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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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nicht laut zu stöhnen. Meine Haut wurde immer heißer; ich sehnte mich danach, dass er mich berührte, dass irgendein Teil von ihm mit mir verschmolz und dieses schreckliche Verlangen verschwand.
    Wie konnte ich das denken? Wie konnte ich so fühlen, obwohl ich wusste, dass all das nie möglich sein würde?
    »All das fühle ich, Abbey«, fuhr er fort. »Wut darüber, dass ich meine Finger nicht durch deine Haare gleiten lassen kann. Traurigkeit, weil ich mein Gesicht nicht neben deines legen kann. Wut, weil ich dir nicht den Atem von den Lippen stehlen kann. Ich kann weder essen noch atmen oder schlafen. Aber noch viel mehr als das möchte ich dich berühren. Aber ich kann nicht. Ich bin einfach nur hier. Ich sitze dazwischen fest.«
    Eine Träne rollte mir über die Wange, ich schloss die Augen und wandte mich von ihm ab. Das war zu viel. So viel Sehnsucht und Gefühl hielt ich nicht aus. So viel Schmerz. Das machte mich einfach kaputt.
    »Ich sehne mich nach deiner Gesellschaft, nach deiner Freundschaft, nach Gesprächen mit dir«, fuhr er fort. »Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn dich zuerst alle sehen und mit dir reden und dann ignorieren sie dich alle? Wenn du nichts mehr hast außer deinen eigenen Gedanken und einer Menge freier Zeit?«
    Er nahm die Arme herunter, ich war wieder frei. Ich räusperte mich und versuchte, meine Stimme wiederzufinden. »Ich möchte, dass du das alles fühlst, Caspian. Zu fühlen bedeutet, ein Mensch zu sein. Halte dich daran fest und lass es nicht mehr los.«
    Er zog sich von mir zurück. Ich spürte es und ich wollte verzweifelt, dass er bliebe.
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, murmelte er. »Es ist zu schwer, so zu tun, als ob. Es machte mich zu wütend …« Seine Stimme brach ab, ich fühlte mich verloren.
    »Was meinst du? Ist etwas … mit dir?«
    Caspian lachte bitter. »Ja, es nennt sich meine Wut. Als ich herausfand, was mit mir los ist, machte mich das wirklich zornig. Ich war wütend auf jeden. Und habe einiges getan. Einiges, worauf ich nicht stolz bin. Nicht, dass ich jemandem etwas angetan hätte, aber ich habe Eigentum zerstört und Ähnliches. Und ich will nicht wieder an diesen Punkt kommen. Ich will nicht … destruktiv werden.«
    Mein Gehirn war überlastet. Ich war von Verwirrung zu Wut, zu Lust und nun wieder zu Verwirrung gesprungen. Ich lehnte mich an die Wand und massierte mir die Schläfen. Er beobachtete mich.
    »Ich weiß nicht, wie ich mit alldem umgehen soll«, sagte ich. »Also werde ich jetzt gehen und darüber nachdenken. Kann ich … bist du … morgen wieder hier? Kann ich wiederkommen?«
    »Ja«, antwortete er. »Wenn du es möchtest.«
    »Ich möchte.« Meine Stimme versagte und ich versuchte es noch einmal und wiederholte mit Nachdruck: »Ich möchte wiederkommen.«

Kapitel zehn – Verrückt schön
    »Dagegen ergötzte er sie wieder mit seinen Anekdoten von Hexereien, von den furchtbaren Anzeichen und erschrecklichen Gesichten und Tönen in der Luft …«
    Sleepy Hollow von Washington Irving
     
    Als ich aus dem Mausoleum trat, versetzte mir die grelle Sonne einen Schock und ich sah erst einmal nichts mehr. Gleichzeitig fühlte ich mich – jetzt, da die Dunkelheit wich – plötzlich erschöpft. Ich massierte mir die Nackenmuskeln. Sie waren ganz hart und verspannt und mein Kopf schmerzte. Dann öffnete ich meine zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare und massierte mit den Fingern meine Kopfhaut.
    Niemand begegnete mir, als ich den Friedhof verließ. Nicht einmal der Friedhofsgärtner. Alles war still und stumm und ich fragte mich, wo sie alle hingegangen waren.
    Zu Hause war es allerdings nicht still, als ich dort ankam.
    Mom sprach laut am Telefon und im Hintergrund plärrte der Fernseher. Ich ließ die Hintertür hörbar hinter mir ins Schloss fallen, steuerte dann auf die Couch zu, ließ mich darauf fallen und streckte die Beine aus. Sie schmerzten ebenfalls. Ich nahm die Fernbedienung zur Hand und zappte zweimal durch sämtliche Kanäle, aber es kam nichts. Im Sommer war das Fernsehprogramm einfach bescheuert.
    Mom trat ins Wohnzimmer und ich schaltete den Kasten aus. Sie hatte diese Miene im Gesicht, welche verkündete, sie wolle »reden«.
    »Wo warst du?«
    Ich zuckte die Achseln. »Spazieren.«
    Sie setzte sich neben mich. »Abbey, ich wollte mich wegen gestern Abend bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, dass dir dein Geburtstagsessen nicht geschmeckt hat.«
    »Du entschuldigst dich für das Essen? Und was

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