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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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und echten Bürgersinn und Bürgerstolz gezeigt haben«, womit er eine Runde Applaus provozierte. Dann bat er mich, für die Widmung auf die Bühne zu kommen.
    Mom musste mich auf das Podium schieben, aber sie postierte sich wie versprochen neben mich. Bürgermeister Archer stellte mich als Kristens beste Freundin vor und dann wurde es absolut still.
    Ich schaute auf das Blatt Papier, das ich mit einer Faust umklammert hielt, dann legte ich es auf das Rednerpult und strich ein Eselsohr glatt. Alles, was ich sagen wollte, stand hier. Vor mir. Ich musste lediglich den Mund aufmachen und die Worte vorlesen. Die Leute warteten auf mich.
    »Kristen Maxwell war …« Ich brach ab und versuchte es noch einmal. »Sie war eine …«
    Jemand in einer der vorderen Reihen bewegte sich, was mich ablenkte, und ich spürte einen Drang, die Fäuste zu ballen. Ich versuchte, Ben ausfindig zu machen, sah ihn aber nicht. Also versuchte ich stattdessen, seinen Trick auszuprobieren. Ich blickte in die Menge und stellte mir die Leute alle in lächerlicher Unterwäsche vor.
    Irgendwie half es tatsächlich.
    »Ich könnte Ihnen … alle von Kristen Maxwells guten Eigenschaften aufzählen«, las ich zögernd vor. »Sie war eine gute Tochter. Eine gute Freundin. Eine gute Schülerin. Ein guter Mensch. Das zu hören, würden Sie erwarten. Wer spricht schon von den schlechten Eigenschaften eines Menschen, nachdem er gestorben ist?« Meine Stimme schwankte, doch ich fuhr fort. »Aber was Kirsten wirklich ausgemacht hat, ist die Tatsache, dass sie das Leben liebte. Sie liebte es, zu leben und zu lachen und sich über alles zu freuen, was auf sie zukam. Das war ihre beste Eigenschaft.«
    Ich schaute zur Brücke hinüber. »Wir sind oft hierher gekommen, bevor der Bau begann. Wir haben unter der Brücke gesessen, aufs Wasser geschaut, geredet und gelacht. Zeit zusammen verbracht. Es hat ihr hier sehr gefallen.« Meine Kehle begann, sich zusammenzuschnüren, ich kämpfte dagegen an. »Und weil sie sich jetzt nie mehr an den einfachen Dingen des Lebens erfreuen kann, habe ich beschlossen, mich für sie an ihnen zu erfreuen. Jeden Augenblick eines Tages auszukosten und immer zu versuchen, das Glück in kleinen Dingen zu sehen. So, wie es Kristen getan hat.«
    Einige betupften sich die Augenwinkel und dann brach ein donnernder Beifall los. Sie klatschten und klatschten und ich schaute in den wolkenbedeckten Himmel hinauf. Diese Leute klatschen für dich, Kris.
    Bürgermeister Archer kam auf das Podium zurück und der Applaus verebbte. »Ich möchte Abigail Browning für ihre berührenden Worte danken«, sagte er, »und Ihnen allen dafür, dass Sie gekommen sind. Diese Brücke trägt hiermit den Namen Washington-Irving-Brücke und sie ist dem Gedenken an Kristen Maxwell gewidmet.«
    Der Bürgermeister lächelte über die Menge hinweg, doch die Menschen wurden bereits unruhig. Sie wollten gehen. Die Menge teilte sich in zwei Gruppen: Die, die auf uns zukamen, zweifellos, weil sie das Gespräch suchten, und jene, die höflich aber unmissverständlich in Richtung Parkplatz drängten. Die beiden Gruppen behinderten sich gegenseitig und es sah einen Moment so aus, als käme es zu einem allgemeinen Stillstand.
    Mom und ich standen einfach nur da und warteten auf die herannahenden Menschen, bis Dad uns schließlich als Erster erreichte. Ich kam mir wie in einem Dunstschleier vor, schüttelte blindlings ausgestreckte Hände und sagte Danke, während Menschen mir versicherten, wie toll ich gesprochen hätte oder dass ich ihr Mitgefühl habe. Sobald ich konnte, hängte ich mich an Dad dran und legte einen Arm um ihn.
    Es war ein gutes Gefühl, sich an jemandem festhalten zu können. Allein diese kleine Geste half mir sofort, mich wieder besser geerdet zu fühlen.
    Auch Dad schüttelte Hände, er konnte schneller mehr von ihnen erreichen, als ich es konnte. Irgendwann kamen dann keine Leute mehr. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mir einen Überblick zu verschaffen, wer überhaupt noch da war. Weder die Maxwells noch Ben konnte ich entdecken, schaffte es aber, Moms Aufmerksamkeit für einen Augenblick zu gewinnen. »Sind die Maxwells gekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben wohl entschieden, dass sie es nicht schaffen würden.« Sie legte eine Hand auf meinen Arm. »Du hast das großartig gemacht, Abbey.«
    Ich lächelte ihr zu. »Danke, Mom. Und danke, dass du dich mit mir da oben hingestellt hast.«
    Wir waren jetzt die Letzten bei der Brücke, bis

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