte Edwards davon, und sie plauderten über Dickens. Edwards erwähnte, dass Dickens viele seiner Romane in Fortsetzungen veröffentlicht hatte, entweder als Beilage in Zeitschriften oder als eigene Ausgaben, sogenannte »Chapbooks« (ich weiß nicht, woher diese Bezeichnung für ein Buch kommt, das kleiner als ein durchschnittliches ist, aber der vertrauliche und freundschaftliche Klang des Wortes hat mir stets gefallen). In einigen der Romane, fügte Edwards hinzu, wurde noch geschrieben und korrigiert, während die ersten Folgen bereits veröffentlicht wurden; Charles Dickens war ein Romanautor, der offenbar keine Angst vor Abgabeterminen hatte.
    Dickens’ Fortsetzungsromane waren enorm beliebt; sogar so beliebt, dass einer von ihnen eine Tragödie in Baltimore heraufbeschwor. Eine große Gruppe von Dickens-Fans drängte sich im Hafen auf einem Pier und wartete auf die Ankunft eines englischen Schiffes mit Exemplaren der neuesten Fortsetzung von The Old Curiosity Shop an Bord. Wie es heißt, stürzten in dem Gedränge einige der Möchtegernleser ins Wasser und ertranken.
    Ich glaube kaum, dass Malcolm oder Ralph jemanden ertrinken sehen wollen, aber sie fragten sich, was geschehen würde, wenn heutzutage wieder die Veröffentlichung eines Romans in Fortsetzungen versucht werden würde. Keinem von beiden war auf Anhieb bewusst, dass es das schon mindestens zweimal gegeben hatte (es gibt wirklich nichts Neues unter der Sonne). Tom Wolfe veröffentlichte die erste Fassung seines Romans Fegefeuer der Eitelkeiten in Fortsetzungen im Rolling Stone Magazine, und Michael McDowell (The Amulet, Gilded Needles, The Elementais und das Drehbuch Beetlejuice) veröffentlichte einen Roman mit dem Titel Blackwater in Fortsetzungen im Taschenbuch. Dieser Roman – eine Horrorstory über eine Südstaatler-Familie mit der unangenehmen Eigenart, sich in Alligatoren zu verwandeln – war nicht McDowells bester, aber er wurde trotzdem ein ordentlicher Erfolg für Avon Books.
    Die beiden Männer spekulierten weiter, was geschehen würde, wenn ein Autor von Populärliteratur heutzutage versuchte, einen Roman in Chapbooks zu veröffentlichen – in kleinen Taschenbüchern, die vielleicht für ein Pfund oder zwei in Großbritannien oder für vielleicht drei Dollar in Amerika verkauft werden würden (wo die meisten Taschenbücher jetzt 6,99 Dollar oder 7,99 Dollar kosten). Jemand wie Stephen King könnte solch einem Experiment vielleicht einen interessanten Start geben, meinte Malcolm, und dann unterhielten sie sich über andere Themen.
    Ralph vergaß die Idee mehr oder weniger, aber sie fiel ihm im Herbst 1993 wieder ein, als er von der Frankfurter Buchmesse zurückkehrte, einer Art internationaler Handelsmesse, bei der jeder Tag für ausländische Agenten wie Ralph ein Showdown ist. Er brachte mir das Thema Fortsetzung/Chapbook zusammen mit einer Reihe von anderen Ideen an, von denen die meisten automatisch abgelehnt wurden.
    Die Idee mit dem Chapbook wurde jedoch nicht automatisch abgelehnt, im Gegensatz zum angebotenen Interview in der japanischen Ausgabe des Playboy oder der Tournee durch die baltischen Republiken, für die alle Spesen vergütet werden sollten, beflügelte sie meine Fantasie. Ich bezweifle, dass ich ein moderner Dickens bin – wenn es so jemanden gibt, dann ist das vermutlich John Irving oder Salman Rushdie -, aber ich habe stets Geschichten geliebt, die in Episoden erzählt werden. Es ist eine Form, auf die ich zum ersten Mal in der Saturday Evening Post stieß, und sie gefiel mir, weil am Ende jeder Episode Leser und Schriftsteller fast auf dem gleichen Stand waren – man konnte eine ganze Woche lang versuchen, die nächste Wendung vorherzusehen. Außerdem, so kam es mir vor, las und erlebte man diese Geschichten intensiver, weil sie rationiert waren. Man konnte sie nicht verschlingen, selbst wenn man das wollte (und wenn die Story gut war, tat man es trotzdem).
    Das Beste von allem: Bei mir zu Hause lasen wir Geschichten oft laut vor – an einem Abend mein Bruder David, am nächsten ich, am übernächsten meine Mutter, dann wieder mein Bruder. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, ein geschriebenes Werk so zu genießen wie die Filme und Fernsehsendungen ( Rawhide, Bonanza, Route 66), die wir uns gemeinsam ansahen; sie waren ein Familienereignis. Erst Jahre

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