The Haunted
zurück.
Schließlich dachte ich mir, dass es wohl eher etwas mit Vincent zu tun hatte. Er kam mir wirklich nicht wie der netteste Freund der Welt vor, von daher war es also kein Wunder, dass er sie zum Heulen brachte.
Ich versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen, und versteckte mich in meiner freien Viertelstunde sogar in Onkel Bobs Büro. Erschrocken fuhr ich zusammen, als er dann plötzlich hinter mir stand, ohne dass ich ihn hatte kommen hören.
»Drückst du dich vor der Kundschaft?«
Ich wirbelte herum. »Ich mache nur kurz eine Pause und da dachte ich …«
Er kicherte. »Schon gut, verstehe. Manchmal können die Leute ganz schön anstrengend sein. Ich schwöre, es ist diese verfluchte Hitze, die sie in den Wahnsinn treibt.«
Sie treibt auch so manche Mitarbeiterin in den Wahnsinn, dachte ich. Er lächelte mich schief an, als hätte er das gehört.
Dann trat er an seinen Schreibtisch, schob einen Stapel Unterlagen zur Seite und setzte sich auf seinen Stuhl. »Weißt du, was mir am besten an dir gefällt, Abbey?«
»Hm – meine wundervolle Persönlichkeit?«
Onkel Bob schüttelte den Kopf. »Du veränderst die Menschen, das gefällt mir bei dir am besten. Sieh dir mal dieses Büro an.« Er machte eine Handbewegung durch den Raum. »Du hast mich verändert, indem du mein Büro organisiert hast.«
Ich wollte protestieren und erklären, dass es mir leidtat, ihn damals nicht gefragt zu haben, als ich an Thanksgiving seine ganzen Sachen umgestellt hatte, aber er hielt abwehrend die Hand hoch.
»Ich meine das wirklich positiv. Es hat mir gefallen, dass du die Initiative ergriffen hast. Zugegeben, es hat nicht überall gewirkt …« Sein Blick schweifte über die chaotischen Schränke und ich musste grinsen. »Aber du hast mir wirklich geholfen, mich in dieser Hinsicht zu bessern.«
Er hob einen metallenen, dreieckigen Briefbeschwerer hoch und betrachtete ihn, dann sah er wieder zu mir. »Manche Leute verhalten sich negativ. Sie tun, was sie können, damit du dich elend fühlst, oder sie ignorieren dich einfach.«
Ich starrte auf meine Füße. Es war unschwer zu erkennen, dass er sich damit auf Aubra bezog.
»Aber du darfst nie vergessen, Abbey – du veränderst die Menschen. Das ist wichtiger als alles andere, egal, was kommt. Denk immer daran.«
Ich sah ihn an.
»Hast du mich verstanden?«, fragte er.
»Ja, ich denke schon. Danke für deine aufmunternden Worte.«
Er wirkte erfreut, aber auch ein wenig verlegen. »Schon gut. Ich wollte dich nur ein wenig positiv stimmen, damit ich dich bitten kann, heute eine Stunde länger zu bleiben. Es ist wirklich viel los.«
Ich stöhnte. »Onkel Bob, ist das dein Ernst?«
»Tut mir leid, Abbey. Ich würde nicht fragen, wenn ich dich nicht dringend bräuchte.«
»Na gut.« Ich stieß einen schweren Seufzer aus. »Ich rufe Mom an und bitte sie, mich eine Stunde später abzuholen.«
Er schob mir sein altmodisches Bürotelefon aus den Achtzigern zu. »Nimm doch gleich das da.«
Ich hob den dicken schwarzen Hörer hoch und musterte ihn skeptisch. Dann wählte ich Moms Nummer. »Hey, Mom, Onkel Bob braucht mich heute eine Stunde länger. Kannst du mich dann um sechs abholen?«
»Okay«, erwiderte sie. Im Hintergrund lachte jemand und sie wirkte etwas zerstreut. »Warte mal, sechs Uhr? Aber die Maxwells kommen heute zum Abendessen und ich habe ihnen gesagt, dass wir um halb sieben essen.«
»Ach, die Maxwells kommen?« Über mein Gesicht huschte ein erfreutes Lächeln. »Die hab ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Cool, das ist ja super. Kannst du das Essen nicht auf halb acht verschieben?«
Mom sagte nichts und einen Moment lang dachte ich, das alte Telefon hätte seinen Geist aufgegeben. Schließlich meldete sie sich wieder. »Mmh, okay. Geht in Ordnung, Abbey.«
Ich hörte wieder Gelächter im Hintergrund, auch Mom lachte.
»Was ist denn bei dir los, Mom?«, fragte ich. »Feiert ihr eine Party oder so?«
»Wie bitte? Nein, es sind nur ein paar Leute zum Kaffeetrinken da. Dann bis sechs.«
Ich legte den Hörer auf und verdrehte die Augen, als ich mich an Onkel Bob wandte. »Mom lässt’s mal wieder krachen. Ohne Wein, hoffe ich.«
Sein dröhnendes Gelächter folgte mir auf dem Weg zurück in den Laden. »Lach nur«, rief ich über meine Schulter. »Du kennst die Geschichte von meiner Geburtstagsparty noch nicht.«
Mom kam ungefähr zehn Minuten zu spät und preschte dann mit Vollgas wieder nach Hause. Mehrmals erinnerte sie mich daran, dass
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