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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Schnitt. Sie vermischte sich sofort mit dem Blut und es bildete sich eine rosafarbene Masse. Dann klebte ich das Pflaster auf die Wunde.
    Zufrieden mit meiner kleinen Verarztung stellte ich die Salbe samt Plastikbehälter wieder in das Schränkchen zurück. Dabei sah ich mich zufällig im Spiegel. Ich sah schrecklich aus.
    Der untere Teil meines Hemds war mit Blut besudelt, der obere mit Aprikosenkernöl. Meine Haare waren strähnig und durcheinander und meine Wangen knallrot. Ich drehte mich nach links und begutachtete meine Schultern. Auch sie waren rot. Sonnenbrand. Als ich versuchsweise mit meinem Daumen auf die Haut drückte, wurde sie zuerst weiß und dann rot. Auweia. Da wird sich die Haut schälen.
    Ich fühlte mich verschwitzt und schmutzig, zog mich aus und ging unter die Dusche. Anfangs brannte die Haut auf den Schultern, doch nach einigen Minuten gewöhnte ich mich an den Schmerz. Ich griff nach der Shampooflasche und wollte mir gerade etwas auf die Hand geben. Dabei bemerkte ich, dass mein Pflaster bereits durchgeblutet war; es hatte sich ein roter Fleck darauf gebildet, der am Rand dunkler war als in der Mitte. Nun weichte das Wasser das Pflaster auch noch auf. Ich fragte mich, ob die Wunde gleich wieder anfangen würde zu bluten, wenn ich nach dem Duschen ein neues Pflaster darauf klebte.
    Bei dem Gedanken musste ich an Caspian denken. Blutete er, wenn er sich verletzte? Er war schließlich tot, also müsste die konsequente Antwort eigentlich Nein sein. Aber andererseits war sein Körper ja offensichtlich auch fest. Konnte seine Haut aufreißen oder sich abschälen? Was war darunter? Spürte er heiß und kalt? Duschte er?
    Wasser tropfte von der Shampooflasche und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das, was ich eigentlich vorgehabt hatte: Haare waschen. Ich hatte so viele Fragen an ihn. Würde er sie beantworten? Welche konnte er beantworten?
    Ich drehte das Wasser ab, wickelte mich in ein Badetuch und nahm mir eine Turnhose und ein neues T-Shirt. Es war so ein gutes Gefühl, wieder sauber zu sein.
    Das Sonnenlicht in meinem Zimmer veränderte sich, es wanderte über mein Bett und die Wand hinauf. Ich ging zu meinem Schreibtisch und beseitigte die noch verbliebene Unordnung.
    Als ich mit dem zusammengeknüllten T-Shirt noch einmal über die Stellen wischte, wo das Öl ausgelaufen war, bemerkte ich, dass sich dunkle Flecken gebildet hatten. Sie fühlten sich glatt an und glänzten – das Holz hatte etwas Öl absorbiert. Mit einem Seufzer warf ich das ruinierte T-Shirt in den Abfall.
    Dann griff ich spontan zum Telefon und wählte Tante Marjories Nummer. Sie antwortete sofort.
    »Hey, Tante Marjorie, ich bin es.« Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hoffe, ich störe dich nicht gerade beim Essen.«
    »Du störst mich bei nichts, was man nicht später noch einmal aufwärmen könnte. Ich freue mich, dich zu hören. Das weißt du doch. Wie ist die Zeremonie an der Brücke gelaufen?«
    »Ganz okay. Es war eine Menge Leute da, aber ich habe die ganze Sache gut durchgestanden. Und sonst … lerne ich jetzt mit einem Freund für die Schule. Er gibt mir Nachhilfe.«
    »Sie verlangen, dass du für die Schule noch mehr zu Hause machst?« Sie klang empört und ich musste lächeln. »Aber du hast doch die ganze Zeit, die du hier warst, kaum etwas anderes gemacht als Schularbeiten!«
    »Ich weiß. Aber in Naturwissenschaft bin ich wirklich schlecht. Ich muss am Ende der Ferien eine große Prüfung schreiben, und wenn ich die nicht bestehe, muss ich das ganze Jahr wiederholen.«
    »Das schaffst du«, sagte sie. »Ich habe volles Vertrauen in dich.« Dann wurde sie wieder ernst. »In den Sommerferien sollte man es sich eigentlich gut gehen lassen. Geht es dir gut, Abbey?«
    Ich schaute aus dem Fenster bei meinem Schreibtisch hinaus und überlegte angestrengt, was ich ihr antworten sollte. »Ich weiß nicht. Am Samstag hatte ich Geburtstag und es war schon schwer ohne Kristen, weißt du? Aber mein Freund Ben war hier, das war allerdings auch ein bisschen schwierig. Und … ich weiß einfach nicht. Ich muss über so vieles nachdenken.«
    »Oh! Ich habe deine Geburtstagskarte hier irgendwo. Tut mir leid, dass sie zu spät kommen wird.«
    »Ach was«, sagte ich. »Darüber musst du dir keine Gedanken machen.«
    »Und was ist nun der wahre Grund dafür, dass du mich anrufst?«, wollte Tante Marjorie wissen.
    »Ich wollte mit dir über etwas reden. Du hast mich nie gefragt, warum ich zu dir gekommen bin. Glaub mir,

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