The Haunted
Kristen zusammen.«
Sein Ernst verunsicherte mich etwas. »Aber du heißt doch mit erstem Namen Daniel und sie ist mit jemandem gegangen, den sie nur mit D. bezeichnet hat.«
»Ach ja?«
»Jawohl«, erwiderte ich. »Ich meine, nein. Ich meine … Du solltest es doch am besten wissen. Du bist D.«
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Abbey, aber ich war das nicht.«
Caspian beobachtete uns. Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu und versuchte, beim Thema zu bleiben. »Ich weiß, dass du es warst. Sie hat geschrieben, dass ihr euch an geheimen Plätzen getroffen habt, und … und woher weißt du denn sonst überhaupt so viel über sie, wenn du es nicht warst?«
Ben wurde ein bisschen rot. »Weil ich sie gern gehabt habe.«
»Wie kannst du all das persönliche Zeug erklären, das du über sie weißt?«
»Wir waren zusammen in ein paar Kursen und da habe ich sie ein bisschen ausgefragt.«
Ich sah ihm fest in die Augen, um herauszufinden, ob er log.
Er log nicht.
»Warum hat sie mir das nie erzählt?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Aber ich wollte dir immer von meinen Gefühlen zu ihr erzählen, darüber wollte ich schon die ganze Zeit mit dir reden.« Er senkte verlegen den Blick. »Ich dachte, dass ich vielleicht Gefühle für dich hätte … Aber dann habe ich gemerkt …« Er verstummte und sah mich an.
Ich erwiderte nichts.
»Dann habe ich gemerkt, dass ich … äh … dass ich in Wahrheit nicht auf dich stehe«, erklärte er. »Es war immer nur Kristen. Wahrscheinlich war das nur so eine vorübergehende Übertragung oder so.«
Langsam öffnete ich die Fäuste und starrte auf meine Handflächen. »Wo warst du?«, fragte ich. »Wo warst du in der Nacht, als sie vermisst gemeldet wurde?«
»Ich war unterwegs, zusammen mit meinem Dad. Wir sind zum Fischen in den Norden gefahren. Wenn du willst, kannst du ihn gerne fragen.«
Ich musterte ihn eingehend und suchte nach etwas … nach irgendetwas. »Also bist du es nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Fast wünschte ich, ich wäre dieser Typ gewesen, dann könnte ich dir wenigstens ein paar Fragen beantworten. Aber ich bin es nicht. Übrigens war ich bei ihrem Gedenkgottesdienst unter anderem deshalb so aufgewühlt, weil ich an der Suche nach ihr nicht teilnehmen konnte. Ich hätte gern geholfen.« Er sah so traurig aus, dass ich sicher war, dass er mir so etwas unmöglich vorspielen konnte.
»Dann bist du also nicht D.«, flüsterte ich, halb zu Ben, halb zu Caspian, und ließ den Kopf hängen. Jetzt fühlte ich mich mit einem Mal sehr leer und ausgelaugt. »Tut mir leid, Ben, tut mir echt leid.«
Er nickte kurz, dann drehte er sich um und ging zu seinem Vater zurück. Weil mir nichts mehr einfiel, was ich hätte sagen können, ließ ich ihn gehen. Jetzt war ich noch schlechter dran als vorher. Ich wusste noch immer nicht, wer D. war, und hatte womöglich einen Freund verloren.
Der nächste Tag in Onkel Bobs Eisdiele zog sich wieder einmal endlos in die Länge und ich glaubte nicht, dass ich bis zum Schluss durchhalten würde. Mein Kopf war nicht mit den Fingern verbunden, ich war ungeschickt und langsam.
Mehrmals ließ ich beim Bedienen den Portionierer fallen und jedes Mal musste ich mir einen neuen holen und von vorn anfangen.
Als mir Aubra zeigte, wie die Kasse funktionierte – »zum fünfunddreißigsten Mal!« –, drückte ich den falschen Knopf und selbst Onkel Bob konnte den Schaden nicht beheben. Den Rest des Tages bekam jeder sein Eis automatisch zum halben Preis.
Der Donnerstag lief nicht viel besser und Ben tauchte nicht zur Nachhilfe auf. Später rief er mich an und meinte, es tue ihm leid, aber er habe einfach zu viel zu tun gehabt. Doch ich wusste, dass unsere peinliche Begegnung auf der Christbaumfarm die Ursache war. Ben wusste wohl nicht, wie er sich jetzt mir gegenüber verhalten sollte.
Aber wenigstens gab es am Ende eines jeden Tages einen Lichtblick – Caspian kam vorbei und blieb immer ein, zwei Stunden. Wir lagen auf meinem Bett und redeten über dies und das. Manchmal schwiegen wir auch und hörten stattdessen Musik, was auch sehr nett war. Das Wissen, dass er da war und auf mich wartete, hielt mich aufrecht.
Der Freitag war am schlimmsten. Aubra war selbst für ihre Verhältnisse extrem schlecht drauf. Anfangs dachte ich, es läge vielleicht daran, dass sie bald ihre Tage bekam oder so. Ständig machte sie Pausen, in denen sie Tausende von SMS verschickte, und jedes Mal kehrte sie danach mit roten Augen
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