The Haunted
Zahnreihen. »Ich bin Cacey und das ist Uri.«
Ich nickte und fragte mich, ob ich ihnen vielleicht die Hand geben sollte oder so. Sie musterten mich beide mit ihren hellen Augen und allein das machte mich unglaublich nervös.
»Du willst eigentlich gar keine Cola, oder?«, fragte ich, verstand in dem Moment aber nicht einmal, wieso ich das fragte.
Uri warf Cacey einen Blick zu. »Vielleicht«, meinte er dann. »Vielleicht aber auch nicht.« Seine Stimme war tief und klang wunderschön. Wie warme Schokolade, die über kostbaren Samt floss.
Meine gesamte Kopfhaut begann, unheimlich zu kribbeln. Es fühlte sich an, als würden Dutzende kleiner Spinnen über meinen Kopf ausschwärmen und mir den Rücken hinunterkrabbeln.
Es war kein angenehmes Gefühl.
»Also, war nett, euch zu treffen, Leute.« Ich stand auf. »Aber ich muss gehen. Meine Eltern warten auf mich.«
»Okay«, meinte Cacey. Es sah aus, als würde sie das überhaupt nicht wundern. »Wir haben nur noch eine Frage.«
Ich hätte einfach gehen sollen. Ich hätte sie einfach stehen lassen und zu Mom und Dad gehen und ihnen sagen sollen, dass ich jetzt sofort nach Hause fahren will.
Aber das tat ich nicht. Ich blieb.
»Warst du mit Kristen Maxwell befreundet?«, fragte Uri. »Dem Mädchen, das hier im Fluss ertrunken ist?«
Ich erstarrte. Dies war weit mehr als nur unheimlich. Ich hatte zwar gerade eine Rede über Kristens Tod gehalten, aber trotzdem fühlte sich diese Frage nicht richtig an. Ganz und gar nicht richtig. So, als wäre es besser, wenn diese beiden das nicht wüssten. »Wieso willst du das wissen?« Ich bekam kaum mehr als ein Flüstern heraus.
»Na ja, wir haben eben gehört, was passiert ist. Das ist alles«, erwiderte er.
Auf einmal überkam mich ein Gefühl völliger Sorglosigkeit, so, als sei alles bestens. Ich hatte den irrsinnigen Drang, alles mit einem Lachen abzuschütteln. Aber auch das fühlte sich an wie … erzwungen. Ich wusste, ich sollte mich nicht prima und sorglos fühlen. Was ging hier vor sich? Alles, was ich sagen konnte, war: »Okay. Aber ich muss jetzt wirklich gehen. Wir sehen uns.«
Mein Mund fühlte sich komisch an und ich schluckte schwer. Jemand musste Laub verbrannt haben oder so etwas, denn einen solchen Geschmack hatte ich auf der Zunge. »Tschüss, Abbey«, trillerte Cacey. »Bis später!« Die Spinnen kamen zurück und wanderten in doppelter Zahl meinen Rücken hinunter. Ich ging davon, so schnell ich konnte.
Kapitel vier – Neue Pläne
»Von hier aus konnte man an einem schläfrigen Sommertage … das leise Gemurmel der Stimmen seiner Schüler vernehmen …«
Sleepy Hollow von Washington Irving
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich zum Friedhof gehen, aber ich musste in die Hollow Highschool, um meine Schulbücher des letzten Jahres zurückzugeben.
Als ich im Februar mit der Schule aufgehört hatte, um zu Tante Marjorie zu ziehen, hatten mir alle Lehrer Aufgaben mitgegeben, damit ich nicht so viel würde nachholen müssen, wenn ich wiederkam. Aber das Fach Naturwissenschaft war zum Problem für mich geworden. Die Aufgaben waren mir wirklich schwergefallen und ich hatte keine guten Noten bekommen.
Mom und Dad waren ziemlich nachsichtig gewesen, weil bei mir mildernde Umstände bestanden und so weiter, aber nun musste ich mit Mr Knickerbocker sprechen. Ich wollte Chemie nicht wiederholen.
Es war komisch, in der Schule zu sein, wenn keine anderen Schüler da waren. In sämtlichen Räumen herrschte gähnende Leere. Lange Reihen silberner Spinde standen ungenutzt in den Gängen und warteten auf den nächsten Schub Teenager, die sie dann für neun Monate in Beschlag nehmen würden. Die frisch gebohnerten Holzböden quietschten unter meinen Füßen.
Ich zog meine Büchertasche hoch und ging zum Sekretariat. Es war ein kleines, in einem warmen Vanille-Ton gestrichenes Zimmer mit vielen Bildern an den Wänden. Mrs Frantz saß hinter dem Schreibtisch, einen Bleistift hinter das Ohr geklemmt und die Brille ganz vorn auf der Nasenspitze. Sie blickte von ihrem Computer auf und lächelte mir freundlich zu.
»Hi, Liebes. Was kann ich für dich tun?«
Ich öffnete den Reißverschluss meiner Tasche und holte einen Stapel Bücher heraus. »Ich muss nur die hier zurückgeben«, sagte ich und schlichtete sie auf den Schreibtisch, wo sie fast die ganze Platte einnahmen.
Die Sekretärin warf mir einen gequälten Blick zu und seufzte. »Ich werde mich darum kümmern.«
Ich wandte mich zum Gehen.
»Warte«,
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